Wir im Westen - Gartenflair am Schloss Bodelschwingh Anzeige

Oberhof Huckarde: Peter G. Henning archiviert die Geschichte

Therese Urmacher schreibt über ihr Heimatdorf

Das Staatswappen des Stiftes Essen, der ehemaligen Verwaltung Huckardes. REPRO HENNING

Teil 2. Therese Urmacher schreibt über ihr Heimatdorf

An der Stelle, an welcher jetzt noch der Hof Schilling steht (schon vor Jahrzehnten abgebrochen), lag der Oberhof Huckarde. Dieser Hof bildete mit noch neun anderen Oberhöfen, die sich von Huckarde aus strahlenförmig nach den vier Himmelsgegenden erstreckten, die wirtschaftliche Grundlage des Kanonissenstiftes Essen. Diese Oberhöfe lagen auf den Gebieten von Dortmund, Marten, Oespel, Lanstrop, Stockum, Sodingen, Ende, Frohlinde, Kirchlinde, Deusen, Eving, Brechten, Wickede, Horstmar, Lünen, Bodelschwingh, Oestrich, Ickern, (Recklingste) Recklinghausen. Im Anfange des 18. Jahrhunderts waren es 100 Oberhöfe. Um diese Zeit war die Abtei Essen zum weltlichen (19) Fürstentum erhoben worden und die Äbtissin erhielt die Oberhoheit über diesen großen Grundbesitz.

Bis 1803 blieb dieses Gebiet ein Klosterbesitztum. So ist es gekommen, dass die Einwohner von Huckarde auch nach der Reformation katholisch blieben inmitten einer evangelischen Bevölkerung.

Damals galt der Satz: „Wessen das Land, dessen die Religion.“ Inwiefern die Äbtissin das Recht auf die Religion in ihrem Besitztum angewandt hat, ist nicht bekannt.

Immerhin war es ihre Pflicht und ihr Recht, ihre Untertanen den katholischen Glauben zu erhalten und alles fern zu halten, was diesen gefährden konnte.

Die Ordnung in Huckarde

Verwaltung des Oberhofes Huckarde: Der Oberhof wurde verwaltet von dem Schultheiß. Ihm zur Seite standen der Hofesfron und die Hofesgeschworenen.

Die Schultheiße erlangten zeitweise eine große Macht. Das Verwaltungsorgan war in der Hauptsache das Hofgericht. Der Sitz des Gerichtes hat verschiedentlich gewechselt. So ist es auf dem Wolf'schen Hofe in Dorstfeld gewesen, auf dem Welker'schen Hofe in Huckarde und zuletzt muss er auf dem Dieckhöfer'schen Hofe gewesen sein, denn erst im Jahre 1877 ist hier das letzte Gerichthaus abgebrochen worden.

Der Pranger hat nördlich vom jetzigen Kriegerdenkmal gestanden. Huckarde war vor 100 Jahren ein von Wäldern und Wiesen umschlossenes idyllisches Dörflein. Die Bewohner lebten fast ausschließlich von der Landwirtschaft.

Heute (um 1930) ist alles anders. Der ländliche Charakter ist fast ganz verschwunden.

Industrie und und Bergbau breiteten sich immer mehr aus. Jetzt reicht der Ackerbesitz nicht mehr aus, um nutzbringende Landwirtschaft betreiben zu können. Heute sind die Einwohner fast ausschließlich auf die Zeche Hansa angewiesen.

Wie sehr die Industrie Einfluss auf die Bevölkerungsdichte hatte, zeigen folgende Einwohnerzahlen: Huckarde hatte im Jahre 1826 - 425, 1896 - 4048, 1899 - 4537, 193011068 und schließlich, und 1935 12500 Einwohner.

Von den Einwohnern sind über 7000 Katholiken; das Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten ist 2:1.

Im Jahre 1803 (nach der Säkularisation) mussten die Huckarder Bürger als nun Untertanen dem König von Preußen den Huldigungseid leisten.

Das Stift Essen und mit ihm (die „Herrlichkeit“) Huckarde waren nun in ein weltliches Besitztum umgewandelt.

Huckarde gehörte damals zum Amte Lütgendortmund, später zum Amte Dorstfeld. Vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, am 1. Juli 1914 wurde es zu Dortmund eingemeindet und ist jetzt ein Vorort von der Großstadt Dortmund.