Wenn Rafael-Noel Schmelzer damit beginnt, von seiner täglichen Arbeit zu erzählen, dann merkt man ihm seine große Begeisterung für eben diese Arbeit schnell an. Seit August lernt der 16-jährige Kamener das Handwerk des Kfz-Mechatronikers mit der Spezialisierung auf die Nutzfahrzeugtechnik. Deshalb macht er sich morgens auch nicht auf den Weg in eine klassische Autowerkstatt, die Fahrzeuge, mit denen Rafael-Noel sich beschäftigt, sind deutlich größer: Es sind die Busse der VKU, der Verkehrsgesellschaft Kreis Unna mbH.„Wenn man mich fragt, wieso ich diese Ausbildung mache, dann ist es immer eine lange Geschichte“, blickt der junge Auszubildende gerne auf eben jene Entwicklungen zurück, die ihn letztendlich zu seinem heutigen Beruf geführt haben.
Schon im Kindesalter übten Busse auf ihn eine besondere Faszination aus: Die Fahrzeuge, die Strecken, die Arbeit als Fahrer – all diese Aspekte weckten nicht nur das Interesse, sondern sorgten auch dafür, dass dieses Interesse den 16-Jährigen seitdem nicht mehr loslässt. Denn die Faszination für Busse zieht sich wie ein roter Faden durch die weiteren Jahre und hatte großen Einfluss auf seinen Werdegang. „Mit fünf Jahren wollte ich Fahrer werden, später dann aber auch die Technik kennenlernen. Ich wollte wissen, wie alles funktioniert. Also habe ich meine beiden Schulpraktika in der Buswerkstatt gemacht, um die Einblicke zu bekommen“, berichtet Rafael-Noel.
Diese Einblicke hinterließen ihre Spuren: Nach den Praktika wandelte sich dann der Berufswunsch etwas, statt des Fahrersitzes rückte die Werkstatt in den Mittelpunkt. Um das Ziel, dort in die Ausbildung gehen zu können, nicht zu gefährden, strengte der Kamener sich in der Schule an, um seine Noten zu verbessern. Die Mühen haben sich gelohnt, denn heute steht er überglücklich zwischen Ersatzteilen und Fahrzeugen in der Werkstatthalle des Kamener Betriebshofes der VKU.
Sein Arbeitstag beginnt mit der Frühbesprechung seiner Schicht. Von 4 Uhr morgens, noch bevor der erste Bus das Busdepot verlässt, bis 0 Uhr abends ist die Werkstatt durchgängig besetzt, das geht natürlich nur mit einer entsprechenden Planung. Rafael-Noel betrifft das jedoch nur am Rand, seine Schicht beginnt immer um 7 Uhr. „In der Besprechung gibt es dann immer die Einteilung der Arbeit. Wir sprechen darüber, was gemacht werden muss und wer was übernimmt. Aber natürlich kann es immer mal sein, dass ein Bus auf der Strecke liegen bleibt und ein Team losfahren muss. Da freuen sich meine Kollegen dann, dass ich die Strecken so gut kenne“, umreißt er seinen Berufsalltag. Blickt man genauer auf die Arbeit, dann sind es insbesondere Wartungen und Sicherheitschecks, die in der Werkstatt anstehen – und die wichtige Grundlage für das Angebot der VKU bilden. Denn viele Menschen im Kreis Unna verlassen sich darauf, von der VKU sicher und zuverlässig an ihr Ziel gebracht zu werden. Gerade in Zeiten hoher Spritpreise und mit Blick auf den Wunsch nach nachhaltiger Mobilität, ist das Interesse am Öffentlichen Personennahverkehr groß. Entsprechend häufig sind die Busse der VKU unterwegs: „Je nach Strecke fährt ein Bus um die 350 Kilometer pro Tag. Da nutzen sich die Reifen natürlich ganz anders ab als bei einem Pkw“, erklärt Rafael-Noel.
Daher müssen diverse Bestandteile des Busses regelmäßig kontrolliert und getauscht werden – und dabei zeigt sich am deutlichsten, dass sich Rafael-Noels Spezialisierung auf die Nutzfahrzeugtechnik von der Arbeit in einer normalen Kfz-Werkstatt unterscheidet. „Es sind nicht nur die Größen von Ersatzteilen wie Bremsscheiben, sondern auch Teile, die man in einem Pkw normalerweise nicht verbaut hat. Viele Systeme arbeiten mit Druckluft und müssen natürlich auch gewartet werden – die Bremse, das Fahrwerk oder auch die Absenkung“, berichtet der Kamener aus seinem Alltag.
Bei den Wartungen müssen Rafael-Noel und seine Kollegen dann auch darauf achten, dass die notwendigen Standards eingehalten werden. Denn neben den gesetzlichen Regelungen, die beispielsweise für die Profiltiefe der Reifen gelten, hat die VKU eigene Richtlinien entwickelt, die in der Werkstatt dann umgesetzt werden. „Die Firmenstandards sind deutlich strenger als die gesetzlichen Regelungen. Wir achten zum Beispiel permanent bei den Reifen auf die Profiltiefe. Wenn es möglich ist, dann können wir sie noch nachschneiden, ansonsten werden sie komplett ausgetauscht.“
Damit für solche Arbeiten jederzeit die nötigen Ersatzteile vorhanden sind, hilft die Technik. Denn natürlich hat sich das Handwerk im Laufe der Jahre gewandelt, Computer sind heute nicht nur Bestandteile der Fahrzeuge, sie unterstützen auch den Betriebsablauf. „Mit meinem Diensthandy kann ich die Ersatzteile scannen, die ich für die Reparaturen aus dem Lager nehme. Das wird dann erfasst und die Teile werden automatisch nachbestellt. So verhindern wir, dass etwas fehlt und es zu unnötigen Wartezeiten kommt“, erläutert Rafael-Noel.
Im August wird sein zweites Lehrjahr beginnen, schon jetzt ist für ihn klar: Er hat seinen Traumberuf im Handwerk gefunden.