Blickpunkt Castrop - Nachrichten aus Handwerk, Handel und Gewerbe Anzeige

Tipps für Imker in Castrop-Rauxel: Ein Fall für den Profi

Viele Menschen haben ihr Herz für Bienen entdeckt und widmen sich der Bienenzucht. Dazu braucht es aber ein gewisses Knowhow, um beispielsweise eine Überbevölkerung zu verhindern.

Foto Stock.Adobe

Von Christian Lukas

Bienen sind gemeinhin als fleißige, nützliche und eigentlich heimatverbundene Zeitgenossen bekannt. Sie leben in einem Bienenstock und bearbeiten ein (mehr oder minder) klar definiertes Umland. Manchmal aber passiert es, dass sich ein Bienenschwarm ein neues Zuhause sucht, etwa dann, wenn das alte Zuhause zu klein geworden ist und nicht mehr genug Platz für alle Bienen da ist.

Dann sammeln sich die Bienen an einem Ort. „Wir sprechen dabei von einer Größenordnung von 20.000 bis 25.000 Bienen“, erläutert Sebastian Geisselbrecht, seines Zeichens zweiter Vorsitzender des Imkervereins Castrop-Rauxel und Umgebung.

Erfahrenen Imker rufen

Besonders im Frühjahr und im Frühsommer kann dieses Phänomen auftreten. „Wer einen solchen Bienenschwarm entdeckt, sollte einen Imker rufen, der sich des Schwarms annimmt.“ Solche Bienenschwärme sammeln sich oft in der Nähe des ursprünglichen Bienenstocks, beispielsweise an einem Ast oder einem Zaun. Wenn dies geschieht, ist es für den erfahrenen Imker kein Problem, die Bienen „einzusammeln“ und ihnen ein neues Zuhause zu verschaffen. Dies ist glücklicherweise die Regel. Es gibt aber auch kuriose Fälle, wenn ein Bienenschwarm etwa auf die Idee kommt, dass ein Lkw-Spiegel der ideale Sammelplatz sein könnte - was den Imker eher erheitert.

Ein echtes Problem wird es allerdings, wenn Bienen hinter Schiefer an einer Häuserwand nicht nur zum Sammeln rufen, sondern gar glauben, ein neues Zuhause gefunden zu haben. Auch da gibt es Mittel und Wege, tätig zu werden. „Wichtig ist, dass ein Profi gerufen wird.“ Die Bienen in einem solchen Fall etwa durch den Einsatz eines Wasserschlauches vertreiben zu wollen, ist eine eher mäßig intelligente Idee. Das mögen die Stachel tragenden Insekten nicht. Ansonsten aber geht von ihnen keine Gefahr aus. Die Tiere sind nur auf der Suche nach einem neuen Zuhause und lässt man sie in Ruhe, haben sie keinen Grund, sich gegen irgendjemanden verteidigen zu müssen.

Neue Heimat

Bei der Suche nach einer neuen Heimat gehen Bienen übrigens erstaunlich organisiert vor. Sobald sich ein Bienenschwarm gebildet hat, schickt dieser Späher aus, die eine neue Heimat ausfindig machen sollen. Idealerweise wäre das beispielsweise eine Baumhöhle.

Warum dieses Phänomen regelmäßig auftritt, dafür gibt es viele Gründe. „Ein Grund kann die Überbevölkerung des alten Bienenstocks sein.“ Wird der vorhandene Raum im Bienenstock knapp, können sich die Bienen dazu entschließen, sich aufzuteilen; ein Teil der „Bewohnerschaft“ verlässt dann, normalerweise mit einer neuen Königin, den alten Stock. Schwärme sind allerdings auch Teil des Fortpflanzungszyklus eines Bienenvolkes. Eine Kolonie kann sich teilen, indem sie eine neue Königin aufzieht und die alte Königin mit einem Teil der Arbeiterinnen auszieht, um einen neuen Schwarm zu bilden.

Bienenvolk anmelden

Der Fall der Überbevölkerung ist bedauerlicherweise oft menschengemacht, weiß Sebastian Geisselbrecht. „Es gibt keine Pflicht, sich einem Imkerverein anschließen zu müssen.“ Es reicht aus, die Aufstellung eines Bienenvolkes anzumelden (diese Anmeldung ist sogar gemäß Bienenseuchen-Verordnung § 1a in ihrer Ausführung vom 10. April 1972 Pflicht). Seit die Geschichte des Bienensterbens die Runde machte (die eher ein Insektensterben darstellt und die fleißige Honigbiene eigentlich gar nicht betrifft), haben viele Menschen ihr Herz für Bienen entdeckt und widmen sich der Bienenzucht.„Dazu braucht es aber ein gewisses Knowhow, um beispielsweise eine Überbevölkerung zu verhindern.“ Aus diesem Grund empfiehlt Geisselbrecht auf jeden Fall die Mitgliedschaft in einem Verein: Um die Imkerei zu erlernen und auch um Fehler zu vermeiden.

Bildet sich ein Bienenschwarm etwa an einem Ast, kommt der Imker, schneidet diesen ab, schüttelt die Bienen in einen so genannten Schwarmfangkorb und verfrachtet sie an einen neuen Ort, etwa auf einer Fruchtwiese, auf der sie fortan ihrem Tageswerk nachgehen können.

Imker, die solche Schwärme einfangen, agieren übrigens keinesfalls in einem rechtsfreien Raum. Das sogenannte Schwarmrecht (§§ 961-964) des BGB regelt die Rechte der Imker, wenn sie einem Schwarm auf die Flügelchen rücken.
> Info: Eine Liste von Castrop-Rauxeler Imkern, die im Falle einer Schwarmsichtung zum Einsammeln ausrücken, gibt es beim benachbarten Kreisimkerverein Dortmund unter: kiv-do.de/faq/bienenschwarm