Bobo, schau mal – ist das gut so? Bobo soll ich in der Ecke noch mit einer anderen Farbe drüber malen? Bobo, soll ich Blau oder Rot nehmen? Es sind viele Fragen, die die Hobbykünstler im „Kuh31“ an Dobrila Jakubovic haben. Und die Kursleiterin weiß auf jede eine Antwort, gibt Tipps, verrät Tricks – und malt selbst nebenbei an einem Bild.
Mittwochs wird der Mietertreff „Kuh31“ der Dogewo21 zum Künstler-Atelier. Dann sitzen zehn Kreative um einen großen Tisch und malen. Vor einem halben Jahr ist das gemeinsame Projekt der Wohnungsgesellschaft Dogewo21 und des Seniorenbüros Hörde gestartet. – Mit Erfolg, denn die Teilnehmerinnen haben soviel Spaß, dass sie am liebsten noch häufiger kommen würden.
Kreative aller Altersstufen gehören zu der Mal-Familie. Die jüngste Teilnehmerin ist die sechsjährige Emma. Sie kommt mit ihrer Mutter Marianne Höbener. Und wenn die mal keine Zeit hat, mit der Nachbarin Ursula Pietzak. Emma hat Talent, malt ruckzuck eine große Leinwand voll. „Ich komme so gerne hieher, weil ich hier mit den Fingern malen darf“, erzählt sie. „Wenn ich das sehe, was Emma aus dem Gefühl heraus malt, bin ich platt“, sagt Ursula Pietzak und verteilt mit dem Spachtel weiter grüne Farbe auf ihrem Bild. „Was findest Du an meinem Bild schön?“, fragt Emma. „Du hast die Farben genau da hingemacht, wo sie hingehören“, lobt Ursula Pietzak.
Achtsamkeit
Aber es geht im „Kuh 31“ mittwochs nicht nur ums Malen. „Diese Gruppe ist schon sehr besonders. Jeder ist darauf bedacht, dass es dem anderen gut geht“ – darin sind sich alle einig. Und auch Kuchen und Kaffee gibt es in dem Kurs immer.
Inge Seuthe ist darauf angewiesen, dass ihr mal jemand hilft. Sie hat nur noch drei Prozent Sehkraft auf einem Auge, auf dem anderen fünf Prozent. Aber Farben kann sie erkennen und malen auch. Sie wohnt in der Kuhweiden-Siedlung, wurde durch einen Brief der Dogewo21 auf den Maltreff aufmerksam und kommt von Anfang an mit großer Begeisterung dort hin.
"Malen ist auch Meditation, dabei vergisst man das Drama."
Dobrila Jakubovic
Den eigenen Stil finden
Auch die Bilder von Angela Görgen sind ausdrucksstark und fantastisch. Sie lässt sich vom Kubismus zu Porträts inspirieren. „Mein Sohn malt so gut“, erzählt sie, „ich wollte auch so gut malen können wie er.“ Der Sohn studiert nun Architektur, und Angela Görgen hat ihren eigenen Malstil gefunden. Dobrila Jakubovic findet auch den toll. Sie hat den Teilnehmerinnen verschiedene Techniken gezeigt, auch Puring, Malen mit Aquarell und in Mischtechnik.
„Am Wichtigsten ist der Spaß. Und dass jeder seine Kreativität fühlt“, sagt die Kursleiterin. Und sie teilt ihre kleinen künstlerischen Geheimnisse gerne mit ihren Malschülern. Bevor sie aus ihrer Heimat Bosnien fliehen musste, war Dobrila Jakubovic Professorin für Philosophie und Soziologie.
„Es war meine große Liebe, mit Menschen zu arbeiten“, sagt sie. Und Kunst war immer ihr Hobby. „Ich hatte dann eine sehr schwere Phase in meinem Leben – mit drei Todesfällen in der engsten Familie. Da habe ich angefangen, zu malen und meine Liebe zu Farben entdeckt“, erzählt die Kursleiterin. Daraus ist mehr als ein Hobby geworden, eine Leidenschaft. „Ich habe in sechs Jahren etwa 130 Bilder gemalt“, sagt Jakubovic, „malen war für mich eine Therapie. Malen ist auch Meditation, dabei vergisst man das Drama.“
In der zweiten Augusthälfte werden wieder Pinsel und Farben ausgepackt. Und im Herbst plant die Gruppe eine Ausstellung in der Siedlung. Denn sehen lassen können sich die Kunstwerke aus dem „Kuh31“. Julia Gaß
Steckbrief Atelier „Kuh 31“
Im Mietertreff der Dogewo 21
Atelier-Chefin:
Dobrila Jakubovic leitet den Malkurs im Mietertreff „Kuh 31“ der Dogewo21 in der Kuhweide. Der Kurs ist Teil eines gemeinsamen Programms der Dogewo21 und des Seniorenbüros Hörde. Maximal zehn Teilnehmerinnen treffen sich mittwochs von 14.30 bis 17.30 Uhr, um zu Malen. Dobrila Jakubovic war in ihrer Heimat Bosnien Professorin für Philosophie und Soziologie. Malen war immer ihr Hobby. Nach drei Todesfällen in ihrer Familie hat sie im Malen Erfüllung und Trost gefunden.
Ausstellungen im Atelier:
Im „Kuh 31“ sind oft auch Bilder der Kursteilnehmer zu besichtigen; der Malkurs plant außerdem im Herbst eine große Ausstellung auf einer Wiese der Kuhweiden-Siedlung.
Kunst-Techniken:
Zeichnungen, Aquarell, Acryl, Mischtechnik. Und die Teilnehmer lernen in den Kursen auch immer wieder neue Techniken wie Puring kennen.
Schwerpunkte des Ateliers:
Gemeinsames Malen. Die Kurse stehen jedem offen, nicht nur Mietern der Dogewo21. Die Wohnungsgenossenschaft stellt die Räume „Kuh 31“, eine Wohnung der Siedlung, kostenlos zur Verfügung; an anderen Wochentagen treffen sich die Mieter dort zum Kartenspielen oder zum Kaffeetrinken. Das Seniorenbüro Hörde bezahlt die Kursleiterin und auch Farben und Leinwände. Den Kurs gibt es seit sechs Monaten.
Angebote für Besucher:
Nach Vereinbarung kann man die Arbeiten der Malkurs-Teilnehmer besichtigen und den Kurs besuchen.
Kontakt:
Katja Sievert, Tel. 1083321
Öffnungszeiten:
Der Malkurs findet mittwochs von 14.30 bis 17.30 Uhr im Kuh31“, An der Kuhweise 31, statt. Der nächste Kurs beginnt in der zweiten Augusthälfte.
www.dogewo21.de