Eigentlich war es praktisch: Rosa Fehr-von-Ilten musste nur in die Wohnung nebenan gehen, um dort in ihrem Atelier zu arbeiten. Aber die Produzentengalerie „Splint 5“, in der sie seit April 2023 mit Claudia Karweick und dem Bildhauer Rüdiger Wenzel arbeitet, bietet ein wunderschönes Ambiente im Hinterhaus mit Garten – und die Nähe zu anderen Künstlern.
Zwei Räume im Erdgeschoss stehen Rosa Fehrvon-Ilten als Atelier zur Verfügung. Jeden Tag geht sie dort hin, um zu arbeiten. „Es tut mir gut“, sagt sie, „hier werde ich nicht abgelenkt, hier gibt es nur Kunst.“ Vor vier Jahren haben wir Rosa Fehr-von-Ilten schon einmal besucht – damals noch in dem Atelier neben ihrer Wohnung. Die kleinen Dinge, scheinbar Nebensächliches, standen damals schon im Mittelpunkt ihrer Arbeiten. Und auch heute noch mag Rosa Fehr-von-Ilten es, Dinge nah heran und aus ihrem Zusammenhang zu zoomen.
Immer abstrakter
In ihren Zeichnungen – und auch in der sehr fein lasiert aufgetragenen Ölmalerei – holt sie Dinge und Details von Gegenständen ganz nah heran. In einer vierteiligen Arbeit hat sie die gelben Streben aus dem Signal-Iduna-Park herangezoomt. Dortmunder erkennen sofort, von welchem Gebäude diese Stangen stammen. „Ich wollte probieren, wie viel vom Stadion man sehen muss, um es zu erkennen“, sagt die Künstlerin.
In ihren jüngsten Arbeiten beschäftigt sich Rosa Fehr-von-Ilten mit Folien – mit großen Folien, mit denen Gebäude bei Sanierungen verhüllt sind. – Wie vor einiger Zeit der Düsseldorfer Kunstpalast. Rosa Fehr-von-Ilten fotografiert die eingepackten Gebäude und zoomt dann in ihren Zeichnungen Faltenwürfe und Schnüre heran.
Durch Reduzierung und Zoom hat Rosa Fehr-von-Ilten Türen in die Abstraktion geöffnet. Auch in ihrer Malerei geht sie diesen Weg weiter und reduziert und abstrahiert Formen. In der Serie „Flora“, in der sie die Betrachter ihrer Bilder in Gewächshäuser blicken lässt, bestimmen Farben die jahreszeitlichen Stimmungen; die Pflanzen werden immer abstrakter.
Kunst mit Netzen
„Ich bilde nicht ab, ich schaffe mir meine eigene Wirklichkeit“, hat Rosa Fehr-von-Ilten schon vor fünf Jahren gesagt. Auch auf Leinwänden zeigt sie abstrahierte Landschaften oder Geschichten – wie die von einem versunkenen U-Boot. Das große, übergeordnete Thema der Arbeiten von Rosa Fehr-von-Ilten ist derzeit „Unterwegs sein“. Das Signal-Iduna-Stadion passt genauso gut zu diesem Thema wie die Folien von Gebäuden, die Rosa Fehr-von-Ilten unterwegs findet. „Ich sehe das auch als eine Art von Reflexion“, sagt die Dortmunderin.
Rosa Fehr-von-Ilten
Um Verpackung geht es auch in ihren Objekten. Für eine Kunstaktion der „Dortmunder Gruppe“ Ende Oktober beim Feierabendmarkt vor dem Opernhaus ist eine Installation aus Netzen, in denen Zwiebeln oder Obst verpackt sind, entstanden. Und diese Installation hat auch deutlich gemacht, wie viel Müll, der nicht nur für Fische im Meer, sondern auch für Vögel in Nähe von Müllkippen lebensgefährlich ist, durch diese Netze entsteht.
In einem anderen Objekt ist aus Netzen und Fundstücken am und im Wasser eine Installation entstanden, die zeigt, wie bedroht der Riesenfrosch ist. „Urlaub am Titicacasee“ heißt diese mahnende und warnende Arbeit.
In der Innenstadt-Idylle im Hinterhaus wird Rosa Fehr-von-Ilten sicher noch einige Anregungen für ihre Kunst bekommen. Und das Viertel entwickelt sich immer mehr zu einem richtig schönen Künstlerviertel. Julia Gaß
Steckbrief Galerie „Splint 5“
Atelier von Rosa Fehr-von-Ilten
Atelier-Chefin:
Rosa Fehr-von-Ilten arbeitet seit 2004 in eigenen Ateliers als freischaffende Künstlerin. Zuerst hatte sie ein Atelier im Künstlerhaus am Sunderweg, dann an der Chemnitzer Straße, an der Rheinischen Straße und der Dudenstraße im Atelier von Pia Bohr. Danach hat sie sich ein Atelier neben ihrer Wohnung eingerichtet; seit 2023 arbeitet sie nun in der Produzentengalerie „Splint 5“ an der Splintstraße 5, die sie zusammen mit Claudia Karweick in einem idyllisch gelegenen Hinterhaus gegründet hat. Und sie ist auch Mitglied der Künstlergruppe „Artgenossen“ im Viertel.
Ausstellungen im Atelier:
Nach Vereinbarung sind die Arbeiten von Rosa Fehrvon-Ilten zu besichtigen.
Eigene Ausstellungen:
Seit 2005 hat Rosa Fehrvon-Ilten eine rege Ausstellungstätigkeit. Ihre Arbeiten waren in der BIG-Gallery, im Dortmunder U, in der Nicolaikirche, der Produzentengalerie 42, im Künstlerhaus und Torhaus Rombergpark, bei offenen Ateliers und „Grafik aus Dortmund“ zu sehen. Und auch in Bochum, Bonn und Österreich hat Rosa Fehrvon-Ilten ausgestellt und mit der Dortmunder Gruppe in Amiens, Novi Sad und Düsseldorf.
Kunst-Techniken:
Zeichnungen, Malerei in Öl und mit Acryl, Objekte
Schwerpunkte des Ateliers:
Eigene Arbeiten
Künstlerische Ausbildung:
Rosa Fehr-von-Ilten ist in Braunschweig geboren, sie hat an der TU Dortmund Kunst für das Lehramt studiert und dann an Schulen und der TU unterrichtet. Sie hat auch eine Gesangs- und Sprechausbildung in Köln absolviert und war Dozentin für Stimmbildung an der Musikschule und TU.
Angebote für Besucher:
Besichtigung der Arbeiten nach Vereinbarung.
Kontakt:
Tel. (0171) 481 1262, Splintstraße 5.
www.rosafehr.de
Ihr Atelier in der Serie
Im Süden. Sollen wir auch Ihr Atelier vorstellen? Dann schreiben Sie uns. Wir möchten von Ihnen den Namen des Ateliers und den Namen des Inhabers, die Adresse und eine Telefonnummer wissen. Kontakt können Sie mit den Ruhr Nachrichten per Post oder Mail aufnehmen.
Ruhr Nachrichten Kulturredaktion
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