Wer Türkspor Dortmunds Vorsitzenden Dr. Akin Kara anruft, wird ein bisschen mit der eigenen Jugend konfrontiert. Zumindest wenn man Ende der 1960- oder 1970erJahre geboren ist. Denn es ist Take My Breath Away" von Berlin zu hören. Das Lied aus dem Kinoklassiker Top Gun aus dem Jahr 1986. „Das war in meiner Jugend mein Lieblingsfilm", erklärt Dr. Kara.
Dr. Kara ist jetzt nicht der Draufgänger wie die Hauptfigur Maverick, gespielt von Tom Cruise. Beide lieben aber die Höhe. Maverick in seiner F-18 und Dr. Kara den Höhenflug seinem Klub. Türkspor ist viermal in Serie aufgestiegen und hat den Durchmarsch von der Kreisliga B in die Westfalenliga geschafft.
Viele Amateurfußball-Romantiker halten Türkspor Dortmund für einen künstlich hochgejazzten Klub, der nur mit dem Geld von Dr. Kara hochgekommen ist. Zum Teil ist die Annahme korrekt. Aber nur zum Teil. Korrekt ist auch, dass Dr. Kara schon seit 2003 Vorsitzender des Klubs ist.
Er hat in seiner Zeit Frauenmannschaften gegründet, die Jugendarbeit florierte. Was aber ausblieb, war der eigene Kunstrasenplatz. Der sollte auf dem alten Rolandplatz gelegt werden. Türkspor wich deshalb nach Marten und nach Deusen aus. Es wurden in der Zeit immer weniger Mannschaften.
Mit der Gewissheit, bald auch einen Kunstrasenplatz zu bekommen, beschloss der Vorstand, die erste Mannschaft in höhere Ligen zu führen. „Wir haben gesehen, dass sich im Dortmunder Norden nichts mehr getan hat. Wir sehen hier aber großes Potenzial", erklärt Dr. Kara. Der Mediziner mit eigenen Praxen investiert selbst in den Klub.
In der vergangenen Spielzeit waren es 100.000 Euro. ,,80.000 Euro habe ich aus meinem Privatvermögen gespendet und rund 20.000 Euro kamen aus meinen Unternehmen", rechnet Dr. Kara. Durch sein Netzwerk kamen immer weitere Sponsoren hinzu, sodass der Klub den Etat eines Oberligisten vorweisen kann. Da kommt der Durchmarsch nicht gerade überraschend.
Klub professionalisieren
Sein vorrangiges Ziel ist es jetzt, den Klub weiter zu professionalisieren und die Infrastruktur am Mendeplatz, der Kunstrasen auf dem Rolandplatz kam nie, zu verbessern. „Wir sind seit zwei Jahren hier, aber es fühlt sich noch nicht nach Heimat an“, sagt der Vorsitzende. Eine Tribüne mit 340 Sitz- und 70 Stehplätzen soll gebaut werden. Auf seiner To-do-Liste steht auch die Suche nach einem neuen Vorsitzenden. ,,Ein, zwei Jahre möchte ich noch Vorsitzender sein, dann muss jemand kommen, der das hier professioneller aufzieht, damit der Klub weiter wächst."
Bei Türkspor muss sich aber keiner Sorgen machen, dass Dr. Kara dann sein Geld aus dem Klub zieht. Ganz im Gegenteil. „So lange ich es kann, werde ich den Verein unterstützen. Mindestens die nächsten vier bis fünf Jahre werden ich weiter mein Geld hier investieren." Wo es mit dem Klub einmal hinführen soll, gibt er nicht preis. Er betont nur, dass die vergangenen Jahre mit dem Druck, aufsteigen zu wollen und zu müssen, extrem gewesen seien. Deshalb möchte er jetzt etwas die Luft aus der Nummer nehmen und kein Ziel ausrufen. Wer sich die aktuelle Mannschaft aber ansieht, weiß, dass der Verein dem Trainer Orhan Özkara ein Team zusammengestellt hat, den Meistertitel einfahren und den Aufstieg in die Oberliga realisieren kann. Der Höhenflug geht weiter, wie im neuen Top-Gun-Film, in dem Maverick seinen Kampfjet zur Geschwindigkeit von Mach 10 (12.348 km/h) hochdrückt. In fast derselben Geschwindigkeit fliegt Türkspor gerade durch die Ligen. Aber nur fast. Thomas Schulzke