Sauerkraut und Bohnen für den Winter einkochen, Kleidung nähen und f licken oder Spielzeug für die Kinder bauen: Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte das Selbermachen fest zum Alltag vieler Menschen dazu. Heute kann man fast alles verhältnismäßig schnell und günstig kaufen. Trotzdem entscheiden sich Menschen nach wie vor für das Selbermachen. Doch warum machen sie heute Dinge selber, obwohl sie es nicht müssten? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Wanderausstellung „Do it yourself! Die neue Lust aufs Selbermachen“ des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), die noch bis zum 15. Mai im Stadtmuseum Werne zu sehen ist. Voll im TrendSeit einigen Jahren ist „Do it yourself“ oder kurz DIY, wie das Selbermachen auch genannt wird, wieder voll im Trend: Menschen stricken in der Bahn, ziehen in Gemeinschaftsgärten Gemüse oder reparieren in sogenannten Repair-Cafés Fahrräder und Radios. Die Ausstellung zeigt, wie sich Motivationen zum Selbermachen seit den 50er-Jahren verändert haben. Sie zeigt Grenzen und Übergänge zwischen historischen und aktuellen Formen des Selbermachens und wirft dabei auch einen kritischen Blick auf den DIY-Boom.
Die Ausstellung betrachtet die Praktiken des Selbermachens in den Spannungsfeldern „Mangel & Überfluss“, „Hobby & Arbeit“ und „Alltag & Gegenkulturen“. Dabei liegt der Fokus auf den Akteuren und auf zeittypischen Formen des Selbermachens: Wer machte zu einem bestimmten Zeitpunkt was selbst – und warum? „Bis heute spielen unterschiedliche Faktoren wie Zeit, Geld und gesellschaftliche Erwartungen eine zentrale Rolle bei der Entscheidung für oder gegen das Selbermachen“, so Sarah Lieneke, die Kuratorin der Ausstellung.
„Die Ausstellung erzählt vom Selbermachen in der von Mangel geprägten Nachkriegszeit, in der es als Versorgungsstrategie oft wieder aufgegriffen wurde. Sie zeigt, wie das Heimwerken oder ‚Do it yourself‘ in der aufstrebenden Wohlstandsgesellschaft der 50er Jahre zum neuen Freizeittrend des Kleinbürgertums avancierte und wie das DIY-Prinzip vom alternativen Milieu der 1970er gekapert wurde, um antikapitalistische Überzeugungen umzusetzen und sich kreativ selbst zu verwirklichen. Nicht zuletzt wirft die Ausstellung auch einen kritischen Blick auf das DIY-Fieber und veranschaulicht, wie der Trend zum DIY heute zunehmend kommerzialisiert wird“, so Lieneke weiter.
DIY-Typen
Die Besucher können in der Ausstellung ein Quiz spielen, um herauszufinden, welcher DIY-Typ sie sind, sie können ihre Fingerfertigkeiten beim Falten von Origami ausprobieren und in Interviews die persönlichen Perspektiven von Selbermachern aus Westfalen kennenlernen. Viele der insgesamt rund 80 Ausstellungsstücke haben Menschen aus Westfalen dem LWL-Museumsamt nach einem Presseaufruf für die Ausstellung zur Verfügung gestellt.
Die Ausstellungsobjekte laden die Besucher dazu ein, sich aktiv mit den unterschiedlichen Motivationen zum Selbermachen auseinanderzusetzen. Mehr Infos zur Ausstellung im Stadtmuseum Werne am Kirchhof 13 unter www.werne.de