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Gartenstadt: Kunst schafft Räume

In der 94. Folge der Serie wird das Atelier Reinhold Knapp vorgestellt.

Auf rund 15 Quadratmetern hat sich Reinhold Knapp in seiner Wohnung ein Atelier eingerichtet. FOTOS GASS

Wie schön kann urbaner ein oder industrieller Raum sein? Reinhold Knapp zeigt solche Räume in seiner Ölmalerei in voller Schönheit. Und baut sich dabei aus vielen Elementen der Landschaft, Architektur und Natur Lieblingsräume neu zusammen.

Da führt eine architektonisch interessante Brücke in Hörde vorbei an einem Haus in der Nordstadt, das mit seiner besonders schönen Fassade Blicke auf sich zieht. Aus Urlauben bringt der Dortmunder ,,Einblicke" mit und kombiniert sie auf seinen Bildern mit Porträts von realen oder fiktiven Personen oder mit auch Skulpturen. Und immer lenkt der Maler den Blick auch auf kleine Details und Dinge, die man schnell übersehen kann.

"Ich möchte mit meinen Arbeiten den übersehenen Raum seinen Bewohnern zurückgeben."

Reinhold Knapp


Es sind fast immer großformatige Arbeiten, die in Reinhold Knapps nicht sehr großem Atelier entstehen. Bis vor hat er in dem drei Jahren geräumigen Atelier von Beate Bach in Hörde gearbeitet, dann kam Corona. Und jetzt möchte er am liebsten rausgehen, in die Natur. Aber in diesem Jahr war dafür bisher das Wetter zu schlecht.

Theatermaler

Aus seinem Atelierfenster blickt Reinhold Knapp ins Grüne. Aber Natur pur reicht ihm nicht. Er will hinter Fassaden und Mauern blicken und mit seiner Montagetechnik in der Malerei eigene Räume kreieren. Das ist eigentlich die Arbeit eines Theatermalers, der Kunsträume nach den Vorgaben des Bühnenbildners solche schafft - in noch größeren Formaten. Reinhold Knapp wollte als Jugendlicher sogar Theatermaler werden, war da aber noch zu jung für die Ausbildung. Also hat er Schauwerbegestalter gelernt und Schaufenster dekoriert. „Aber das Malen und die Kunst habe ich nie aus den Augen verloren“, sagt 68-Jährige. Er hat dann Fachan der Dortmunder hochschule Visuelle Kommunikation studiert und als Plakatmaler, Grafiker und Art Director in Werbeabteilungen und Agenturen gearbeitet. Manchen Bildern sieht man die grafische Schule an, einige haben eine Ästhetik wie Fotos in einem Werbekatalog, andere wirken rauer, viele fotorealistisch, manche surreal.

Industriekultur

Allen Bildern gemeinsam ist der sehr präzise und feine Pinselstrich. Dünn und lasierend trägt Reinhold Knapp die Ölfarben auf einer Tempera-Untermalung auf. Industriekultur und Architektur in Dortmund stehen für ihn als Maler und Fotograf dabei immer im Mittelpunkt. „Ich möchte mit meinen Arbeiten den übersehenen Raum seinen realen und imaginänern Bewohren- und Besuchern zurückzugeben“, erklärt Reinold Knapp Arbeit seine und sagt: ,,Ich will die Betrachter meiner Bilder hineinzuziehen in das Interieur der Stadt dahin, wo es in seiner funktionalen Rohheit existiert. Die Orte sind oft unschön, es sind durch die Industrialisierung und aus ökonomischen Bedingungen entstandene Szenarien. Das allerdings garantiert ihnen eine innewohnende Schönheit."

Der Weg vom Grafik-Design zur Malerei hat den Dortmunder in den 80erJahren über Airbrush-Arbeiten geführt. Mit einer kleinen Pistole hat er die Farben auf Leinwände gespritzt, die er heute nicht mehr zeigen möchte. - Weil seine Kunst nun andere Räume gefunden hat. Jeden Tag geht Reinhold Knapp in sein Atelier-Zimmer und malt. „Spätestens um 11 Uhr bin ich dort und bleibe vier, fünf Stunden", erzählt er. In diesem Jahr will er etwas Neues ausprobieren und draußen, in der Natur, malen. Ob man die neue Freiheit seinen Bildern ansehen wird? - Man darf gespannt sein. Julia Gaß