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Sinn und Struktur finden: Im Ruhestand ankommen

Als Neu-Rentnerin oder Neu-Rentner erstmal in ein tiefes Loch stolpern - das will niemand. Planen Sie daher den Ruhestand gut.

Was will ich noch erleben, was von der Welt sehen? Auch diese Fragen gehören zur guten Vorbereitung des Ruhestandes dazu. FOTO ANNETTE RIEDL/DPA

Erst die Monate, dann die Tage - viele ältere Berufstätige zählen sie. Sie fiebern dem Tag entgegen, an dem sie endlich im Ruhestand sind.

Doch immer wieder kommt es vor, dass Neu-Rentnerinnen und -Rentner dann in ein tiefes Loch fallen. „Ohne Vorbereitung kann es passieren, dass Betroffene sich auf einmal trotz ihres familiären Umfelds einsam fühlen, weil der sonst so selbstverständliche Tagesablauf und Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen nicht mehr ist“, beschreibt die Diplom-Psychologin Prof. Eva Asselmann.

Identifikation mit dem Job

Arbeit gibt unseren Tagen Struktur. „Die Gefahr, in ein tiefes Loch zu fallen, ist umso größer, je anspruchsvoller die Arbeit war und je mehr man sich damit identifiziert hat“, sagt der Coach und Autor Herb Stumpf aus Nürnberg.

Ist die Lösung, sich „schleichend“ aus der Arbeitswelt zurückzuziehen? Stichwort: Altersteilzeit, also ab einem gewissen Alter die Stundenzahl sukzessive reduzieren? Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. „Ob das für jemanden eine Option sein kann, hängt von der individuellen Lebenssituation ab“, sagt Eva Asselmann. Sprich: Ob man sich Altersteilzeit überhaupt finanziell leisten kann und ob das zur eigenen Persönlichkeit passt. Ähnlich sieht es Stumpf.

Bestandsaufnahme vor Renteneintritt

Egal ob Altersteilzeit oder nicht: Ohne eine gründliche Vorbereitung aufs Rentendasein besteht die Gefahr, dass sich aus der neuen Bedeutungslosigkeit ein emotionales Tief entwickelt.

Asselmann plädiert dafür, sich schon ein Jahrzehnt vor Rentenbeginn Gedanken darüber zu machen, wie man den eigenen Lebensabend sinnvoll gestalten möchte. Mit den konkreten Vorbereitungen beginnen Ältere idealerweise circa zwei Jahre vor dem Ende ihres Berufslebens.

„Am besten, man macht dann eine Art Nabelschau“, rät Herb Stumpf. Diese Fragen helfen dabei: Wo liegen meine Fähigkeiten und Interessen? Was will ich noch erleben - und kann ich mir das finanziell leisten? Wie ist mein Gesundheitszustand? Welche Pläne und Ideen hat mein Partner oder meine Partnerin - und wie lassen sie sich mit meinen vereinen? Wie sieht es mit der übrigen Familie aus, wie mit sonstigen sozialen Kontakten wie Freundinnen oder Nachbarn?

Ziele: Ehrenamt oder Teilzeitarbeit?

Im nächsten Schritt geht es darum, konkrete Ziele zu definieren. Manche verspüren vielleicht den Wunsch, sich ehrenamtlich zu engagieren. Wer nicht weiß, welches Ehrenamt in Frage kommt, kann sich beraten lassen, etwa bei den Freiwilligenagenturen, die es in vielen Kommunen gibt. Wer schon weiß, wo er oder sie sich einbringen möchte, nimmt einfach Kontakt zur jeweiligen Einrichtung auf und bietet seine Hilfe an.

Wer auch über den Renteneintritt hinaus zumindest für ein paar Stunden am Tag oder in der Woche arbeiten möchte, sollte sich überlegen: Kann oder möchte ich das beim alten Arbeitgeber tun? Oder eine Lehrerin im Ruhestand unterrichtet nicht mehr, gibt aber Schülern Nachhilfe“, nennt Eva Asselmann eine weitere Möglichkeit.

Eine Option für alle, die im Alter noch mehr von der Welt sehen möchten: Der Senior Experten Service (SES) vermittelt ältere Fachleute im Rahmen von Zeitjobs ins Ausland. „Vom Metzger bis hin zu Managerin werden beim SES nahezu alle Fachkräfte gesucht und vermittelt“, sagt Herb Stumpf.

Und für alle, die im Ruhestand intensiv ihren Interessen und Hobbys nachgehen wollen: Gruppen, in denen man auf Gleichaltrige und Gleichgesinnte trifft, gibt es fast überall. Ob es nun der Computerclub ist, Volkshochschulen, Sport- und Wandervereine.

So kann eine Tagesstruktur aussehen

„Ganz wichtig, um nicht in ein Loch zu fallen, ist, sich fürs Rentendasein eine Tagesstruktur zu erarbeiten“, betont Asselmann. Ein solcher Tagesplan gibt Halt und lässt weniger Leere aufkommen.

Er kann zum Beispiel so aussehen: Aufstehen, dann als erstes Yoga-Übungen machen. Dann Frühstück, spazieren und die Natur genießen, auf dem Rückweg einkaufen. Mittagessen. Nachmittags einem Ehrenamt nachgehen, stundenweise arbeiten oder sich mit Freunden zum Kaffeetrinken verabreden. Abends mit dem Partner oder der Partnerin ins Kino oder Theater oder Schach spielen.

Und wenn man so gar nicht mit dem (bevorstehenden) Rentnerdasein klarkommt? Dann können Impulse von außen helfen. Mittlerweile gibt es so einige Coaching-Angebote, die helfen können, den Übergang in diese neue Lebensphase besser zu meistern. Bei allem sollte man aber eines nicht vergessen, wie Herb Stumpf zusammenfasst: „Das Rentnerdasein ist oft DIE Chance, noch einmal Dinge zu tun und zu erleben, für die früher keine Gelegenheit war.“ dpa

Büchertipps zum Thema

Eva Asselmann: „Woran wir wachsen. Welche Lebensereignisse unsere Persönlichkeit prägen und was uns wirklich weiterbringt“, Ariston Verlag, 20 Euro, ISBN: 978-3-424-202700

Herb Stumpf: „Wenn das Wochenende 7 Tage hat“, Books on Demand, 18,95 Euro, ISBN: 978-3-7448-5592-1