Von Mareike Hanke
Gärten waren schon immer etwas Besonderes. Sie sind ein Stück Paradies, das wir nach unseren Vorstellungen gestalten können. Dabei sagen die Gärten immer auch etwas über uns aus.
Der Garten von Angelika Bockelbrink in Dortmund-Asseln ist eine Mischung aus unberührter Natur und gestalterischer Finesse. Vor über 40 Jahren zogen sie und ihr Mann in das Haus in der ruhigen Straße mit dem lang gestreckten Garten dahinter. Seitdem wurden viele Ideen und Vorstellungen im Garten umgesetzt.
Herzen: Eines liegt der Dortmunderin besonders am „Mein eigentliches Anliegen ist es, die Menschen davon zu überzeugen, die ursprünglichen Kräuter und Pflanzen wieder in die Gärten zu holen. Sie sind insektenfreundlich, nützlich für die Gesundheit und in der Küche und außerdem überaus hübsch.“
Schönheit und Nützlichkeit gehen Hand in Hand
Angelika Bockelbrink bezeichnet sich selbst als „Kräuterhexe“. Sie hat eine Ausbildung als Kräuter-Fachfrau bei Phytaro in Dortmund gemacht, seitdem sieht sie Gärten mit anderen Augen: „Wo immer es geht, haben wir hier Nutzpflanzen.“ Nutzpflanzen das heißt für Angelika Bockelbrink Wildkräuter, Gemüsepflanzen und Obstbäume. Manche denken bei einem Kräuter- und Gemüsegarten an verwilderte Gärten und Hippies in Latzhosen und Birkenstocksandalen. Aber das ist ein überholtes Bild“, versichert sie und schaut auf ihren malerischen Garten. Der Garten hier ist so angelegt, dass es in den Beeten gern strubbelig wachsen kann. Da greife ich gar nicht so viel ein. Das soll sich von selbst machen. Aber durch den Rasen in der Mitte und die Randsteine sieht es trotzdem ordentlich aus. Da lege ich auch Wert drauf.“
Natur zurück in die Gärten holen
Wie ein hellgrüner Fluss schlängelt sich der Rasen durch die bunten Bereiche mit den Kräutern. Auch Hühner gehören fest zum Gesamtbild.
Verwunschen integriert sich das Gehege in den Stil der übrigen Flächen und die hübschen Hühner beobachten neugierig das Geschehen. Im Garten von Angelika Bockelbrink wird gelebt. Das zeigen auch die selbst gebauten Insektenhotels und Unterschlupfe für Igel, Kröten und Co.
Der pflegeintensive Naturgarten auch mit diesem Klischee möchte die Seniorin aufräumen: „Schottergärten klingen pflegeleicht, aber auch da sät sich allerhand aus, was gerupft werden muss - oder man kippt ohne Ende Chemie drüber. Am Ende hat man eine kaputte Natur und das Klima am Haus ist auch furchtbar. Das ist auch das Schöne an einem reichen Naturgarten: Es ist angenehm kühl, weil die Pflanzen die Wärme absorbieren. Steine und Schotter werden einfach nur heiẞ.“
Aus dem Garten in die Küche
Nutzpflanzen - das sind für Angelika Bockelbrink aber nicht nur die vielen Kräuter, die in ihrem Garten wachsen dürfen. Sie hat auch ein eigenes kleines Feld mit Tomaten, Salat und vielen anderen Gemüsesorten, die später natürlich verarbeitet und verputzt werden: „Das schmeckt so lecker. Und ich kann sicher sein, dass mein Essen frei von jeder Chemie ist.“ Die Kräuter kommen nicht nur in der Küche zum Einsatz. Als Kräuterfachfrau stellt sie außerdem Tinkturen und Tees her. Auch das eine oder andere leckere Getränk wird aus den Kräutern gezaubert.
Obwohl Angelika Bockelbrink im vergangenen Jahr gesundheitlich stark angeschlagen war und die Ärzte ihr prognostizierten, dass eine vollständige Genesung schwierig werden würde, fühlt sich die Gartenliebhaberin gut erholt: „Ich bin mir sicher, dass das auch an meinen Kräutern liegt.“
Ein Ort für Gemeinschaftlichkeit
Versteckt im hinteren Teil des Gartens gibt es sogar noch ein „Wäldchen“ mit Sitzgelegenheiten. „Wir halten es hier offen und teilen uns diesen Bereich auch mit den Nachbarn. Dann trifft man sich hier und hat eine schöne Zeit“, erzählt Angelika Bockelbrink beim Spaziergang über die schattigen Pfade, die von ausgeblühter Knoblauchsrauke gesäumt werden.
Immer wieder entdeckt man dabei spannende Skulpturen und andere Kunstwerke, die sich zwischen Zweigen und Blättern verstecken. „Kunst und Natur passen in meinen Augen einfach toll zusammen“, erzählt die Kräuterfachfrau. Einiges davon hat sie selbst gemacht. „Ich möchte noch mehr Kunst in meinem Garten haben. Die darf auch gerne lustig sein,“ sagte sie und zeigt auf eine Art Kronleuchter leeren Schnapsfläschchen.„Das nennen wir unsere Säuferleuchte“, lacht die gesellige Naturliebhaberin.
Der Garten der Dortmunderin ist nicht nur zum Angucken - da hier wird gelebt und Spaß gehabt, hier werden gemeinsam mit Familie, Nachbarn und Freunden Erinnerungen gesammelt.
Das sind die Empfehlungen für den Naturgarten
Doch was braucht man nun für den eigenen Garten, wenn man Angelika Bockelbrink nacheifern möchte? Sie rät: „Wild- und Küchenkräuter gehören in einen Naturgarten.“ Bei der Pflege wird auch hier ohne Chemie gearbeitet: „Ich dünge nur mit Brennnesseljauche oder Jauche vom Acker-Schachtelhalm. Ich will keine Chemie auf meinen Pflanzen haben, immerhin wird das später auch alles mitgegessen.“
Nur einen Gegner kann Angelika Bockelbrink nicht bezwingen: „Die Schnecken. Da greife ich schon mal zur Chemie. Ansonsten fressen die mir den halben Garten ab.“ Als Garten-Fan weiß Angelika Bockelbrink aber auch, dass man sich immer gerne mit anderen Gartenfreunden austauscht, Tipps gibt und Inspirationen sammelt. Vielleicht geht's so in Zukunft den Schnecken auch ganz natürlich an den Kragen.