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Fritz Formel GmbH: Ende einer Wegstrecke

Fritz Formel schließt am 30. Juni seine Pforten. Ab sofort gibt es 60 Prozent Rabatt auf alle Waren.

Für das große Gelände der Fritz Formel GmbH an der Stadtgrenze gibt es eine Reihe von Interessenten, berichtet Karsten Tobner, der den Handel am 30. Juni schließt. FOTO C. LUKAS

Am Ende dieses Monats geht eine 104 Jahre währende Castrop-Rauxeler Geschichte zu Ende. Die Fritz Formel GmbH schließt ihre Pforten. Bis dahin bietet der Baustoffhandel an der Stadtgrenze zu Dortmund-Bövinghausen auf seine restlichen Waren satte 60 Prozent Rabatt, egal in welcher Menge.

„Die Entscheidung ist gefallen“, erklärt Geschäftsführer Karsten Tobner mit ruhiger Stimme. Er ist im Unternehmen aufgewachsen. Aber der Markt hat sich verändert und bevor die Wucht der Veränderung sein Unternehmen möglicherweise in einen Konkurs gerissen hätte, hat er mit ruhiger Hand selbst einen Schlussstrich gezogen und ist nun, wie es im Kaufmannsdeutsch heißt, Liquidator seines eigenen Unternehmens.

Dass am Ende die positiven Erinnerungen überwiegen, "das ist all unseren treuen Kundinnen und Kunden zu verdanken. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich zur Arbeit gehen ,musste´. Es fühlte sich nie nach einem Zwang an; ich habe das Unternehmen immer gerne geführt und wenn man mit Freude zur Arbeit geht, dann stimm das Umfeld, in dem man arbeitet.“

Das gilt für die Kundinnen und Kunden, das gilt aber auch für die Angestellten. Mit zwölf Männern und Frauen hat er das Unternehmen geführt; da er die Abwicklung des Geschäfts frühzeitig selbst übernommen hat, konnten sich seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon früh auf die Situation einstellen. Sie sind alle längst in neuen Arbeitsverhältnissen; mit einer Angestellten wickelt er das Unternehmen nun ab, das am 30. Juni zum letzten Verkaufstag einlädt.

Der Garten- und Landschaftsbau hat das Unternehmen zuletzt getragen. Ob Terrassenplatten aus Beton und Naturstein, Pflasterflächen, Gabionen, Zierkies, aber auch Metallzäunen, Trockenmauern: Der Garten- und Landschaftsbau wird von Unternehmen getragen, die in der Region beheimatet sind und entsprechend ihre Baustoffe beim regionalen Händler beziehen.

Anders sieht dies im Hochbau aus. Viele regionale Unternehmen sind verschwunden, man agiert überregional, die großen Platzhirsche agieren direkt mit Baustoffherstellern.

Der 43 Jahre alte Kaufmann wird vermutlich in der Branche weiterarbeiten, allerdings in einem Angestelltenverhältnis. Für das große Gelände mit seiner Halle, den Büroräumen und der verkehrstechnisch günstigen Anbindung gibt es mehrere Interessenten.

Schwere, aber richtige Entscheidung

Wenn Karsten Tobner über das Gelände geht, dann huscht immer wieder ein Lächeln über sein Gesicht. Als sein Urgroßvater, der tatsächlich auf den schönen Namen Fritz Formel hörte, das Unternehmen gründete, ahnte niemand, dass es über 100 Jahre Bestand haben würde. „Aber nun endet die Wegstrecke“, weiß Karsten Tobner. „Ich bin froh, dass ich mit einem Lächeln das letzte Stück dieser Wegstrecke bestreiten darf. Das Geschäft zu schließen, das war eine schwere, aber richtige Entscheidung. Am Ende ist es, wie es ist.“ Christian Lukas