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Museum Lünen: Auf Wiedersehen in Lünens Stadtmitte

Gesindehaus von Schloss Schwansbell noch bis 29. Oktober Standort des Museums Lünen - dann schließen sich Pforten und Umzug in historische Villa Urbahn im Lüner Zentrum beginnt

Noch bis Ende des Monats Standort des Museums Lünen: das Gesindehaus von Schloss Schwansbell. FOTO (A) STADT LÜNEN

Nur noch bis morgen haben Besucher Zeit, das Museum der Stadt Lünen an seinem idyllischen Standort im Wirtschaftsgebäude von Schloss Schwansbell zu besuchen. Dann schließen sich die Pforten und der Countdown für den großen Umzug in die historische Villa Urbahn im Lüner Zentrum beginnt. Ab Sommer 2025 sind dann alle Bürgerinnen und Bürger Lünens eingeladen, sich in den neuen alten Räumen der Stadt- und Kulturgeschichte Lünens zu nähern. 

Nach vierzig Jahren im Gesindehaus des Schlosses freut sich Daniel Claeßen, Pressesprecher der Stadt Lünen, auf den schönen neuen Standort: „Damit zieht das Museum in die Innenstadt, näher zu den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch zu den Gästen, die Lünen besuchen und nun die Gelegenheit erhalten, Lünens Geschichte hautnah zu erleben.“ 

40 Jahre Schwansbell

Seit 1983 stellt das Museum im Gesindehaus neben dem Schloss Schwansbell aus. Schwerpunkt ist die Stadtgeschichte Lünens und die Kultur- und Industriegeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.. 

Erst seit fünf Jahren gibt es mit Dr. Katja Stromberg eine hauptamtliche Museumsleitung. Begründer der Sammlung und über 50 Jahre lang ehrenamtlicher Leiter war Wingolf Lehmann. Er hat dafür gesorgt, dass Lünen über eine große Schatzkiste verfügt, die hilft, Geschichte nachvollziehbar zu machen. In den letzten fünf Jahren hat sich einiges getan. Von der statischen Sammlung, die in einzelnen Räumen vor allem Exponate zur Industrie- und Wohnkultur in Lünen zur Schau gestellt hatte, geht der Weg zu einem dynamischen Ort, der Fragen zu aktuellen Themen mit dem Blick auf die städtische Historie diskutiert. 

Rund 25.000 Exponate schlummern im Depot, „von der Briefmarke bis zum Klavier“, so Stromberg. Diese galt und gilt es zu erfassen, also mit einer Inventarnummer zu versehen, und zu digitalisieren. Seit Mitte 2022 ist ein erster großer Meilenstein erreicht: Alle Exponate sind gesichtet und erfasst. Aber es geht noch weiter; viele Exponate müssen noch in die Datenbank eingepflegt werden. Viel Arbeit für die Leiterin und die freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sie für die einzelnen Fachgebiete beschäftigt. Ob beispielsweise Paläontologie, Kunst- oder Kulturgeschichte: Für die Zuordnung der Sammelstücke und auch für die Erarbeitung der begleitenden Texte zu den Ausstellungen sind manchmal Expertinnen und Experten gefragt.

Viele Ideen

Die Villa Urbahn, hier ein Bild aus der Bauzeit, wird bei der Neueröffnung des Museums genau 100 Jahre alt. FOTO URBAHN
Die Villa Urbahn, hier ein Bild aus der Bauzeit, wird bei der Neueröffnung des Museums genau 100 Jahre alt. FOTO URBAHN

„Ich habe den besten Job der Welt“, freut sich Katja Stromberg über die Perspektiven, die das Museum und die Sammlung ermöglichen. Am neuen Standort mitten in Lünen wird sie mehr Raum zur Verfügung haben und so Dauer- und Wechselausstellungen zeigen können. Die Aufteilung der Räume hat sie schon definiert: In der sanierten und denkmalgeschützten Villa Urbahn selbst wird die Dauerausstellung zur Lüner Stadt- und Kulturgeschichte Platz finden. Wobei „Dauerausstellung“ auch temporär aufzufassen ist: „Alle vier bis fünf Jahre verändert man auch die sogenannten Dauerausstellungen, so dass die Themen immer aktualisiert werden können“, erklärt Dr. Stromberg. 

