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Warum wir Trost brauchen

Das Kasseler Museum für Sepulkralkultur präsentiert aktuell die Sonderausstellung "Trost - Auf den Spuren eines menschlichen Grundbedürfnisses".

Alfons Mühlenbrock: ,,Niklas' Vermächtnis - Eine Behausung für den Duft" FOTO MUSEUM FÜR SEPULKRALKULTUR, KASSEL, BILDARCHIV

Es sei schwer zu sagen, wie genau Trost eigentlich funktioniere, sagt Museumsdirektor Dirk Pörschmann. Trost sei ein schwieriges Wort, das vielfach einen negativen Nimbus trage. Dies komme etwa durch den Begriff „Trostpreis“ oder das „Vertrösten“ zum Ausdruck.

Die Ausstellung geht das Thema bis zum 17. September von verschiedenen Seiten an. So sind Engelfiguren oder auch Illustrationen zu sehen, die früher Trauernden Trost spendeten. Auch Perlenketten, mit deren Hilfe in verschiedenen Religionen ritualisierte Trauergebete gesprochen werden, werden samt der zugehörigen Gebete gezeigt.

Solche Gegenstände seien ganz wesentlich für einen wirksamen Trost, da sie dazu beitrügen, inneren Schmerz nach außen zu tragen, sagte der Philosoph Jean-Pierre Wils. Er hat zum Thema die Publikation „Warum wir Trost brauchen“ verfasst und war Ideengeber zu der Ausstellung.

In Videos berichten Menschen wie Bestatter oder Hospizbegleiter, die professionell mit Trauer, Tod und Trost zu tun haben, von ihren Erfahrungen. Trauerkarten und Briefe aus der Zeit von 1900 bis 1960 zeigen, wie Menschen Trost zu spenden versuchten.

Die Texte seien damals wesentlich umfangreicher gewesen als heute, sagt Pörschmann. Auch finde sich hier öfters der Verweis auf den christlichen Glauben als Trost.

Ganz andere, nonverbale Formen des Trostes werden im Obergeschoss des Museums dargestellt. Eine kleine Fotoserie zeigt, wie ein Mann mit seinem Pferd in den Niederlanden Krankenhäuser und Hospize aufsucht und den Menschen auf diese Weise Trost spendet. Das Pferd suche sich die Leute, zu denen es gehen wolle, selbst aus, erläuterte Pörschmann. Das Pferd stehe für viele andere Tiere, die ebenfalls wegen ihrer Absichtslosigkeit gut trösten könnten.

Um zu zeigen, dass auch die Natur trösten könne, hat Alfons Mühlenbrock eine „Behausung für den Duft“ aus Sträuchern und Hölzern erstellt. Die Frage, ob und welche Musik Trost spenden kann, müssen die Besucher selbst beantworten und ihre „Trosttitel“ auf eine Wand schreiben. Diese Titel werden zusammengestellt und könnten mit Hilfe eines QR-Codes mit einem Handy sichtbar werden. epd