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Holzen: Umgeben von Frauen

Die 111. Folge stellt das Atelier von Ida Bischoff vor - Jedes Bild und jede der porträtierten Frauen erzählt eine eigene Geschichte

Ida Bischoff hat sich in einem rund 15 Quadratmeter großen Raum in ihrem Haus in Holzen ihr Atelier eingerichtet. FOTOS: GASS

Ida Bischoff hat viele „Mitbewohnerinnen“. In ihrem Atelier und im ganzen Haus in Holzen hängen die großformatigen Porträts von Frauen. Und viele werden den Betrachtern bekannt vorkommen, wirken wie gute Freundinnen: die Mona Ida zum Beispiel, die das Lächeln der unbekannten Schönen von Leonardo da Vinci, aber die Augen von Ida Bischoff hat. Oder Kim, die wie die Kardashian schaut. Oder „Das freche Mädchen mit dem roten Ohrring“ – natürlich eine Anspielung auf das Vermeer-Bild.

Aber die Frauen von Ida Bischoff sind keine makellosen Schönheiten, sie tragen zwar alle knallroten Lippenstift, der ihnen Stärke (und Weiblichkeit) gibt. Aber sie tragen auch Spuren von Verletzungen auf der Haut, die alles andere als makellos ist. „Sie haben alles etwas erlebt“, sagt die Künstlerin aus Holzen: „Ich möchte das Perfekte nicht perfekt malen“.

Ida Bischoff ist neu in der Kunstszene. Gemalt hat sie schon immer – schon als Kind in ihrer alten Heimat Kasachstan, die sie mit zwölf Jahren verlassen hat. Auf dem Land, auf dem Bauerhof ihrer Eltern, ist sie aufgewachsen und auch in Holzen lebt sie in einer ruhigen Gegend. Aber Landschaftsmalerei hat Ida Bischoff nie interessiert, „ich wollte immer Menschen malen“, sagt sie.

Ausdrucksvolle Gesichter

Und so sind die Frauen mit den ausdrucksvollen Gesichtern entstanden. Jede ist anders, es gibt Diven und Verletzte, Stolze, Staunende – das ganze Spektrum an Weiblichkeit bringt Ida Bischoff auf die großen Leinwände.

Ausstellen wollte sie ihre Kunst nie. In den sozialen Netzwerken und bei Online-Kleinanzeigen hat sie Bilder verkauft und im Buch „Besonders ist auch normal“ sind ihre Bilder vertreten. Dann kam eine Galerie in Hamburg und bat sie, auszustellen. Ida Bischoff sagte zu – das war im April der Beginn ihrer Ausstellungstätigkeit.

»Erkenne dein wahres Selbst und vertraue deiner inneren Führung.«

Ida Bischoff



Ida Bischoff malt sehr emotional. Acrylfarben – und zuletzt auch Ölfarben – trägt sie einerseits sehr fein auf, überzieht die Bilder dann aber mit einer speziellen Roll- und Spachteltechnik, die sie für sich entwickelt hat. Rote Linien, weiße Flecken und schwarze Konturen zeigen auch Verletzungen der Frauen – und ihren Charakter.

Blick in die Seele

Die Holzenerin blickt immer in die Seelen ihrer Figuren. „Ich kann nur malen, wenn es mir gut geht, wenn ich Gefühle auf die Leinwand bringen kann“, sagt sie, „und dann verändert sich ein Bild auch während des Malprozesses.“

„Erkenne dein wahres Selbst und vertraue deiner inneren Führung“ schreibt Ida Bischoff auf die Rückseite von allen ihren Frauenporträts. – Auch als Erinnerung an sich selbst, denn die Malerei ist für sie ein Weg, sich intensiv mit ihrer inneren Welt auseinanderzusetzen. Und so lauten die Titel der Bilder auch „Die Tiefen der Seele“, „Die verborgene Wahrheit“, „Erleuchtung“ – oder „Spirit of Ibiza“.

Gemeinsam ist allen Frauen-Porträts die leuchtende, expressive Farbigkeit. Jedes Gemälde und jede der porträtierten Frauen erzählt eine eigene Geschichte und fängt damit Emotionen ein. Es sind auf den ersten Blick immer starke Frauen, von denen Ida Bischoff in ihrem Atelier in einer gewaltigen Vielzahl umgeben ist. – Frauen, die eine besondere Schönheit und Anmut, einen starken Ausdruck und sehr sprechende Katzenaugen haben, aber auch einen besonderen Makel, eine manchmal sehr versteckte Verletzung. Die in den Bildern von Ida Bischoff zu entdecken, ist spannend und dann entdeckt man manchmal „Die verborgene Wahrheit“. Und manchmal erfährt man dabei dann vielleicht auch etwas über sich selbst. Julia Gaß