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Peter G. Henning: Das Buch einer Sammlerin Huckarder Geschichten

Peter G. Henning ist ein Archivar Huckarder Geschichte. Kürzlich entdeckt er das Werk von Therese Urmacher, selbst Geschichten-Sammlerin und besser bekannt unter dem Namen Schwester Josefa

Heimatforscher Peter G. Henning mit einer Kopie von Therese Urmachers Buch. FOTO BERGMANN

Unter dem Namen U Schwester Josefa starb Theresa Urmacher 2008 in einem Konvent der Karmeliterinnen bei Aachen. Nun hat es Peter G. Henning auf sich genommen, die Geschichte von Theresa Urmacher aufzuschreiben. Dies ist Teil 1 seiner Aufzeichnung:

Die kleine Therese war zu Beginn der 1930er-Jahre eine ebenso fleißige wie aufgeweckte Schülerin der Urbanusschule in Huckarde. Ihre frühe Leidenschaft war, und das überraschte seinerzeit, die Liebe zur Heimat und der unstillbare Wissensdurst zu allen orts-geschichtlichen Begebenheiten des zu ihrer Zeit noch ziemlich bäuerlich anmutenden Dorfes Huckarde.

So schreibt sie einleitend in ihre kleine Huckarder Chronik:

„Wohl lacht uns das Leben, die Welt ist so schön,
Wir wirken und streben, wir kommen und gehen.
Doch tilgt keine Ferne, verlöscht keine Zeit
Das Heimweh des Herzens nach Sesshaftigkeit.
Der Mensch braucht ein Plätzchen und wär's noch so klein,
Von dem er kann sagen: Sieh hier, das ist mein.
Hier lebt ich, hier lieb ich, hier ruhe ich aus,
Hier ist meine Heimat, hier bin ich zu Haus."
„O trauliche Stätte, O heimlicher Herd
Wie bist du den Deutschen Gemütern so wert.
Des menschlichen Strebens uredelster Keim
er liegt in dem einzigen Wörtlein: Daheim.“

Und hier beginnt die kleine Chronistin Therese all das aufzuschreiben, was in den 1930er-Jahren über Huckardes Geschichte mehr oder weniger an ihr Ohr gelangte.

Dabei sei unbedingt bemerkt, dass ein Huckarder Dorfschullehrer und Küster namens Herman Pötting (1817 1842) für den Zeitraum 1829-1840 mit der al lerersten Aufzeichnung einer Huckarder Ortschronik begonnen hat.

Erst ab Mitte der 1950er Jahre hat sich der Chronist August Wittkamp, Spross eines ortsansässigen Mühlenbesitzers, nach jahrzehntelangem, wissenschaftlichen Recherchen an das Buch 1100 Jahre Huckarde", gemacht, um es schließlich noch pünktlich zum Ortsjubiläum 1960 gewissermaßen allen Huckardern zum Geschenk zu machen.

Glückliche Jugend

Therese beginnt ihre Chronik mit der Überschrift:

„Warum ich so sehr an der Heimat hänge...". Huckarde ist mein Heimatort. Hier bin ich geboren und hier habe ich gelebt. Meine glückliche Jugend habe ich hier verbracht.

Freud und Leid habe ich hier verlebt. Hier steht das Haus, worin ich all die Jahre gewohnt habe. Hier sind die trauten Zimmer, in denen ich so viele Freuden genossen habe, die schönen Ecken und Plätze, in denen meine frohen kindlichen Spiele sieht stattfanden. Alles mich so traut an und erinnert mich an meine glückliche Kinderzeit. O, wie schlecht könnte ich mich von all diesem trennen!

Hier im meinem Heimatorte liegt auch die schöne Kirche, in der ich die heilige Taufe und andere Sakramente empfing, in die ich so oft und gerne hineinging. Sie ist mir lieber als der schönste Dom. Schon viele Kirchen habe ich gesehen, die wohl größer und schmuckreicher waren, als unsere Kirche, doch zu keiner zieht's mich so hin, als zu meiner Heimatkirche. Auch steht hier in meinem Heimatorte die Schule, in die ich 8 Jahre hineinging, in der ich viel gelernt habe. Alles ist mir so schön und lieb in meinem Heimatorte. Es gibt wohl Orte und Länder, die viel größer und schöner sind als Huckarde, doch mir ist mein Heimatort der schönste und liebste Ort!

Vor uralten Zeiten war unser Heimatort dichtem Urwald bewachsen. Später überflutete das Meer den ganzen Norden unseres Heimatlandes und der Urwald versank. Er wurde von Schlamm luftdicht abgeschlossen und verkohlte. Dieser Wechsel von Urwald- und Meer hat mehr als einmal stattgefunden. Dadurch sind die Kohlenlager in unserer Heimat entstanden.

Zur Zeit Christi war hier wieder dichter Urwald. Die Ureinwohner von Huckarde waren die heidnischen Brukterer. Schon die alten Sachsen suchten dieses Gebiet für sich zu erobern, aber vergeblich.

Die Franken legten eine Heeresstraße an, den Hellweg. Es war eine Verbindung zwischen Düsseldorf und Paderborn. Eine andere Verbindungsstraße war von der Lippe bis zur Sieg. Der Kreuzungspunkt war Dortmund. An diesen uralten Heeresstraßen hatte Karl der Große viele Reichshöfe errichtet.

Um die hervorragenden Heerführer der Sachsen an sich zu fesseln, zeichnete er sie durch besondere Gnadenerweisungen aus, indem er sie zu Hofherren über diese Reichshöfe machte und ihnen die Gerichtsbarkeit über die dazu gehörenden Gebiete übertrug.

Auch der Oberhof Huckarde gehörte hierzu. In den ältesten Urkunden wird der Hof genannt hukreta, curtishucrithi.

Im 13. und 14. Jahrhundert finden wir: Hockarde, Hokerde, während im 18. Jahrhundert die heutige Schreibweise auftauchte.

In dem Werke „Westfälische Ortsnamen" wird der Name als Hügelweide oder Hügelwiese erklärt. Dieser Hof stand an der Stelle, an welcher jetzt noch der Schillinghof steht. (Heute das Areal von DM und Netto).

Über die Anfänge des Christentums weiß man nichts Genaues. 1274 wird eine Kapelle in Huckarde erwähnt. Letztere wurde 1486 durch 12 Nonnen aus dem Katharinenkloster zu Dortmund besetzt.

Der Sächsische Edeling Alfred (Altfrid), der spätere (4.) Bischof von Hildesheim gründete zwischen 858 und 863 auf dem Oberhofe in Essen ein Benediktinerkloster für 50 Jungfrauen des sächsischen Hochadels. Der sächsische Kaiser Ludwig der Deutsche schenkte den Reichshof Huckarde der Äbtissin von Essen (836-876).

Otto I. bestätigte am 15. Januar 947 diese Schenkung. Ende des ersten Teils