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Castrop-Rauxel: In Lillehammer vom Skandinavienvirus erfasst

Letztes Ausstellungswochenende „Augenblicke des Nordens“ von Reisejournalist Lutz Stickeln im Bürgerhaus

Herbe Schönheit Skandinaviens: Bunes bei Reine auf den Lofoten. FOTO LUTZ STICKELN

An diesem weihnachtlichen Wochenende endet die Ausstellung „Augenblicke des Nordens“ von Lutz Stickeln im Bürgerhaus an der Leonhardstraße 6.

Etwa 50 Fotografien hat der Castrop-Rauxeler Skandinavienexperte Lutz Stickeln im Haus positioniert. Einiges ist erwartbar, etwa Fotografien von Fjorden oder auch Eisansichten aus Grönland. Anderes ist überraschend, etwa eine riesige, kunstvolle Wandzeichnung aus Bodø, der nordnorwegischen Kulturhauptstadt Europas 2024.

„Und ausgerechnet dieses schöne Werk ist bei Renovierungsarbeiten für eben dieses Kulturhauptstadtjahr abgerissen worden“, wundert sich der 57 Jahre alte Reisebürobetreiber, der in etwa 100.000 Bilder auf diversen Festplatten liegen hat. „Wahrscheinlich sind es sogar viel mehr!“ Aber der Skandinavienvirus hat ihn halt gepackt, „da kann man nichts machen.“

Pendeln von Oslo nach Lillehammer

Lutz Stickelns Begeisterung geht auf das Jahr 1994 zurück. Es war nicht seine erste Reise nach Norwegen, es war allerdings das Olympiajahr und er bekam über Freunde die Möglichkeit, einige Wettkämpfe besuchen zu können. „Im Gegensatz zu anderen Olympischen Spielen, für die riesige Hotels gebaut und Landschaften umgepflügt werden, musste man von Oslo aus nach Lillehammer pendeln, da die Eingriffe in die Natur sehr zurückhaltend ausfielen und die Landschaft nicht über Gebühr hinaus belastet werden sollte.“ Durch diese Wege bekam Lutz Stickeln viel zu sehen - und es ward um ihn geschehen.

So hat er nicht nur Anglistik und Geografie studiert, es folgte auch noch Skandinavistik. Norwegisch spricht er fließend und dann konnte er seine Passion sogar zum Beruf machen: Als Reisejournalist für einen in Essen ansässigen Verlag, der auf Nordeuropa spezialisiert ist. Seine Kamera war (und ist) auf all seinen Reisen ein treuer Begleiter. Und natürlich sind es vor allem die Postkartenmotive, die ihn immer wieder antreiben. Die herbe Schönheit der Länder, die vollkommen unterschätzte Weite. Ob Norwegen, Spitzbergen, Schweden, auch Grönland: Er hat die Länder des Nordens von Ost nach West, von Süd nach Nord bereist und irgendwann auch angefangen, die Nicht-Postkartenmotive auf aber Rollfilm beziehungsweise Chip zu bannen - wie etwa Streetart-Motive.

„Ich lege die Kamera eigentlich nur zur Seite, wenn ich das Nordlicht beobachten kann.“ Was zunächst einmal seltsam klingt. Gerade das Nordlicht, sollte man meinen, müsste den Westfalen doch in Entzückung versetzen. „Das tut es ja auch“, schmunzelt der ehemalige Journalist, und bei meiner ersten Begegnung habe ich fotografiert, als gäbe es kein Morgen mehr.“ Heute jedoch genießt er einfach nur den Anblick, ganz in Ruhe. Immer noch fasziniert wie beim ersten Mal.

Bei aller Liebe und Schönheit, die er in seinen Bildern einfängt, spart er die dunklen Seiten nicht aus. So erzählt er von schmelzenden Gletschern und einstmals dreihundert Meter hohen Eisbergen in Grönland, die bald verschwinden werden.

Er erzählt vom UNESCO-Weltkulturerbe in Bergen, wo die Menschen aus Angst vor dem steigenden Meeresspiegel ihre Häuser anheben und von kleinen Dörfern, in denen die Einwohnerinnen und Einwohner wegen der kolossalen Kreuzfahrtschiffe, die in ihren Häfen anlanden, wochenlang kaum mehr die Sonne sehen können. Daher arbeitet der Reisebürobesitzer, der er nun seit 13 Jahren ist, nicht mit großen Kreuzfahrtreiseanbietern zusammen. Auch um Instagram-Hotspots macht er einen großen Bogen.

Am Samstag und Heiligabend ist seine Ausstellung letztmalig von 10 bis 13 Uhr im Bürgerhaus zu sehen. Doch schon Anfang 2024 lädt er Nordlandfans zur nächsten Veranstaltung: „Am 23. Januar präsentiere ich in Zusammenarbeit mit der VHS Castrop-Rauxel einen Multivisions-Bildvortrag. Thema wird sein: Norwegen – eine fotografische Reise durch alle Jahreszeiten.“ Ab 18.30 Uhr in der ASG-Aula, Leonhardstr. 8.

Von Christian Lukas