Dortmunder Süden - Die besten Seiten des Südens Anzeige

Dortmunder Süden: Fantasie aus Stahl

Der freischaffende Künstler und Bildhauer Rüdiger Wenzel liebt das Spiel mit Materialien. Ton, Holz, rostiges Eisen, Stein und Stahl verbindet er zu Skulpturen in seinem Atelier im "Splint 5".

Rüdiger Wenzel hat in seinem Atelier im Splint 5“ rund 30 Quadratmeter Platz, um zu arbeiten und auszustellen. FOTOS: GASS

Ein eigenes Atelier hatte Rüdiger Wenzel bis vor einem Jahr noch nicht. Und als freischaffender Künstler arbeitet der 69-Jährige auch erst seitdem er Rentner ist. Aber seine Arbeit war künstlerisch: Der Bildhauer war Schauwerbegestalter, ein sogenannter „Schmücker“. Er hat Schaufenster ins Szene gesetzt – schon damals auch mit Blumen aus Stahl. Später hat er Kulissen für Ausstellungen und Szenografie-Kollequien der Dasa gestaltet und in der Dasa das Deko-Atelier geleitet. Im Rahmen der Gestaltung der Wanderausstellungen der Dasa hat er auch Zeichnungen gemacht; die Grenzen waren fließend: „Wo fängt Kunst an, was ist Raumgestaltung? – Wir waren ein bunter Haufen“, erzählt Rüdiger Wenzel. Fast 30 Jahre hat er in der Dasa gearbeitet – bis er vor vier Jahren in Rente gegangen ist.

„Der Gedanke an Kunst war immer da“, sagt der Bildhauer. Vor einem Jahr – als sie die neue Galerie entdeckt hat – hat ihn Claudia Karweick angesprochen, ob er in der Produzentengalerie „Splint 5“ den Raum neben der Garage als Atelier und Werkstatt nutzen möchte. „Gut, dann fängst Du jetzt an“, hat Rüdiger Wenzel gedacht. Seitdem schweißt er an der Splintstraße 5 auf rund 30 Quadratmetern Skulpturen und stellt die fertigen Arbeiten nebenan in der Garage der Galerie aus. Dort hängt auch Malerei von seiner Lebensgefährtin Petra Eick an den Wänden.

»In einem fein eingerichteten Wohnzimmer wirken die Skulpturen wieder ganz anders.«

Rüdiger Wenzel


Experimente mit Material

Es ist faszinierend, wie anders die Arbeiten von Rüdiger Wenzel in der Werkstatt und in der Atelier-Umgebung vor der Werkstatt wirken: „In einem fein eingerichteten Wohnzimmer wirken die Skulpturen aus rostigem Eisen und Stacheldraht wieder ganz anders“, weiß der Künstler.

Der Kopf ist aus einer alten Tonne entstanden.
Der Kopf ist aus einer alten Tonne entstanden.

„Ich wollte immer Kunst machen“, sagt er, „aber ich wollte erstmal gucken, frei sein und schauen, welche Wege interessant sind.“ Vielseitig ist die Kunst von Rüdiger Wenzel; zurzeit experimentiert er gerne mit verschiedenen Materialien.

Farbe, Form und Inhalt

SERIE Ateliers im Süden
SERIE Ateliers im Süden

Aus Stacheldraht hat er einen Kopf gewickelt und florale Gestecke geschweißt. Sein Atlas aus rostigem Stahl trägt eine Edelstahlkugel, auch Steinskulpturen entstehen in der Werkstatt. Rüdiger Wenzel liebt das Spiel mit Materialien. Ton, Holz, rostiges Eisen, Stein und Stahl verbindet er in seinen Skulpturen – Fundstücke verarbeitet er genauso wie speziell für die Arbeiten angefertigte Elemente – wie die Edelstahlkugel für den Atlas. „Jedes Material hat seinen Reiz“, sagt Rüdiger Wenzel. In der Dasa hat er mal für ein Szenografie-Kolloquium aus alten Fässern eine Stadt-Silhouette gebaut hat. – Höchst eindrucksvoll.

Und Rüdiger Wenzel erzählte mit seinen Skulpturen Geschichten – von der Zeit, von Fantasiewesen wie Kugelmenschen oder literarischen Figuren wie Don Quijote. „Ich arbeite nicht bis ins Detail naturalistisch“, sagt der Bildhauer, „aber das Material, das ich verwende, muss markant sein. Meist habe ich erst die Idee, was ich anfertigen will und suche mir dazu das Material.“ Farbe und Form möchte Rüdiger Wenzel in seinen Skulpturen zusammen bringen – auch, wenn seine Arbeiten eher naturalistisch in der Farbigkeit und nicht bunt sind. „Man muss aufpassen, dass es nicht kitschig wird“, sagt der Bildhauer. Genauso wichtig wie Farbe und Form ist ihm der Inhalt, den seine Skulpturen vermitteln. So zeigt er mit seinen Arbeiten aus Stacheldraht die Verletzlichkeit – des Menschen und der Natur. – Eindrucksvoll und originell. Julia Gaß