Erst auf der erfolglosen Suche nach jemandem, der ihren Sattel reparieren kann, ist die Reiterin Marie Loreen Mettenborg auf den Beruf des Sattlers aufmerksam geworden und hat sich intensiv damit auseinandergesetzt. „Dabei bin ich auf Farina Fuest gestoßen, habe eine Bewerbung geschrieben und eine Zusage erhalten“, erzählt die Auszubildende.„Mich fasziniert der ganze Umgang mit Pferden“, sagt die 20-Jährige. „Wir können den Pferden helfen und den Kunden natürlich auch, wenn die Probleme am Sattel haben. Aber auch das ganze Handwerk. Dass man was mit den Händen machen kann – das fasziniert mich. Wir reparieren in der Werkstatt aber nicht nur Sättel, sondern haben auch schon individuelle Hundehalsbänder angefertigt. Ich finde es auch immer wieder beeindruckend zu sehen, wie gebrauchte Sättel nach unserer Arbeit wieder fast wie neu aussehen.“Nachhaltigkeit
Und diese Nachhaltigkeit liegt Inhaberin Farina Fuest am Herzen.
„Mit unserem Rohstoff Leder liegen wir in Sachen Nachhaltigkeit schon ganz weit vorn, denn das Leder würden viele Schlachtbetriebe, bei denen wir es beziehen, sonst wegschmeißen“, verrät die Meisterin im Sattler- und Feintäschnerhandwerk. Aber auch sonst setzt die Reiterin auf Nachhaltigkeit.
„Es kommen immer wieder Kunden zu uns, die einen neuen Sattel kaufen möchten, weil sie mit ihrem nicht zurechtkommen. Dann könnte ich natürlich direkt einen verkaufen, aber wir fahren stattdessen meist raus und schauen, was an dem vorhandenen Sattel gemacht werden kann“, erzählt Farina Fuest.
„An den meisten Sätteln kann man viel anpassen. So kann man beispielsweise die Kissen, die am Pferd anliegen, nachpolstern und damit für das jeweilige Pferd extra anpassen.“ Die Gründerin der Sattlerei Fuest, die ihre Ausbildung 2011 als Kammersiegerin im Bezirk Münster abgeschlossen hat, reitet seit ihrem elften Lebensjahr, besitzt eigene Pferde und ist früher bei Turnieren erfolgreich bei Springprüfungen bis Klasse M angetreten. Auch ihre Auszubildende Marie Loreen Mettenborg reitet selber – meist Dressur, manchmal aber auch Springen.
Raus zum Kunden
„Als Sattler fährt man in der Regel regelmäßig zu Kunden raus, um die Sättel zum Pferd vor Ort anzupassen“, erklärt Farina Fuest, „daher sollte man sich mit Pferden und ihrer Anatomie auskennen und eventuelle Problematiken sehen und wissen, was zu tun ist.“ Die 30-Jährige vergleicht das gerne mit der Arbeit eines Orthopäden. „Wenn die Einlagen nicht passen, kann man nicht vernünftig gehen.“
Die Erfahrung mit Pferden ist eine gute Grundvoraussetzung, aber nicht alles, was Interessenten mitbringen sollten. „Wichtig ist auch, dass man nicht so zimperlich ist und mitanpacken kann“, rät Marie Loreen Mettenborg.
Nach ihrer Ausbildung, die sie im August angefangen hat, möchte sie erst einmal bei der Sattlerin in Hamm, bei der sie ihren eigenen Sattel gekauft hat, weiterarbeiten. Doch zuvor gibt es für die 20-Jährige noch einiges zu lernen.
„Ich hatte vorher gar keine Erfahrung mit der Nähmaschine und saß daher in der Werkstatt zum ersten Mal daran“, erinnert sich die Auszubildende an ihre ersten Versuche und ergänzt mit einem Schmunzeln: „Und die Maschine ist sehr sensibel.“
Echte Handarbeit ist auf dem Nähross gefragt, auf dem die angehende Sattlerin beispielsweise sitzt, wenn sie Handnähte macht.
Aber auch sonst erledigen Sattler jede Menge Handarbeit, denn vieles kann nicht mit der Maschine genäht werden. Und seitdem Marie Loreen Mettenborg bei Farina Fuest arbeitet, weiß sie erst, wie viel Arbeit in ihrem eigenen Sattel steckt. Auf dem sie in ihrer Freizeit nach wie vor sehr gerne und natürlich sehr bequem sitzt.