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TU Dortmund: Im Alter studieren hat viele Vorteile

Seniorenstudium: Ideale Möglichkeit bietet, auch im Alter noch Neues zu lernen und neue Netzwerke zu knüpfen

Abschließen will Elmar Schleiden nur das Studium, nicht aber mit einem abwechslungsreichen Alltag. FOTO MAREIKE HANKE

Eilen von Seminarraum zu Seminarraum, von Campus Süd zu Campus Nord, günstig essen mit Kommilitonen in der Mensa. Nach dem typischen Alltag eines Seniors klingt das nicht. Dabei hat das Seniorenstudium an der TU Dortmund viele Vorteile. Wir haben mit Elmar Schleiden gesprochen und einen Einblick in das Seniorenstudium bekommen.

„Das Seniorenstudium hat bei uns familiäre Tradition. Mein Vater war nach seiner Berentung quasi immer Seniorenstudent,“ erzählt Elmar Schleiden. Der 67-Jährige ist seit Oktober 2022 an der TU Dortmund eingeschrieben.

Im Alter studieren? Dafür gibt es extra Studiengänge

Weiterbildendes Studium für Seniorinnen und Senioren nennt sich das Studium für alle Menschen über 50. Ein Abitur ist dafür nicht nötig. Das strukturierte Studienprogramm geht über fünf Semester und wird mit einem Zertifikat abgeschlossen. Jeweils zum Wintersemester werden 60 Studienplätze vergeben.

„Manche wollen das Zertifikat nicht machen, weil es ihnen keinen Vorteil bietet. Ich habe mich entschieden, es zu machen, um einen runden Abschluss zu erwerben. Die Zielrichtung ist eigentlich eine Qualifizierung für zeitgemäß bürgerschaftliches Engagement. Darauf bauen eben auch verschiedene Veranstaltungen in den verschiedenen Modulen auf“, erklärt Schleiden. Viele der angebotenen Seminare sind im Bereich Soziologie verankert. Seit vorigem Semester kann man auch Veranstaltungen aus dem Modul Raumplanung und Architektur belegen“, freut sich der ehemalige Lehrer für Pflegeberufe.

Viele Vorteile, aber auch Hindernisse

Nicht nur die Tradition hat ihn daher ins Seniorenstudium geführt: „Ich fand den Rollenwechsel spannend, nachdem ich 30 Jahre lang Bildung vermittelt habe.“ Auf die Frage, welche Vorteile das Seniorenstudium generell für ältere Menschen hat, ist die Antwort schnell gefunden: „Es ist super, um neue Netzwerke zu finden. Und das im Kontext der Bildung. Es ist eine Erweiterung des des Horizonts und es geht auch ums Wachbleiben im Kopfum die Herausforderung. Quasi: Ich kann es noch!“

Obwohl das Studium sehr barrierefrei angetreten werden kann, ist es nicht für alle bequem durchzuziehen.

„Bei manchen, die noch arbeiten, haben die Chefs kein Verständnis, dass man regelmäßig bei Veranstaltungen erscheinen will. Einigen wird die Doppelbelastung zu viel. Oder was man auch bedenken muss: Manche haben zu Hause noch pflegende Aufgaben. Kümmern sich beispielsweise um die Eltern“, berichtet Schleiden von seinen Kommilitonen.

Auch die Fahrtwege können ein K.-o.-Kriterium sein. Aus diesen Gründen seien auch Blockseminare durchaus gefragt, da der zu organisierende Zeitraum überschaubarer ist.

Elmar Schleiden wohnt ganz in der Nähe der TU Dortmund. Auch das war ein Grund, ausgerechnet dort das Seniorenstudium anzutreten. Die Uni Bochum, wo seine Tochter studiert hat, wäre ebenfalls eine Option gewesen. So spart er nun aber viel Zeit - die Schleiden gut gebrauchen kann. Mit Minijob und Engagement in der Kirche wird der 67-Jährige stets auf Trab gehalten.

Auseinandersetzen mit aktuellen Themen

Corona habe dem Seniorenstudium sehr geschadet, erklärt Elmar Schleiden. Denn viele Senioren würden die Auseinandersetzung mit der Technik meiden, die beispielsweise für Videochats von zu Hause notwendig wäre. Die Zahlen der studierenden Senioren seien seitdem rückläufig.

Schade, findet auch Schleiden, denn die Technik und Digitalisierung bieten viele Möglichkeiten. Mind Maps für Referate lässt er beispielsweise mittels Künstlicher Intelligenz erstellen - eine extrem praktische Hilfe. „Für ein Seminar wurde mal eine Onlineumfrage gemacht, wer Offliner ist, wer viel surft und so weiter. Manche Senioren haben es nicht geschafft, an der Umfrage teilzunehmen, weil sie das mit dem Einlesen des QR-Codes nicht hinbekommen haben. Da haben die jüngeren Masterstudierenden direkt geholfen. Im Studium helfen wir uns gegenseitig auch über Generationen hinweg“, sagt Schleiden. Angst vor dem Studium müsse man also wirklich nicht haben. Man könne nur gewinnen.

An eine Geschichte von seinem Vater erinnert sich Schleiden noch mit einem Schmunzeln: „Irgendwann hat er drei Semester Geowissenschaften belegt, um die Masterarbeit meiner Nichte gegenlesen zu können.“

Von Mareike Hanke

Alle Infos zum Seniorenstudium

60 Studienplätze pro Wintersemester

ab 50 Jahren

umfasst fünf Semester und ist ein sogenanntes Zertifikatsstudium

Erfolgreicher Abschluss nach: 25 Bescheinigungen verschiedener Lehrveranstaltungen, absolvieren eines Praktikums inklusive Praktikumsbericht, Abschlussarbeit.

Schwerpunktfächer: Soziale Gerontologie, Soziologie, Erziehungswissenschaften, Psychologie, Philosophie, Evangelische und Katholische Theologie, Rehabilitationswissenschaften

Informationen und Anmeldung: Service- und Beratungsteam: dienstags und donnerstags 10 bis 12 Uhr, Emil-Figge-Straße 50, Raum 2.450 oder Tel. (0231) 7554128 seniorenstudium.tu-dortmund.de