Wer über die Homepage der Künstlerin Silvia Liebig (www.kalikiri.de) scrollt, wird überrascht sein: Diese Seite ist selbst Kunst - ein Spiel mit Bildtafeln, das an Memory erinnert. Hinter den Bildern oder Schriftzeichen verbergen sich die Vita, eine Übersicht über Ausstellungen und Werke, „Brückengeschichten“, Audios, eine Welt auf Corona“ und vieles mehr. Was sich hinter den Türchen verbirgt, weiß man vor dem Klicken nicht so genau, und es ist auf jeden Fall überraschend, kreativ und originell.
Die große Vielfalt hat die Internetseite mit der Kunst der Dortmunderin gemeinsam. Denn wenn man sich in dem Wohnungsatelier von Silvia Liebig umschaut, vermutet man, dass dort viele Künstler arbeiten. So unterschiedlich sind Stile und Materialien, die die diplomierte Kommunikationsdesignerin verwendet.
Für Philosophie, Literaturwissenschaft, Psychologie, Kunst und Musik hat sich die Dortmunderin interessiert. „Im Kommunikationsdesign kam alles zusammen“, sagt Silvia Liebig. Gezeichnet hat sie schon immer„,im Studium habe ich dann gelernt, richtig zu gucken“ erzählt sie.
Geschichten erzählen
Das Grafik-Handwerk hat sie im Studium gelernt und später in einer Agentur gearbeitet. Dann kam Corona, und Silvia Liebig hat angefangen, mit Bildern Geschichten zu erzählen - über Identität und Zugehörigkeit. Auch das Audiostück „Hörde hier Hörde“ ist in der Pandemie entstanden. Und 2020 war Silvia Liebig der erste Dortmunder Cityartist.
Im „Labor“, ihrem zweiten Atelierraum, entsteht Multimedia-Kunst, Audios, 3D-Arbeiten und Animationen. Neue Techniken auszuprobieren und Neues zu entdecken, ist für Silvia Liebig das größte Vergnügen. Scheu davor, zu scheitern an den neuen Techniken, hat sie nicht. „Meine größte Stärke ist, dass ich neugierig bin“, sagt sie „,eigentlich geht mir erst mal nur um die Idee. Ich habe sehr wenig Angst, Fehler zu machen.“ Das Equipment hat sie sich oft ausgeliehen. Und hatte dann immer Spaß am Ausprobieren und Imitieren von Techniken von Künstler-Kollegen.
Überraschen mit Kunst
Mit ihrer Kunst überraschen möchte Silvia Liebig. „Ich möchte, dass die Leute mit der Zeit immer mehr Dinge in meinen Arbeiten entdecken“, wünscht sich die Künstlerin, die oft spielerisch an die Kunst herangeht und immer wieder nach neuen Perspektiven sucht. Deshalb mag Silvia Liebig auch so gerne Residenzen, wo sie neue Künstlerkollegen kennenlernt, oder Kooperationen wie das Kollektive „Frau Herrmann“, in dem sie mit Claudia Terlunen und Sabine Held kooperiert - jüngst in „Kopfüber in die Kunst“ im Dortmunder U, wo das Kollektiv einen sehr kreativen, spielerischen Raum gestaltet hat. „Wir haben unterschiedliche Schwerpunkte und geben uns gegenseitig Input“, freut sich Silvia Liebig.
Ihre ganze Wohnung ist ein Kunstwerk: auch die Küche und der wiesengrün gestrichene Flur. Großformatige Bilder in 1,50 mal 1,50 Metern aus einer Serie hängen dort; Hingucker sind die Bienen. Und in dem Atelierraum bewahrt Silvia Liebig auch Dinge, die sie gesammelt hat wie bizarre Samenkapseln. Als Filzstiftzeichnungen und Drucke hängen die jetzt an der Wand im Atelier über einem der Arbeitstische.
„Silvia Liebig hat ein vielschichtiges Werk geschaffen, das sich jeglichen Kategorisierungen entzieht“, hat die Jury gelobt, als die Dortmunderin 2020 zum Cityartist ernannt wurde. Ihr Atelier ist mit Sicherheit eines der spannendsten in Dortmund - und genauso überraschend wie die vielfältige Kunst von Silvia Liebig.