Blickpunkt Castrop-Rauxel - Nachrichten aus Handwerk, Handel und Gewerbe Anzeige

Im Wettstreit mit sich selbst

Die Bowhunter-Castrop überzeugen auf nationalen und internationalen Wettbewerben. Den Bogensport zu meistern, kann mitunter mehrere Jahre dauern.

Beim 3D-Parcours bewegen sich die Bogenschützen über 14 Stationen durch das Gelände. FOTO BOWHUNTER-CASTROP

Man stelle sich vor, in einer Stadt wie Castrop-Rauxel unterhält ein Sportverein ein sieben Hektar großes Gelände und kaum jemand kennt dieses. Das dürfte im Fall des Geländes der Bowhunter-Castrop an der Wittener Straße 270 der Fall sein. Sieben Hektar sind übrigens, um dies in Erinnerung zu rufen, 70.000 Quadratmeter.

Seit 2006 sind die Bowhunter hier daheim. Ein Bogenschützenverein, der mit 177 Mitgliedern dem jagdlichen Schießen frönt. „Es wird auf 3D-Modelle geschossen“, beeilt sich Bernd Elsner zu erklären. Der ist der zweite Vorsitzende des Vereins und er betont, dass diese Art des Bogensports nichts mit einer echten Jagd zu tun habe. Beim 3D-Parcours bewegt man sich vielmehr an 14 Stationen entlang, an denen man seine Bogenschützenkunst beweisen muss. Im Gegensatz zum Bogenschießen, wie man es etwa von Olympischen Spielen her kennt, bewegt sich der Schütze durchs Gelände – mit all seinen Hindernissen.

Nicht weniger herausfordernd ist der Feldparcours, bei dem über weite Strecken hinweg Ziele anvisiert werden. So oder so: Man bleibt in Bewegung. Jede Station bietet neue Schwierigkeiten. „Warum geht man ins Feld?“, fragt Markus Kölling, der erste Vorsitzende des Vereins. „Man munkelt, es sei ein sehr schwieriger Sport und man sei gar nicht direkt in einem Wettstreit mit seinen Gegnern, sondern mit sich selbst. Vergleichbar mit dem Golfsport.“

Bis man den Bogen korrekt zu handhaben versteht und mit dem Pfeil halbwegs ein anvisiertes Ziel trifft, dauert es Monate – Jahre, bis sich die Bewegungen aufeinander eingespielt haben. Und es dauert noch länger, bis man eine gewisse Klasse erreicht hat. Markus Kölling ist seit fünf Jahren im Verein. Ein Junggesellenabschied hat den Lüner nach Castrop-Rauxel geführt: Der Besuch auf dem Gelände weckte sein Interesse und selbst nach fünf Jahren, in denen er dem Verein inzwischen sogar vorsteht, bezeichnet er sich selbst immer noch als Anfänger.

High-Tech im Bogensport

Bogenschützen können schon über die Auswahl des richtigen Bogens stundenlang diskutieren. Bernd Elsner ist beispielsweise ein Anhänger des Langbogens, der einfachsten Bogenform. Der Schütze trägt einen Holzbogen, zwischen zwei so genannten Nockkerben schwingt eine Sehne – in der Fachsprache der Bogenschützen wird die Sehne nicht gespannt, sie schwingt.

Andere Schützen bevorzugen Compounds. Compounds sind Bögen, bei denen die Bogensehne und ein Kabel über zwei große Rollen laufen, die in der Fachsprache exzentrische Umlenkrollen genannt werden. Auch im Bogensport ist High-Tech längst Alltag. Über Turniere qualifizieren sich die Bogenschützen für Meisterschaften; eine Herausforderung besteht darin, dass jeder Parcours anders ist. In Castrop-Rauxel bewegt man sich durch ein Wäldchen mit all seinen Unebenheiten, andere Plätze sind hügeliger, flacher, dichter bewaldet und so weiter. Zusätzlich werden die Parcours auch immer wieder verändert.

Wettkämpfe sind in mehrere Dutzend Bogenklassen eingeteilt, aufgeteilt nach Männern und Frauen. Und die Sportler von der Wittener Straße gehören nicht unbedingt zu den schlechtesten Vertretern ihrer Zunft. Bei den deutschen Bowhunter-Meisterschaften im Oktober diesen Jahres, konnten Sportlerinnen und Sportler des Vereins fünf Einzeltitel sowie einen Mannschaftstitel mit nach Hause nehmen. An Wettkämpfen teilzunehmen, das ist übrigens keine Pflicht. Während Markus Kölling mit Hingabe zu Wettkämpfen fährt, betrachtet Bernd Elsner den Sport eher als eine Herausforderung an die eigene Leistungsfähigkeit, die er nicht zwingend in einen Wettkampf mit anderen Schützen messen muss.

> Bei den Europameisterschaften 2022 im französischen Confolens gingen zwei Euromeisterinnentitel nach Castrop-Rauxel. In der Klasse AFBB-R Adult Female Barebow-Recurve siegte Nadine Bücker, in der Kategorie AFTR Adult Female Traditional Recurve Bow nahm Lisa Fagentzer den obersten Treppchenplatz ein. Yannic Arnold errang in der Klasse AMFU Adult Male Freestyle Unlimited Platz 3. Christian Lukas

https://bowhunter-castrop.de