Das Untergeschoss des Neubaus steht für Wechselausstellungen bereit. In der ersten Zeit werden auch diese vor allem aus dem Sammlungsbestand gestaltet. Dr. Katja Stromberg freut sich auf den neuen Standort: „Das Museum ist ein Ort für alle! Wir wollen vor allem die Bürgerinnen und Bürger Lünens integrieren. Dazu ist der Standort direkt neben dem Ratssaal ideal.“ 

Bis die neu konzipierten Ausstellungen aber eröffnen, ist noch viel zu tun. „Man fragt mich schon, ob ich jetzt bis dahin Urlaub habe. Ganz im Gegenteil!“, so die Museumsfachfrau. Erst einmal muss alles für den Transport vorbereitet und eingelagert werden. Inventarisierung und Digitalisierung gehen weiter, ebenso werden weiterhin Leihgaben der Sammlung Ausstellungen an anderen Orten komplettieren. Aktuell sind Lüner Exponate zum Beispiel im Westfälischen Schulmuseum in Dortmund in der Ausstellung „Talking ’bout my generation – Der Aufbruch der Jugend in den 1960er- und 70er-Jahren“ zu sehen. 

Zudem ist die gesamte Planung für die Eröffnung im Sommer 2025 in vollem Gange. Laut Zeitplan sind die Räume im Sommer 2024 fertig und können bezogen werden. Dann ist ein Jahr Zeit, die Villa Urbahn und den angeschlossenen Neubau vorzubereiten.

In Vorbereitung auf den neuen Standort tut sich schon einiges. Katja Stromberg plant interaktive Elemente, Audioterminals und vieles mehr. Es ist für Stromberg sehr wichtig, dass das Museum in den Ausstellungen Fragen stellt, die dann diskutiert werden. Auf der Agenda stehen alle Fragen rund um Stadt und Stadtgesellschaft Lünen. Dabei sind die historischen Exponate und Erkenntnisse die Folie, vor der die Ausstellungsmacher die Besucherinnen und Besucher auffordern, mitzudenken. 

Raum für Raum

Die Museumsleiterin denkt in Räumen. Jeder Raum widmet sich einer Frage. Damit den Museumsgästen die Orientierung leicht fällt, wird jeder Raum einen „Raumzugang“ haben. Ein 30-sekündiger Film im TikTok-Format zeigt, was hier zu erleben ist. Der „Raumzugang“ bietet Vertiefungen an und erleichtert beispielsweise Kindern den Zugang zum Thema.

Ein Audio mit Erläuterungen hilft beim barrierefreien Zugang. Das Besondere an den geplanten Audios: Erzählen sollen Lünerinnen und Lüner selbst. Aktuell sucht das Museum Bürger, die bereit sind, dafür ihre Stimme zu leihen. 

Eine restauratorische Untersuchung hat die ursprüngliche Farbgebung der einzelnen Räume ans Tageslicht gebracht. Diese soll weitestgehend wieder hergestellt werden. 

Raum Waldschmidt

Fest steht, dass ein Raum im „Altbau“ dem Familienverband Waldschmidt gewidmet wird. Die Familie ist dem Museum seit den 1970er-Jahren eng verbunden und hat einerseits viele Exponate beigesteuert, andererseits unterstützt der Familienverband auch finanziell. Ein skurriles Ausstellungsstück, das Katja Stromberg besonders am Herzen liegt, ist ein altes Stück Brot und die Geschichte dahinter: Es handelt sich, wie ein handgeschriebener Zettel vermerkt, um „Brod, welchs in Adorf zur Zeit des siebenjährigen Krieges gebacken ist“. 

Der Berginspektor Johann Christan Friedrich Waldschmidt (1732-1794) soll das Stück nach einer Ablenkung durch französische Soldaten 1757 oder 1761 in einen Aktenschrank gelegt und erst ein Jahr später hart und vertrocknet wiedergefunden haben. Danach ist es „zum Andenken an das aufregende Kriegserlebnis aufbewahrt und auf Kinder, Enkel und Urenkel vererbt“ worden. Ein ungewöhnliches Stück mit einer ungewöhnlichen Geschichte.

