Blickpunkt Castrop-Rauxel Anzeige

Ein Fecht-Taining ist schon sehr speziell

OFC Castrop-Rauxel von Turnierverschiebungen betroffen – Freundschaft mit französischem Team

Der letzte Austausch mit dem französischen Fechtverein Cercle d’escrime de Vincennes

Flèche, Riposte, Finte, Ligade, Battuta, Filo, Cavation, Coupé. Wer nur Bahnhof versteht, ist definitiv am falschen Ort. All diese Begriffe nämlich hört man für gewöhnlich in der alten Turnhalle der Fridtjof-Nansen-Realschule in Habinghorst, wenn dort der Olympische Fechtclub Castrop-Rauxel zum Training einlädt.

Und es wird wieder trainiert. Ein Blick auf die Website des Vereins verrät, auch er hat unter den Corona-Auflagen gelitten. Nicht in Bezug auf die Mitgliederzahlen. 55 aktive Fechterinnen und Fechter zählt der Verein derzeit. Das entspricht etwa der Zahl von vor Corona, erklärt Pressewartin Lisa Dick. „Diesbezüglich sind wir gut durch die Corona-Zeit gekommen; in Sachen Training aber gibt es sehr viel aufzuholen.“ 
  

Ein Fecht-Taining ist schon sehr speziell-2
Ulrich Burghardt im Säbelgefecht FOTOS (2) OFC CASTROP-RAUXEL

Anforderungen an das Training

Lisa Dick ist 35 Jahre alt und erstaunlicherweise erst seit elf Jahren aktive Fechterin. Vorher spielte sie, bis sie eine Verletzung stoppte, Handball. Sie kennt also zwei Sportarten als Aktive aus dem Effeff und kann die Anforderungen ans Training vergleichen. „Im Handball ist es während der Hallenschließungen durchaus möglich gewesen, miteinander zu trainieren.“ Das mag überraschend klingen, schließlich ist Handball ein Mannschaftssport. Aber Fitnesseinheiten lassen sich auf Entfernung via Skype oder Zoom durchaus miteinander trainieren. Oder die theoretischen Anteile an Teambuildingmaßnahmen. Das geht tatsächlich auch auf Distanz.

Ein Fecht-Training aber, das ist schon speziell, denn Fechten mag ein Individualsport sein: Aber im Training steht ein Fechter immer im direkten Kontakt mit seinem Trainer in einer 1-zu-1-Situation. Jeder Stellungsfehler, jede Ungenauigkeit wird sofort vom Trainer angesprochen. Gleichzeitig, und das ist der springende Punkt, braucht man einen Trainingspartner, um Schritte, Angriffe, Verteidigungen trainieren zu können, der Angriffe abwehrt, der selbst angreift und so weiter.

Via Telemedien ist das kaum möglich. Nun aber sind die Hallen wieder geöffnet und damit ist ein weitestgehend normaler Trainingsbetrieb möglich.

Doch Corona wäre nicht Corona, würde die Pandemie nicht auch weiterhin Ungemach bereithalten. Im Fechten gibt es keinen Liga-Betrieb wie im Fuß- oder Handball. Man misst sich in Turnieren und über Turnierteilnahmen qualifiziert man sich für Meisterschaften. „Kürzlich erst ist wieder ein Turnier in Recklinghausen abgesagt worden“, erzählt Lisa Dick. Und so geht dies landauf und landab. Turniere finden nicht statt und werden verschoben. Das trifft nicht nur die Fechter auf regionaler Ebene. Unlängst sind die Weltmeisterschaften in den USA abgesagt worden.

„Castroper Husar“

Der Olympische Fechtclub Castrop-Rauxel ist selbst Ausrichter eines internationalen Seniorenturniers (für Fechter Ü30): der „Castroper Husar“. Zu diesem kommen locker über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Habinghorst und die Halle wird voll. Wann der nächste Husar stattfinden wird? Das wird Corona wohl bestimmen.

Auch vermisst Lisa Dick ganz persönlich die Treffen mit dem französischen Fechtverein Cercle d’escrime de Vincennes. Zu dem Verein aus der Region Îlede-France (nahe Paris) bestehen seit über 50 Jahren enge Kontakte und deren Gastauftritte in Castrop-Rauxel locken auch immer wieder Zuschauer an, die mit Fechten ansonsten wenig zu tun haben. luk