Dortmunder Süden Anzeige

Dortmunder Süden: Spiel mit Pinseln

Wir stellen das Atelier von Nanne Hagendorff vor, seit 25 Jahren malt die Künstlerin abstrakt.

Auf 25 Quadratmetern hat Nanne Hagendorff in dem hellen Atelier in ihrer Wohnung viel Platz für die Kunst. FOTOS GASS

Schon als Kind hat Nanne Hagendorff (wie die meisten bildenden Künstler) gerne gemalt. Dann kam der Beruf dazwischen, aber als die Dortmunderin vor 25 Jahren zu ihrem Mann gesagt hat „ich habe mal wieder Lust, zu malen“, war der gleich begeistert – weil er mit Staffelei, Leinwänden und Farben schöne Weihnachtsgeschenke hatte. Nanne Hagendorff hat sich in ihrer Wohnung im Klinikviertel dann ein Atelier eingerichtet und die Wohnung zur Galerie gemacht. 

Vielseitig ist die Kunst der Dortmunderin, die als Künstlerin Autodidaktin ist. „Am Anfang habe ich Blümchen und Landschaften gemalt, aber meine Bilder wurden relativ schnell abstrakt. Eher informell als abstrakt“, erzählt Nanne Hagendorff: „Ich habe gemerkt, dass mir Figürliches nicht so liegt. Abbilden reizt mich nicht.“ 

Freunde haben sie gefragt, ob sie bei ihrem Stand auf einem Malermarkt mitmachen möchte. „Ich bin mit den fünf Bildern, die ich besaß, dort hin, und abends hatte ich alle Bilder verkauft“, erinnert sich die Dortmunderin.

Märkte waren Anschub

Ein paar Jahre ist sie dann mit ihrer Kunst über Malermärkte getingelt. „Die Märkte waren für mich ein Anschub, immer weiter zu malen“, sagt sie. Und die Malerei war für Nanne Hagendorff auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst. – „Auch mit meinen Ungeduldigkeiten und Unfähigkeiten“, sagt sie. Und auch jetzt ist das Malen für sie eine Art Flucht: „Es lenkt mich ab von den Nachrichten und tut meiner Seele gut.“ 


"Meine Malerei lenkt mich von den Nachrichten ab und tut meiner Seele gut."

Nanne Hagendorff

Sehr vielfältig und im wahrsten Wortsinn vielschichtig ist die Kunst, die in der Wohnung in allen Zimmern hängt. Mit selbst angerührten Acryl-Farben entstehen die Bilder in Mischtechnik, in denen Nanne Hagendorff viele Schichten Farbe fein lasiert aufträgt. Nie pastos, aber immer so, dass die Bilder Tiefe haben. Stille, helle Arbeiten sind das, oft sind in ihnen viele Formen verborgen, manchmal auch Figürliches. Und immer erzählen diese Bilder Geschichten, immer wieder neu gibt es in ihnen etwas zu entdecken. 

Zeichnung auf Teebeuteln

Nanne Hagendorff experimentiert gerne. Auf Teebeuteln hat sie mit einem Kugelschreiber kleine Zeichnungen angefertigt, im Gel-Druck-Verfahren sind Monoprints entstanden, in denen Gegenständen, „die in der Kunst normalerweise nicht vorkommen“, im Mittelpunkt stehen: Büroklammern, Geschenkband, Manschetten, Briefumschläge. Grafisch sind diese Drucke und manchmal auch geheimnisvoll. Auf Holztafeln ist eine spannende Farbflächen-Malerei entstanden, die Nanne Hagendorff auch mal aus vielen Tafeln zusammengesetzt hat. 

„Ich spiele mit Pinseln und Spachteln, mit Leinwand, Papier, Metall und Holz, mit Farben und Strukturen“, schreibt Nanne Hagendorff auf ihrer Homepage. An einem Bild arbeitet sie, bis es fertig ist – nie an mehreren Bildern gleichzeitig. „Ich bin impulsgesteuert und entscheide spontan, ob ich in mein Atelier gehe und male. Es gibt dann auch Monate, in denen ich gar keine Idee habe“, sagt die Dortmunderin: „Ich schaue mir viel Kunst an. Den Impuls für ein neues Bild bekomme ich meist aus dem Bild davor. Ich gehe den Weg dann weiter.“ 

Und dann entstehen die spannenden Bilder, in denen Nanne Hagendorff viel gespachtelt, aber immer wieder abgeschliffen hat, in die Lack und Tusche eingearbeitet sind. Die Oberflächen von einigen dieser Bilder erinnern an verputzte Hausfassaden, andere an die fein lasierte Ölmalerei Alter Meister. Spannend sind alle. Julia Gaß