Trauzimmer

Wie im Gesindehaus von Schloss Schwansbell wird es auch in der Villa Urbahn ein Trauzimmer geben, und zwar den Erkerraum zur Straße hin. Dieser wird die historische Wohnkultur zeigen und mit ausgesucht schönen Gegenständen aus der Sammlung – Porzellan, Kunsthandwerk, Puppenstuben – ausgestattet sein. Das Trauzimmer hat Platz für 20 Gäste. Auch hier sollen alle, die mögen, mitmachen können mittels eines digitalen Traubuchs: Eigene Hochzeitsfotos können hier hochgeladen und mit der Öffentlichkeit geteilt werden. Übrigens müssen Paare, die hier getraut werden möchten, keine Störung durch andere Museumsbesucher befürchten: Die Türen dieses Ausstellungsraumes lassen sich für die Zeit der Trauung schließen und der Museumsrundgang wird so konzipiert, dass er auch während einer Trauung fortgesetzt werden kann. 

Grundsätzlich ist Mitmachen ausdrücklich erwünscht. Es wird „Aktivbänke“ geben, die zum Sitzen einladen und Fächer haben mit Exponaten zum Anfassen oder auch weiteren Informationen und mit der Aufforderung, selbst etwas auszuprobieren. Geplant ist auch eine „Lünengalerie“, in der Lünerinnen und Lüner in Text und Bild vorgestellt werden. Außerdem kann jeder, der möchte, (inter)aktiv werden, sein eigenes Bild als Schattenriss mit eigenem Kommentar hochladen und so Teil der Galerie sein. Das „Lünenfenster“ können Lüner Gruppen, Vereine oder Schulklassen nutzen: Eine Ausstellungsfläche zur Präsentation, die sechs Wochen kostenfrei genutzt werden kann. Der Aktionskreis „Fairer Handel Lünen“ hat das „Lünenfenster“ bereits ausprobiert und für gut befunden. Mittlerweile gibt es eine lange Interessentenliste. 

Aktionen in der Stadt

Viele Einwohner Lünens waren auch dieses Jahr bereits Teil des Planungsteams für die Ausrichtung des Museums für die Zukunft. Die „Museumstests“ haben Lüner Gruppen eingeladen, mit Pappe nachgebaute Ausstellungen zu besuchen und abzustimmen, welche Inhalte sinnvoll sind. Das Museumsteam wählte seine persönlichen 14 Highlights aus und bat darum, daraus sieben Highlights zu benennen. Es gab abendliche Diskussionsrunden mit Impuls-Statements, die zu allen möglichen musealen Themen die Stimmungen der Stadtgesellschaft einfingen. 

In der Interimszeit, in der das Museum noch „heimatlos“ ist, sind weitere Aktionen geplant. Sicher ist im Frühjahr 2024 eine Präsentation angekaufter Kunstwerke in der Stadtgalerie. Ebenfalls wird es am Campus Lünen-Süd eine museale Ausstellung mit Fokus auf Lünen-Süd geben. Petra Zimmermann

Weitere Informationen www.luenen.de/freizeit-tourismus/freizeit-tipps/museen

Das Programm für das letzte Wochenende vor der Schließung

■ Noch bis morgen um 17 Uhr können Interessierte die Ausstellungen „Busy Girl. Barbie macht Karriere“ und „Barbie & Co. in Lüner Kinderzimmern“ besuchen. Vielleicht auch eine gute Ergänzung zum Barbie-Blockbuster, der mit gigantischem Erfolg in den Kinos lief. „Busy Girl“ zeigt anhand der Barbies die sich verändernden Arbeitswelten von Frauen. „Barbie & Co. in Lüner Kinderzimmern“ ergänzt diese Schau und zeigt, mit welchen Barbies Lüner Kinder gespielt haben. Die Exponate dieser Ausstellung stammen aus der eigenen Sammlung.

Ebenfalls bis morgen: „Anton Krusemann und Gerhard Marcks: Zwei Zeichner im Museum der Stadt Lünen“. Gerhard Marcks unterrichtete unter anderem am Bauhaus in Weimar, bevor seine Kunst von den Nationalsozialisten als „entartet“ verboten wurde. Anton Krusemann lebte in der Siedlung am Kanal. Ursprünglich Bergmann, lebte er von seiner künstlerischen Arbeit.

■ Bevor sich die Türen am Schlosspark schließen, gibt es unter dem Motto „Wir sagen ‚AUF WIEDERSEHEN‘“ am 29. Oktober noch einmal Gelegenheit, die lieb gewordenen Räumlichkeiten zu besuchen oder auf den letzten Drücker noch zu entdecken. Von 13 h bis 17 Uhr hat das Museum am Sonntag geöffnet, der Eintritt zur Veranstaltung ist kostenfrei.

Weitere Infos unter www.luenen.de/freizeit-tourismus/freizeit-tipps/museen