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Wut, Tränen, Erinnerungen

Kinder trauern anders als Erwachsene: Sie reagieren auf den Verlust mit Wut, Bauchschmerzen oder gar mit Lachen. Und das Thema Tod kann bei ihnen Ängste auslösen. So gehen Eltern damit um.

Wenn Kinder einen Verlust erleben, brauchen sie besonders viel Zuwendung und Liebe. FOTO TANYA YATSENKO/DPA

Wenn ein Familienmitglied stirbt, kann es passieren, dass Kinder in einem Moment furchtbar weinen und dann plötzlich laut lachen. Denn sie trauern anders als Erwachsene, sagt Trauertherapeut Roland Kachler. „So äußert sich Trauer bei Kindern sprunghaft. Denkbar ist, dass ein Kind plötzlich sehr wütend oder sehr albern wird. Die Stimmungen können also stark schwanken."

Wie können Eltern die Gefühle der Kinder auffangen?
Eltern sollten die Gefühle der Kinder klar benennen und sie begrüßen“, so Kachler. „Das hilft Kindern zu verstehen, was gerade passiert." Erwachsene können etwa sagen: Du bist wütend, weil der Opa gestorben ist, oder? Du bist jetzt vielleicht traurig, weil die Oma nicht mehr lebt. Das verstehe ich, und es ist völlig in Ordnung.

Wie Kinder auf einen Verlust reagieren, hängt auch von ihrem Alter ab. ,,Kinder unter fünf Jahren haben noch kein Zeitgefühl. Sie verstehen noch nicht, was „für immer" bedeutet", erklärt Roland Kachler. Erst ab fünf Jahren können sie langsam Gefühle erkennen und benennen. Und noch später können sie zudem verstehen, dass der Verstorbene nicht mehr wieder kommt.

Die Trauer kann sich aber auf verschiedenste Weise äußern. „Häufig zeigt sich bei Kindern der Schmerz über einen Verlust auch in Form eines Körperschmerzes", sagt Kachler, der als Psychologischer Psychotherapeut in seiner Praxis in Remseck Menschen in Trauersituationen begleitet.

Sein Tipp: „Eltern können darauf reagieren, indem sie auf das Gefühl des Kindes eingehen und eine Lösungsidee geben. Sie könnten zum Beispiel sagen: Deine Trauer macht sich wahrscheinlich gerade in deinem Bauch bemerkbar. Soll ich dir meine Hand auflegen oder eine Wärmflasche machen, damit die Schmerzen weggehen?

Wie können Eltern ihre Kinder bei der Trauer unterstützen?
Damit die Situation Kinder nicht überfordert, sollten Erwachsene sie mit ihrer Trauer nicht allein lassen. „Hilfreich für ein Kind ist es, wenn sie der Trauer Ausdruck verleihen können - sie also Handlungsoptionen bekommen", sagt Roland Kachler.

So kann man das Kind animieren, ein Bild seiner Trauer zu malen oder ein schönes Erlebnis mit dem oder der Verstorbenen aufzuschreiben. Oder das Kind schreibt einen Brief. „So können Kinder ihre Trauer ausdrücken und gestalten", sagt Kachler, der das Kinderbuch „Wie ist das mit der Trauer?" geschrieben hat.

Sollte man Kinder aktiv an Verstorbene erinnern?
Für Kinder ist eine Erinnerungskultur hilfreich. Wer vom Verstorbenen spricht, sollte die Person aber nicht idealisieren. Besser ist es, von gemeinsamen Momenten zu erzählen und was den Menschen auszeichnete, rät der Bundesverband Deutscher Bestatter. Das Kind sollte Zeitpunkt und Tempo des Gespräches bestimmen, etwa indem es Fragen stellt.

Ist das Kind traurig, kann man den Fokus auch auf schöne Erlebnisse legen und für jede Erinnerung beispielsweise einen Halbedelstein in ein Glas legen, so eine Anregung von Kachler. Oder man schaut gemeinsam Fotos von der Oma oder dem Vater an.

Wie kann ich auf die Fragen des Kindes reagieren?
Häufig stellen Kinder in Trauersituationen besonders viele Fragen. So schwer es in dem Moment für einen selbst auch ist: Eltern sollten die Fragen ernst nehmen und ehrlich beantworten. Am besten schafft man dafür eine ruhige Atmosphäre. dpa