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Geschichte und Denkmäler in Huckarde: „Den Lebenden zur Mahnung“

Peter G. Henning ist ein Archivar Huckarder Geschichte. Am liebsten sammelt er Anekdoten aus dem Stadtteil. Kürzlich entdeckte er das Werk von Therese Uhrmacher, die selbst eine Geschichten-Sammlerin war.

Die Festrede zur Einweihung des Kriegerdenkmal an der Marienstraße hielt seinerzeit Herr Pöttker, Rektor der Urbanusschule II. FOTO ARCHIV HENNING

Teil 4: Therese Uhrmacher schreibt in den 1930er Jahren über das Kriegerdenkmal an der Marienstraße: 

Es war im damaligen Ortsgeschehen der Gemeinde Huckarde ein besonderer Tag, als sämtliche Vertreter der örtlichen Vereine, der Politik, der Kirchengemeinden, der Weltkriegsteilnehmer und vieler gesellschaftlicher Organisationen zur Grundsteinlegung des neuen Denkmals an der Marienstraße zukamen.

Die katholische Kirchengemeinde hatte dort einen Bereich für die Anlage einer Gedenkstätte zur Verfügung gestellt. Nun sollten die baulichen Vorbereitungen für das Aufstellen des eigentlichen Denkmals geschaffen werden. Man mauerte dabei einen mit der Jahreszahl 1932 versehenen Grundstein in den Denkmalsockel aus Kalkstein ein. Der steinerne Unterbau sollte ab dem Jahr 1933 eine Figurengruppe aus Bronze tragen. In diesen Sockel wurden sorgsam erstellte Urkunden mit den Bezeichnungen und kurzen Entstehungsgeschichten der Vereinigungen eingelassen.

Zu diesem feierlichen Anlass stimmten die Chöre das Lied „Der gute Kamerad“ an, dessen Liedzeile „er liegt mir zu den Füßen, als wär's ein Stück von mir“ die inhaltliche Vorlage für die Gestaltung der bronzenen Figurengruppe entsprang, die das Denkmal komplettieren sollte. In den 1950er Jahren bildete sich ein neues Komitee zur Umgestaltung der Denkmalfläche. Dabei kam man überein, im Jahr 1951 an der rückseitigen Begrenzungswand zwei zusätzliche Natursteintafeln mit der Inschrift: „Den Toten zum Gedenken - Den Lebenden zur Mahnung“ zu platzieren und dadurch die Opfer des Zweiten Weltkrieges mit in den, nun nicht mehr als Ehrenmal, sondern als Mahnmal empfundenen Gedenkort mit einzubeziehen.

Bis heute wird die Gedenkstätte, auch auf private Initiative, gepflegt und an diesem Gedenkort, etwa am Volkstrauertag, von Politikern, Gewerkschaftlern und anderen Vertretern öffentlicher Organisationen in Reden den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht.

Das neue Krieger-Ehrenmal im Straßenwinkel, Am Dieckhof Ecke Marienstraße: Die kleine Therese Uhrmacher aus Huckarde, die über ein halbes Jahrhundert als Ordensfrau in einem Kamelitinnen Kloster in Aachen lebte, schrieb als Schülerin der Urbanusschule II in feinstem Sütterlin in ihr Hausaufgabenheft auf, was sie während der Weihe des Krieger-Ehrenmals 1932 an der Marienstraße zu sehen bekam:

Helden aus Huckarde

Unter der Überschrift „Errichtung eines Krieger-Ehrenmals“ war in Theresas Heft zu lesen: „Im Weltkrieg 1914-1918 haben 234 Helden aus Huckarde ihr Leben für das Vaterland hingegeben. Schon lange war in Huckarde der Wunsch lebendig, ihnen ein Denkmal zu setzen. Am 8. Mai 1932 war die feierliche Grundsteinlegung des Ehrenmals.

In kurzer Zeit war das Bauwerk vollendet und der Tag der Einweihung kam heran. Ich war damals 11 Jahre alt. Ich erinnere mich noch, dass der Platz der katholischen Kirche mit Flaggen und Girlanden festlich geschmückt war. Die militärischen Vereine marschierten auf unter den Klängen der Musik. Die Posaunenchöre der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden spielten das Lied: „Morgenrot“. Gesänge und Gedichte gelangten zum Vortrag und der Vorsitzende des Denkmalausschusses, Herr Pöttker, Rektor der Urbanusschule II, hielt die Festrede. In das Denkmal wurde eine Urkunde eingemauert. Es heißt darin: „Nachkomme, wenn du diese Urkunde liest, so gedenke des Opfers der deutschen Helden, die da starben im Glauben an Deutschlands Größe und Recht und ihr Leben dem Vaterland opferten, im Kampfe gegen eine zehnfache Übermacht, unbesiegt!“ Der Schulaufsatz von Therese Uhrmacher (Ordensname: Schwester Josefa) aus dem Jahre 1932 ist ein aus historischer Sicht zitierfähiges Zeitdokument.

Der Sockel des Krieger-Ehrenmals hat es wahrlich in sich: In eine Metall-Schatulle wurden die Weihe-Urkunde und weitere aus neun ortsansässigen Vereinen gestiftete Urkunden nebst obligatorischen Zeitdokumenten wie Tageszeitungen, Kursmünzen etc. zusammengelegt und schließlich eingemauert. Dass hier neun alte Huckarder Traditions-Vereine namentlich genannt werden, die anlässlich der Denkmalsweihe allesamt zugegen waren und ihre Gruß/ und Ehrenurkunden mit in den Sockel des Denkmals haben einmauern lassen, ist somit historisch verbürgt. Folgende Ortsansässige Vereine aus Sport, Musik, Kirchen und Militär wurden 1932 genannt:

>1.) Kirchenchor „St. Urbanus“, zuvor gegr. 1880-90? Wieder gegr. 1905-08;
>2.) Katholischer „Jungmännerverein“ gegr. 1860;
>3.) Evangelischer „Jugendchor“ gegr. 8. März 1929;
>4.) Kyffhäuser Jugendgruppe“ der militärischen Vereine, gegr. 1. Juni 1930;
>5.) Artillerie-Verein“ Huckarde, Rahm und Wischlingen, gegr.: 10 März 1912;
>6.) Turnverein „Eintracht“, (heute SC Huckarde-Rahm) gegr. 1885;
>7.) Katholischer Bürgerverein St. Johannes“,gegr. 5. Januar 1908;
>8.) „Krieger- und Landwehrverein“ (dieser Verein muss wohl auch im späten 19. Jh. gegründet worden sein, das belegen Fotos aus entsprechender Zeit und
>9.) Garde-Verein“, gegr. zu Beginn des 20. Jh. Das Krieger-Ehrenmal dient heute als Mahnund Gedenkstätte der Kriegsopfer der Weltkriege 1914-1918 und 1939-1945.