Knapp 12.000 Einwohner zählt die kreisangehörige Stadt Drolshagen im Kreis Olpe. Etwa 75 Kilometer müssen die Aufsteigerinnen von Borussia Dortmund zurücklegen, um ihren Saison-Auftakt in der Landesliga gegen den SC Droslhagen dort zu bestreiten. Für die BVB-Spielerinnen bedeutet das direkt zum Saison-Start am 27. August zur wohl weitesten Liga-Auswärtsfahrt der noch jungen Team-Historie anzutreten. Getoppt wird das Ganze in dieser Spielzeit nur noch am 5. Spieltag gegen die SG Albaum/Heinsberg (knapp 110 Kilometer von Dortmund entfernt, Anm. d. Red.).
Dass solche Distanzen im höherklassigen Fußball spätestens ab der Landesliga dazugehören, liegt in der Natur der Sache. Um so erfreulicher aus Sicht der Anhängerschaft scheint es da, dass die Fans sich in dieser Saison darüber hinaus immer noch auf packende Duelle direkt vor der Haustür freuen dürfen. Denn mit der Reserve des SV Berghofen und den Fußballerinnen des TV Brechten zählen noch zwei weitere Klubs aus der Stadt zum Aufgebot in der Staffel 2.
BVB will aufsteigen
Und genau diese Derbys könnten es am Ende also sein, die den erfolgsverwöhnten BVB-Kickerinnen den ersten Punktverlust der Vereins-Geschichte einbringen. In der Stadt möchte jeder Verein der Primus sein. Viele Vereine wollen uns endlich ein Beinchen stellen. Aber die Klubs aus Dortmund sind vielleicht noch ein Stück weit motivierter“, meint BVB-Coach Thomas Sulewski. Mit dem 33-Jährigen stiegen die Fußballerinnen seit Gründung der Abteilung zur Saison 2021/22 von der Kreisliga bis in die Landesliga auf. Ohne Punktverlust und mit einem beeindruckenden Torverhältnis von 286:8.
Auch in der Landesliga kann der ehemalige Coach des SV Berghofen auf sein kongeniales Offensiv-Duo setzen: Marie Grothe und Mandy Reinhardt erzielten vergangene Spielzeit zusammen 52 Treffer und bereiteten viele weitere vor. „Im Endeffekt muss aber das ganze Kollektiv funktionieren“, betont Thomas Sulewski.
Mit der großen Qualität im Kader sei der erneute Aufstieg zwar das Ziel. Ein Selbstläufer werde der Erfolg aber selbstverständlich nicht. „Wir sind nicht in der Landesliga, um zu schauen, ob es uns gefällt, sondern um aufzusteigen. Wenn wir die Gegnerinnen aber nicht ernst nehmen und nicht zu einhundert Prozent motiviert auftreten, werden wir Probleme bekommen“, mahnt der Trainer.
Berghofen II mit Neustart
Eine deutlich andere Ausgangslage erleben sie derzeit im Südosten der Stadt: Nach dem Abstieg aus der Westfalenliga muss das Trainerteam des SV Berghofen II einen Neustart bewältigen. Dabei sollen Jean Debinski (40) und Isabell Häger (30) von einem besonderen Konzept profitieren. So ist geplant, dass die Reserve gemeinsam mit dem Westfalenliga-Team trainiert. „Unser Hauptfokus liegt darin, allen Spielerinnen die Möglichkeit zu bieten, viele Spielminuten zu erhalten, um sich effektiv weiterzuentwickeln und Erfahrungen zu sammeln“, erklärt Isabell Häger.
Darüber hinaus ermögliche die Zusammenarbeit mit der Ersten, mehr Kontrolle über die Belastungsteuerung zu bekommen. „Langzeitverletzte Spielerinnen können in der Zweiten langsam wieder an ihr volles Potenzial herangeführt werden“, erläutert die Trainerin.
Damit die Kickerinnen sich mannschaftsübergreifend schneller eingewöhnen, wurde dafür auch die Spielweise der Teams angepasst, wie Jean Debinski erklärt: „So lange ein Großteil der Spielerinnen fit bleibt, wollen wir ein gemeinsames System spielen.“ Auf die Frage, welches das denn wäre, antwortet der 40-Jährige mit einem Schmunzeln: „Das werden die Gegnerinnen dann schon sehen.“
Viel passiert in Brechten
Zu denen zählen neben den Borussinen auch die Damen des TV Brechten. Von der Kader-Qualität her eine Mannschaft, die ebenfalls zu den Top-Teams gezählt werden kann. Und dann haben sie seit dieser Saison ja auch noch einen Trainer im Norden der Stadt, der sich mit Aufstiegen bestens auskennt: 2017 wurde Christian Sommer nämlich Landesliga-Meister mit der SG Lütgendortmund.
Damals wie heute arbeitet der 38-Jährige mit seinem Co-Trainer Idris Göz zusammen. „Bei uns ist viel passiert: Wir haben elf neue Spielerinnen dazu bekommen. Wo wir am Ende landen, hängt also auch damit zusammen, wie sich die Neuen einfügen“, so Sommer.
Alleine fünf Kickerinnen kamen aus der letztjährigen Regionalliga-Mannschaft des SV Berghofen. Eine davon ist Paula Peck, die gemeinsam mit Corinna Dubbel (VfL Bochum) Brechtens Innenverteidigerinnen-Duo bilden könnte. Von der Erfahrung der beiden oder anderen Führungsspielerinnen wie Kerstin Berg oder Ebru Öztürk soll die ganze Mannschaft profitieren.
Gemeint ist damit unter anderem eines der größten Talente im Team: Offensivspielerin Salma El Masaoudi (18). „Es ist Wahnsinn, was sie mit ihren 18 Jahren schon abliefert“, betont der Coach. Als Saisonziel gibt Christian Sommer für sich und die 31 Spielerinnen einen Platz unter den ersten fünf aus. Janis Czymoch