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Einzelkämpfer in der Berufswelt

Wie finden sie ihren Weg?

Manche Menschen werkeln lieber in Ruhe und ohne ständige Abstimmung. Doch wer nicht gerne im Team arbeitet, hat in vielen Jobs schlechte Karten. FOTO CHRISTIN KLOSE/DPA

Teamfähigkeit scheint heute eine Grundvoraussetzung im Beruf zu sein. In nahezu jeder Stellenanzeige wird sie als gewünschte Eigenschaft genannt. Was aber, wenn man lieber für sich alleine arbeitet, den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen oder das gemeinsame Tüfteln an einem Problem eher als nervig empfindet? Hat man dann überhaupt noch eine Chance in der modernen Arbeitswelt?

Zunächst einmal: „Die Anzeige sollte man nicht so ernst nehmen. Schließlich steht das mit der Teamarbeit überall“, sagt die Wirtschaftspsychologin und Autorin Svenja Hofert. Viel entscheidender sei, wie der Job gestaltet ist und welche Anforderungen es an die Bewerber gibt.

„Die Frage ist: Ist ein Modell von Teamarbeit gemeint, wo ich 98 Prozent meiner Arbeitszeit nur mit Leuten reden muss, oder versteht man darunter, dass ich ab und zu mal ein gemeinsames Meeting oder ein festes Team habe?“

Hofert, die Geschäftsführerin der Teamworks GTQ Gesellschaft für Teamentwicklung und Qualifizierung in Hamburg ist, empfiehlt, in der Bewerbung und beim Vorstellungsgespräch offen zu sein. Also etwa zu sagen: „Ich bin introvertiert und brauche meinen Bereich. Gleichzeitig bin ich auch jemand, der gerne mit anderen arbeitet - aber im Rahmen.“ So etwas sei legitim.

Aber wo sind die Grenzen? Und gibt es einen Unterschied zwischen einem Einzelgänger und einem Einzelkämpfer? Einzelgänger sind oft sehr beliebt in Teams, weil sie ihrer Arbeit nachgehen, keinen Ärger machen. Nur für das soziale Miteinander sind sie ungeeignet.

Etwas, worauf sich Kollegen einstellen können. Für berufliches Weiterkommen müssten Einzelgänger jedoch lernen, an sozialen Aktivitäten teilzunehmen, sagt die Soziologin Dorothee Echter. Gemeinsam mit der Betriebswirtin Dorothea Assig berät sie regelmäßig Klienten im Topmanagement. Einzelkämpfer lebten hingegen ihre eigene „Ich-weißes-besser-Kultur“, sagt Dorothea Assig. „Das stimmt oft sogar, ist nur keine teamfähige und meetingfähige Einstellung, weil die Anschlussfähigkeit fehlt, die Kompromissbereitschaft.“

Haben diese Mitarbeiter eine Aufgabe, in der sie stark gefordert sind, das alleinige Sagen haben und für die keine Abstimmung nötig ist, geht das auch eine Zeit lang gut. Karriere machen könnten Einzelkämpfer so allerdings nicht, so die Expertin. Und sie würden leicht ersetzt, wenn die Arbeit von jemand anderem übernommen werden kann.

Wer kein Teamplayer ist und dennoch im Job anerkannt werden möchte, sollte aktiv werden. „Es beginnt mit der Selbsterkenntnis“, sagt Assig. Sprich: Bin ich ein Einzelgänger, eine Einzelkämpferin? „Die ehrliche Antwort darauf ist fundamental“, so Echter. Denn oft stimmt das Selbstbild nicht mit den tatsächlichen Bedürfnissen überein. Das Wissen über sich selbst ist um jedoch entscheidend, den richtigen Platz für sich zu finden.

Herantasten

Der nächste Schritt: Sich langsam an die verschiedenen Arten der Zusammenarbeit herantasten. „Die meisten Menschen wissen nicht von Anfang an, welche Art der Nähe, Kooperation oder Distanz sie für ihre Entwicklung brauchen“, sagt Dorothea Assig. Das gelte es über die Jahre immer wieder auszuprobieren und herauszufinden. Wie fühlt man sich, wenn man allein arbeitet, in einer kleinen Projektgruppe, in größeren Meetings, in Videokonferenzen? Welche Nähe wird wie lange ausgehalten?

Davon abhängig zuletzt in welchem ist nicht Job man sich wohlfühlt. dpa