Was kann Theater in schwierigen Zeiten für die Menschen tun? Zum Nachdenken anregen oder doch eher ablenken? In Lünen setzt man auf eine Mischung. Bekannte Showgrößen wie die Crew der RebellComedy und Tatort-Kommissar Harald Krassnitzer sollen die Bühne des Heinz-Hilpert-Theaters in der nächsten Spielzeit genauso bereichern wie Untergrund-Produktionen, beispielsweise eine Berliner Burlesque-Show. „Unterhaltung und Spaß finden genauso ihren Platz, wie Anspruch und Tiefgang“, erzählt Barbara Kastner, Leiterin des Lüner Kulturbüros.„Wie können wir Leichtigkeit in schweren Zeiten bieten und diesen trotzdem gerecht werden?“ Diese Frage sei eine zentrale Überlegung bei der Zusammenstellung für die neue Saison gewesen, so Kastner. Dafür hätten die Verantwortlichen mit Bedacht ein breites Angebot aus Schauspiel, Musical, Oper, Comedy und Kabarett zusammengestellt. Hier eine Auswahl der Programmpunkte für die kommende Spielzeit.
Schwarzer Humor und Gesellschaftskritik
Im Bereich Unterhaltung konnte die Lüner Bühne die Truppe der RebellComedy gewinnen. Der Zusammenschluss aus Comedians mit multiethnischem Hintergrund scheut keineswegs davor zurück, die Themen Herkunft und kulturelle Missverständnisse zu behandeln und auseinanderzunehmen.
Schwarzer Humor trifft hier auf Schlagfertigkeit. Diese Mischung hat der Gruppierung mittlerweile drei Staffeln eines eigenen Sendeformats im WDR-Fernsehen eingebracht. Am 30. September um 20 Uhr kommen sie ins Heinz-Hilpert-Theater.
Der Tatort-Schauspieler Harald Krassnitzer sollte für viele ein Begriff sein. Gemeinsam mit seiner Frau Ann-Kathrin Kramer hält er eine szenische Lesung des Stoffes „Chocolat“ nach dem gleichnamigen Film des schwedischen Regisseurs Lasse Hallström. Am 4. Dezember um 17 Uhr werden die beiden bei ihrem Auftritt von der Band Les Manouches Du Tannes begleitet.
Das Album „American Idiot“ von Green Day erreichte im Jahr 2004 weltweiten Erfolg. Das Punk-Trio stimmte dabei, wie der Titel vermuten lässt, vor allem gesellschaftskritische Töne an. Sänger Billy-Joe Armstrong hat zu dem Album ein Musical verfasst, das 2010 am Broadway uraufgeführt und mehrfach ausgezeichnet wurde. Am 23. Oktober um 17 Uhr performt das Theater für Niedersachsen das Musical auf der Bühne des Heinz Hilpert Theaters.
Aktuelle Diskurse und zeitlose Stoffe
Im neuen Spielplan werden auch zeitgemäße Themen behandelt. Ein Beispiel ist das Stück „Miss Gyne“, welches sich mit Frauenhass in Chatrooms und dem Phänomen der „Incels“ („involuntary celibate men“, unfreiwillig im Zölibat lebende Männer) befasst. Gerade die intimere Studiobühne eigne sich gut, um moderne Diskurse erfahrbar zu machen, erzählt Barbara Kastner. Darüber hinaus hat sie sich fast unbewusst zeitlosen Stoffen zugewandt, sagt sie. „Themen wie Liebe, Tod oder die aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse gewinnen dadurch an Relevanz, wie sie erzählt werden.“
Wichtig sei dabei nicht, dass das Thema wahnsinnig originell ist. Viel mehr Bedeutung misst Kastner einer zeitgemäßen Darstellungsart bei. „Das kann ein spezielles Erzähltempo oder eine Abstraktion im Bühnenbild sein, die dem Stück eine weitere Ebene gibt“, erklärt die ehemalige Dramaturgin. „Die Wiedervereinigung der beiden Koreas“ ist beispielsweise kein Antikriegsdrama, sondern behandelt in knapp 20 szenischen Episoden die Liebe in allen möglichen Facetten.
Der gesamte Spielplan des Heinz-Hilpert-Theaters für Saison 2022/2023 befindet sich unter:
www.luenen.de/leben-in-luenen/kultur-veranstaltungen/kulturbuero/heinz-hilpert-theater/spielplan-2022/2023