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Immergrüne Tradition

Die heidnischen Wintermaien und der biblische Baum der Erkenntnis begründeten unsere Weihnachtsbaumtradition.

Der Weihnachtsbaum gehört für viele Menschen zum Fest dazu. FOTO ASAD - STOCK.ADOBE.COM

Was haben der heidnische Fruchtbarkeitsritus der Wintermaien sowie der biblische Baum der Erkenntnis bei Adam und Eva gemeinsam mit unserem beliebten Weihnachtsbaum? Alle sind immergrün!

Zweige, die auch in der längsten Nacht, zur Wintersonnenwende, als grünes Symbol des Lebens, der Fruchtbarkeit und als Schutz vor bösen Geistern in der eigenen Stube dienten, das waren die heidnischen sogenannten „Wintermaien“. Und als die Bevölkerung sich von den heidnischen Riten weg zur christlichen Religion hin orientierte, war die Geschichte von Adam und Eva, dem Paar im Paradies, bei den Christen sehr beliebt. Die grünen Zweige der Nadelbäume standen stellvertretend für die üppige Fülle im Paradies, obwohl der Baum der Erkenntnis bekanntermaßen ein Apfelbaum war. Zur Vervollständigung bekam der „Paradiesbaum“ deswegen rote Äpfel angehängt.

Schon im 16. Jahrhundert Weihnachtszeit wurden zur kleine, immergrüne Bäume verkauft, die in der Wohnung aufgehängt wurden. Damals waren verschiedene immergrüne Bäume wie Buchsbaum, Stechpalme oder Eibe beliebt. Die katholische Kirche lehnte im Gegensatz zur protestantischen aber diese Vermischung von Weihnachten mit heidnischen Bräuchen zunächst ab. Schließlich kam in den Zunfthäusern Norddeutschlands, den Vorläufern der Handwerksinnungen, der Brauch auf, diese Bäume mit Leckereien wie Äpfeln, Nüssen und Datteln zu behängen. Kinder durften den Baumbehang schließlich plündern und aufessen.

Immerwährendes Leben

In den Häusern evangelischer Familien wurden die immergrünen Bäume ab 1730 zusätzlich mit Kerzenlichtern geschmückt. Das Licht am Baum verstärkt die Symbolik. Der Baum steht für immerwährendes Leben und Hoffnung auch in düsteren und lebensfeindlichen Zeiten. Von diesem Brauch ließen sich schließlich Menschen in ganz Deutschland inspirieren. Der Weihnachtsbaum wurde während der Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon offenbar zu einem Symbol der nationalen Zugehörigkeit.

Lange wurde die Weihnachtsbaumproduktion als schnell wachsende Fichten oder Nordmanntannen-Monokultur nicht hinterfragt. Viele Landwirte setzten auf weniger fruchtbaren oder schlechter zugänglichen Ackerflächen auf die Produktion von Weihnachtsbäumen. 90 Prozent der Bäume stammen von deutschen Produzenten, zu einem großen Teil aus Nordrhein-Westfalen. Die übrigen Bäume werden zum größten Teil aus Dänemark importiert. Da die Nordmanntanne aufgrund ihrer weniger spitzen Stacheln, der buschigeren Zweige und der leicht bläulichen Färbung der gemeinen Fichte den Rang abgelaufen hat, werden mittlerweile vor allem diese Bäume zum Verkauf angeboten.

Nachhaltige Produktion

In Zeiten des Klimawandels achten bereits viele Verbraucher auf eine nachhaltige Produktion ihres Wohnungsschmucks. Und mancherorts werden anstelle von geschlagenen Bäumen solche mit Wurzelballen angeboten. Allerdings haben nur relativ kleine Bäume, die von Anfang an im Topf gezogen und auch so geliefert werden, eine gute Chance darauf, auch im heimischen Garten wieder anzuwachsen. Welcher Weihnachtsbaum wirklich nachhaltig ist und ohne Reue aufgestellt werden kann, zeigt sich am besten durch Nachfragen. Alternativen zum klassischen Weihnachtsbaum gibt es mittlerweile übrigens auch einige: vom Leih-Weihnachtsbaum bis zum Baum im Topf.

Von Martina Hengesbach