Wer Sabine Held in ihrem Atelier an der Saarlandstraẞe besucht, wird fasziniert sein von der schönen Atmosphäre im Hinterhof. „Ich war schockverliebt, als ich vor 19 Jahren hier her gekommen bin“, sagt die Künstlerin. Seit 2005 teilt sie sich den 80 Quadratmeter großen Atelierraum mit Claudia Terlunen. Beide Künstlerinnen arbeiten stilistisch völlig gegensätzlich, aber sie inspirieren sich. Und Gesprächsstoff haben sie auch genug, weil sie Kinder in ähnlichem Alter haben.
Die Bilder von Held Sabine passen perfekt in dieses Atelier, in: dem man sich in einer anderen Welt, in einer Oase, an einem magischen Ort wähnt. „Dies ist mein kreatives Zuhause, meine kleine Märchenwelt“, sagt Sabine Held.
"Dies ist mein kreatives Zuhause, meine kleine Märchenwelt."
Von der Natur ist ihre Malerei inspiriert. Auf den abstrakten Bildern lädt sie zum Spaziergang durch Wälder und Berglandschaften ein. Und höchst originell macht Sabine Held auch auf Klima-Probleme aufmerksam. So hat sie auf ein Bild von einem Berg einen Gletscher aus dünnem Garn geklebt. Mit jedem Faden, der verschwindet, „schmilzt“ ein Stück von dem Gletscher.
Waldspaziergänge
Inspiration für ihre abstrakten Landschaften findet Sabine Held in der Natur. „Ich laufe gerne durch den Wald, mache Zeichnungen, fotografiere, sammele Eindrucke“, sagt die Künstlerin, die im Dortmunder Süden in Waldnähe wohnt. Die Stimmungen verarbeitet sie dann in ihren Bildern. Die entstehen meist nicht auf einer Staffelei, sondern auf dem Boden. Mit dicken Pinseln streicht sie Baumstämme und Blätter auf die Leinwände, die auf dem Atelier-Fußboden liegen. Dass Orange die Lieblingsfarbe von Sabine Held ist, sieht jeder, der das Atelier betritt. „Realistisch ist meine Malerei nicht“, sagt die Künstlerin. „Ich möchte dazu inspirieren, der Kunst aktiv und kreativ zu begegnen und sie dialogisch, spielerisch und interaktiv zu erleben“, schreibt Sabine Held auf ihrer Homepage.
Zu Kreativität ermuntert sie als Kulturpädagogin in Kunstprojekten in Schulen, Kitas, Berufskollegs und im Museum Ostwall auch Kinder und Jugendliche.
Licht und Farbe
Vielseitig ist Sabine Held als Künstlerin. Collagen entstehen im Atelier, auch Zeichnungen. Mit Tusche arbeitet sie genau so gerne wie mit Acryl, seltener mit Öl. Und im letzten Kalender „Grafik aus Dortmund“ gehörten die Arbeiten von Sabine Held zu den schönsten Blättern. In ihrer Malerei geht es der Dortmunderin immer um Farbe. Zurzeit arbeitet sie an einer Serie über den „Mischwald“. Und diese Bilder faszinieren durch leuchtendes Orange, sattes Grün und ganz viele spannende Lichtstimmungen.
Spontan entsteht die Malerei nicht. „Ich bin ein Faktenmensch“, sagt Sabine Held und beschreibt ihre Spaziergänge so: „Regelmäßig begebe ich mich mit meinem Skizzenbuch in den Wald, wo ich entlang einer bestimmten Route Bäume betrachte, skizziere und sie so visuell und zeichnerisch analysiere. Diese in Linien festgehaltenen Momentaufnahmen dienen im Atelier als Impulse für die malerische Weiterbearbeitung. Auf der Leinwand werden sie in Farben, Flächen und Strukturen umgesetzt.“
Dabei geht es ihr nicht um die naturgetreue Wiedergabe. „Mich interessiert, wie die Vielfältigkeit der Sinneseindrücke und meine Erinnerungen in eine malerische Sprache übersetzt werden können.“
Und da ist ihre Malerei dann so magisch wie das Atelier, das ein perfekter Ort für diese Kunst ist, die etwas Märchenhaftes hat. Denn einige der Bilder von Sabine Held aus der Wald-Serie könnte man sich gut als Bühnenbild für ein Märchenstück vorstellen. Julia Gaẞ