Chris Gardner weckt seinen Sohn Christopher diszipliniert. „Aufstehen, Sportsfreund", sagt der von Will Smith gespielte Familienvater in „Das Streben nach Glück". Aufstehen muss auch Westfalia Wickede. Der Traditionsverein liegt nach dem Abstieg in die Landesliga und den darauffolgenden Abgang von 23 Spielern am Boden.
Immerhin die Augen hat die Westfalia bereits aufgeschlagen. In Windeseile schaffte es der Klub, eine komplett neue Mannschaft zusammenstellen. Groß war der Druck, den Kader zu füllen. Dabei konnten die Wickeder Verantwortlichen keinen Wert auf das Erscheinungsbild ihrer Kandidaten legen so, wie es die Investmentbank im Film tat, als die Gardner ein Praktikum zusagte, obwohl dieser in Unterhemd und mit Farbspritzern vor der Chefetage saß.
Der Christian Gardner von Westfalia Wickede heißt Mohamed Lmcademali. Der ehemalige Co-Trainer hat im Sommer das Kommando an der Seitenlinie übernommen, das Marko Schott für den Posten des Sportlichen Leiters abgegeben hatte. In „Das Streben nach Glück" vertreibt Gardner erfolglos Knochendichtemessgeräte. Lmcademali ist das Qualitätsdichtemessgerät im Pappelstadion.
Klassenerhalt als Glück
An ihm liegt es, aus der Westfalia wieder einen würdevollen Klub zu machen. Einen, der sich stabilisiert und den Absturz der vergangenen Monate stoppt. Dass Lmcademali dabei ähnlich viele Rückschläge verkraften muss wie Christian Garnder? Nicht unwahrscheinlich. Er wolle neue Freundschaften entstehen sehen und am Ende auf die Saison blicken und behaupten können, ein gutes Händchen bewiesen zu haben, sagt Lmcademali. Doch wo liegt die Messlatte für das Glück, nach dem Lmcademali strebt? Glücklich wären wir, wenn wir die Klasse halten. Das steht über allem", sagt er.
Auf dem Weg dorthin ist ihm familiäre Unterstützung sicher. Mit im Team: Sohn und Spieler Karim Lmcademali. Er steht seinem Vater zur Seite wie im Film der kleine Christopher. Per Telefon verkündete Gardners Frau Linda: „Ich haue ab.“ Für Karim keine Option. Es sei etwas Besonderes, von seinem Papa trainiert zu werden. Der hat stets das Sagen: „Chef ist Chef zuhause und auf dem Platz auch“, so Karim Lmcademali. Als Vater erwarte er von Karim „das eine oder andere mehr", sagt Mohamed Lmcademali. Die Westfalia bezeichnet er als „Familie“. Er fühle sich bei den Schwarz-Weißen „sehr gut aufgehoben - als Vater, als Trainer, als Mensch", sagt Vater Lmcademali. Gut aufgehoben ist die Westfalia wohl auch in der Landesliga erstmal. „Über den Aufstieg brauchen wir nicht sprechen", sagt Karim Lmcdemali.
Die starke Vaterfigur ist es, die Das Streben nach Glück" zu einer Geschichte mit Happy End werden lässt. Zwischenzeitlich werden die Gardners sogar obdachlos. Dass es für Wickede im Warten auf das renovierte Pappelstadion so weit kommt, scheint immerhin unwahrscheinlich. Dieser klitzekleine Abschnitt heißt Glückseligkeit", sagt Gardner am Ende des Filmes, als er von der Investmentbank eine Festanstellung erhalten hat. Der Westfalia ist zu wünschen, dass sie diese künftig wieder länger als nur für jenen „klitzekleinen Augenblick" empfindet. Vielleicht kann Wickede dann irgendwann sogar jene Zeitmaschine, wie Christopher die Knochendichtemessgeräte seines Vaters immer nennt, in Gang bekommen und zurück in die Westfalenliga reisen. Doch zunächst beschränkt sich das Streben nach Glück auf die Landesliga. Timo Janisch