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Hinter den Kulissen am Westfälischen Landestheater

Die Regieassistentin, Spielleiterin, Organisationsfee und Problemlöserin am Kinder- und Jugendtheater des WLT Dalila Niksic mit ihrer ersten eigenen Regiearbeit im April

Dalila Niksic. FOTO PRIVAT

Ihr Arbeitsplatz ist hinter den Kulissen. Aber für das Ensemble ist sie alles andere als unsichtbar: Regieassistentin Dalila Niksic ist nach der Premiere eines Stücks die Frau für alle Fälle am KJT des Westfälischen Landestheaters.

Sie ist Spielleitung, Organisationsfee und Problemlöserin, wenn das Ensemble unterwegs improvisieren muss. Sie stimmt sich mit der Technik am Spielort ab, ist Ansprechpartnerin für die Gastspielhäuser und kümmert sich um den reibungslosen Ablauf vor Ort. Nach der Premiere gibt die Regie die Verantwortung für die Inszenierung an die Regieassistenz ab. Notwendige KJT-Umbesetzungsproben leitet am WLT Dalila Niksic.

Flexibilität als Jobbeschreibung

Die Aufgabe als Tausendsassa passt zu Dalilas Charakter. Sie ist begeisterungsfähig für nahezu jede Aufgabe, hat sogar in jüngeren Jahren nach einem Bank-Praktikum eine Finanz-Karriere für möglich gehalten. Nach dem Abitur entschied sie sich allerdings letztendlich für ein Lehramt-Studium, in dem sie ihre Begabung für Musik - sie spielt klassische Gitarre und Klavier und ihren Wunsch, mit Kindern zu arbeiten, kombinieren konnte.

Während des Studiums arbeitete sie im Rahmen eines Projekts erstmals mit Musik-Studierenden am Apollo-Theater in Siegen als Regieassistentin, für eine Inszenierung des Benatzky-Singspiels „Das weiße Rößl“. Die Arbeit am Theater gefällt ihr, nach abgeschlossenem Lehramts-Studium recherchiert sie zu Assistenzprofessionellen Stellen und entscheidet sich für die Regieassistenz in der Kinder- und Jugendtheatersparte des WLT.

Erste eigene Arbeit im April

Zum Ende ihrer zweiten Spielzeit am WLT, im April, bringt Dalila ihre erste eigene Regiearbeit auf die Bühne: Wildbestand oder von einer, die auszog, eine Zukunft zu finden von Esther Becker. Es ist eine Familiengeschichte - eine Mutter lässt ihre zwei Kinder im Wald zurück - und eine Fluchtgeschichte, denn die beiden Kinder finden in ihrem Baumhaus „Dina“ (für die Namenlose“), ein geheimnisvolles Mädchen, dass von überall und nirgends geflohen zu sein scheint. Das Stück erzählt aus Kindersicht von Flucht, Vertreibung und Heimatlosigkeit.

Dalila ist begeistert von der atmosphärischen Dichte, den starken Figuren und der poetischen, teils musikalischen Sprache: „Die Dina ist eine total starke Figur. Es wird auch gezeigt, dass sie mit ihren Erfahrungen total alltagsbegabt ist.

Mit dem Thema Flucht und Vertreibung wird ganz pragmatisch umgegangen. Wo Dina herkommt und wie ihr Weg war, bleibt unklar, ein starkes Statement, dass Flucht immer und überall passieren kann und immer schlimm ist. Das fand ich interessant. Und dann natürlich auch der sprachliche Aspekt, diese poetische Sprache, diese starke Rhythmik.“

Für Wildbestand hat sie natürlich ein Konzept, es werden aber auch die individuellen Erfahrungen aller Beteiligten einfließen. Die Darstellerin der Dina zum Beispiel kommt von der Krim und kann nicht mehr zurück in die Heimat. Dalila selbst hat eigene Erfahrung durch die Fluchtgeschichte ihrer Eltern.
Von Petra Zimmermann