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Höhen­flieger

FUSS­BALL-WEST­FA­LEN­LIGA: Dr. Akin Kara führt als Vorsit­zender seit 2003 Türk­spor Dort­mund - Inner­halb von vier Spiel­zeiten ist der Klub bis in die West­fa­len­liga aufge­stiegen - Er verrät, wie viel Geld er inves­tiert.

Wer Türk­spor Dort­munds Vorsit­zenden Dr. Akin Kara anruft, wird ein biss­chen mit der eigenen Jugend konfron­tiert. Zumin­dest wenn man Ende der 1960- oder 1970er­Jahre geboren ist. Denn es ist Take My Breath Away" von Berlin zu hören. Das Lied aus dem Kino­klas­siker Top Gun aus dem Jahr 1986. „Das war in meiner Jugend mein Lieb­lings­film", erklärt Dr. Kara. 

Dr. Kara ist jetzt nicht der Drauf­gänger wie die Haupt­figur Mave­rick, gespielt von Tom Cruise. Beide lieben aber die Höhe. Mave­rick in seiner F-18 und Dr. Kara den Höhen­flug seinem Klub. Türk­spor ist viermal in Serie aufge­stiegen und hat den Durch­marsch von der Kreis­liga B in die West­fa­len­liga geschafft. 

Viele Amateur­fuß­ball-Roman­tiker halten Türk­spor Dort­mund für einen künst­lich hoch­ge­jazzten Klub, der nur mit dem Geld von Dr. Kara hoch­ge­kommen ist. Zum Teil ist die Annahme korrekt. Aber nur zum Teil. Korrekt ist auch, dass Dr. Kara schon seit 2003 Vorsit­zender des Klubs ist.

Er hat in seiner Zeit Frau­en­mann­schaften gegründet, die Jugend­ar­beit florierte. Was aber ausblieb, war der eigene Kunst­ra­sen­platz. Der sollte auf dem alten Roland­platz gelegt werden. Türk­spor wich deshalb nach Marten und nach Deusen aus. Es wurden in der Zeit immer weniger Mann­schaften.

Mit der Gewiss­heit, bald auch einen Kunst­ra­sen­platz zu bekommen, beschloss der Vorstand, die erste Mann­schaft in höhere Ligen zu führen. „Wir haben gesehen, dass sich im Dort­munder Norden nichts mehr getan hat. Wir sehen hier aber großes Poten­zial", erklärt Dr. Kara. Der Medi­ziner mit eigenen Praxen inves­tiert selbst in den Klub.

In der vergan­genen Spiel­zeit waren es 100.000 Euro. ,,80.000 Euro habe ich aus meinem Privat­ver­mögen gespendet und rund 20.000 Euro kamen aus meinen Unter­nehmen", rechnet Dr. Kara. Durch sein Netz­werk kamen immer weitere Spon­soren hinzu, sodass der Klub den Etat eines Ober­li­gisten vorweisen kann. Da kommt der Durch­marsch nicht gerade über­ra­schend.

Klub profes­sio­na­li­sieren

Sein vorran­giges Ziel ist es jetzt, den Klub weiter zu profes­sio­na­li­sieren und die Infra­struktur am Mende­platz, der Kunst­rasen auf dem Roland­platz kam nie, zu verbes­sern. „Wir sind seit zwei Jahren hier, aber es fühlt sich noch nicht nach Heimat an“, sagt der Vorsit­zende. Eine Tribüne mit 340 Sitz- und 70 Steh­plätzen soll gebaut werden. Auf seiner To-do-Liste steht auch die Suche nach einem neuen Vorsit­zenden. ,,Ein, zwei Jahre möchte ich noch Vorsit­zender sein, dann muss jemand kommen, der das hier profes­sio­neller aufzieht, damit der Klub weiter wächst."

Bei Türk­spor muss sich aber keiner Sorgen machen, dass Dr. Kara dann sein Geld aus dem Klub zieht. Ganz im Gegen­teil. „So lange ich es kann, werde ich den Verein unter­stützen. Mindes­tens die nächsten vier bis fünf Jahre werden ich weiter mein Geld hier inves­tieren." Wo es mit dem Klub einmal hinführen soll, gibt er nicht preis. Er betont nur, dass die vergan­genen Jahre mit dem Druck, aufsteigen zu wollen und zu müssen, extrem gewesen seien. Deshalb möchte er jetzt etwas die Luft aus der Nummer nehmen und kein Ziel ausrufen. Wer sich die aktu­elle Mann­schaft aber ansieht, weiß, dass der Verein dem Trainer Orhan Özkara ein Team zusam­men­ge­stellt hat, den Meis­ter­titel einfahren und den Aufstieg in die Ober­liga reali­sieren kann. Der Höhen­flug geht weiter, wie im neuen Top-Gun-Film, in dem Mave­rick seinen Kampfjet zur Geschwin­dig­keit von Mach 10 (12.348 km/h) hoch­drückt. In fast derselben Geschwin­dig­keit fliegt Türk­spor gerade durch die Ligen. Aber nur fast. Thomas Schulzke