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Auf Luigi Colanis Spuren

Aus Berlin in die Welt - Ein Bildnis an Häuserwand erinnert an den berühmten Designer: Luigi Colani's Karriere im Blick.

Am 7. Oktober wird das Gemälde offiziell der Stadt übergeben. FOTO CHRISTIAN LUKAS

Luigi Colani war nie jemand, der sich freiwillig in die zweite Reihe gesetzt hätte. Daher dürfte ihm die Größe seines Porträts an der Wilhelmstraße 32 vermutlich zusagen. ,,Luigi war ein Wahnsinnstyp. Genial, unberechenbar, er war streitbar und wenn er sich mit Kollegen stritt, war Zurückhaltung nicht seine Stärke.“

Der ehemalige Dortmunder Ruhr-Nachrichten-Fotograf Aloys F. Reminghorst kannte Luigi Colani über 40 Jahre. Er war noch in der Fotografenausbildung, als er den weltberühmten Designer in Rheda-Wiedenbrück kennenlernte, wo dieser die Möbelindustrie Ostwestfalens mit Designs versorgte. Eigentlich war es ein Team, das Colani dafür aufgebaut hatte, er selbst war viel zu sehr Hans Dampf, als dass er sich nur einer Tätigkeit hätte widmen können. Der weltberühmte Designer und Nachwuchsfotograf der freundeten sich an und blieben in Kontakt. Das Porträt, das jetzt eine einstmals einfache Fassade zum Hingucker verwandelt, entstand 2007.

Aus Berlin in die Welt

Colani und Aloys Reminghorst zusammen auf einem Foto - Fröndenberg 1999. FOTO REMINGHORST
Colani und Aloys Reminghorst zusammen auf einem Foto - Fröndenberg 1999. FOTO REMINGHORST

Wer war Luigi Colani? Deutschland pflegte ein gespaltenes Verhältnis zu ihm. Seine Art, mit der Tür ins Haus zu fallen und mit der eigenen Meinung nicht hinterm Berg zu halten, mit ihr haderte der deutsche Michel. Andererseits war Colani ein internationaler Stardesigner, von denen Deutschland nun nicht allzu viele hat. In Japan, wo er unter anderem für Sony und Canon Designstudios aufbaute, wird er wie ein Popstar verehrt. In Südostasien gilt seine Designschule als Maßstab für technisches Design schlechthin, im heutigen E-Autodesign in China finden sich viele seiner Ideen für elektrische Fahrzeuge wieder.

Geboren wurde er in Berlin. Bevor er sich Luigi nannte, hieß er Lutz. Am 2. August 1928 geboren, studierte er ab 1946 Bildhauerei. Er brach das Studium ab und ging nach Paris, wo er Aerodynamik studierte.

Um das Studium finanzieren zu können, arbeitete er zeitweise in einem Bergwerk in Lille. 1953 ging er in die USA und arbeitete für einen Flugzeughersteller, zurück in Europa begann er, Karosserien für Autohersteller zu verfeinern. Inspiration für seine Designs fand er in der Natur. Mit dem legendären französischen Meeresbiologen und Filmemacher Jacques Cousteau ging er auf Tauchgänge, studierte Wale und Delfine. Seine Beobachtungen setzte er dann für die Auto- und Flugzeugindustrie um. Er kreierte Sonnenbrillen, Biergläser, für Villeroy & Boch entwarf er eine Badezimmereinrichtung - viele seiner Entwürfe sind heute Standards.

Warum sein Porträt jetzt ausgerechnet eine Häuserwand in Schwerte ziert? „Weil er das Ruhrgebiet liebte“, weiß Aloys F. Reminghorst. „Er fühlte sich hier wohl und liebte den Menschenschlag, den Schmelztiegel der Nationen; er schätzte es, dass man hier Tacheles redete und seinen Ideen nicht nur offen gegenüberstand, sondern ihn sogar einlud, hier aktiv zu werden.“

Sein legendäres Lkw-Design, das sich am Markt allerdings nie durchsetzen konnte, hat in Dortmund dank der Marchi Group eine Heimat gefunden, die beispielsweise für Showtrucks sein Design am Leben erhält - und dann gab im Sommer 1992 die Colani-Ausstellung in Dortmund. Die Ausstellung hätte in nahezu jeder Metropole laufen können, Anfragen gab es: „Aber Luigi wollte Dortmund“, erinnert sich Aloys Reminghorst.

Die Lackaffen

Die Idee für das fassadengroße Graffiti kam Reminghorst 2020 bei einem Besuch in Münster. Er nahm Kontakt zu der Agentur Die Lackaffen auf. Die Suche nach einem geeigneten Ort gestaltete sich schwerer. Zunächst wurde Lünen ins Visier genommen. Doch Lünen zerschlug sich, die SPD-Politikerin und WDR-Moderatorin Claudia Belemann-Hülsmeyer vermittelte daraufhin einen Kontakt nach Schwerte. Eine Fassade war schnell gefunden. Die Umsetzung ist zu einem beträchtlichen Anteil aus Fördermitteln des Landes, die über die Stadt beantragt und an die Immobilien- und Standortgemeinschaft Innenstadt weitergeleitet wurden, finanziert worden. Und es gibt durchaus einen Bezug Colanis zu Schwerte.

Als Colani einst chirurgische Geräte designen wollte, holte er sich seine Expertise bei dem inzwischen verstorbenen Schwerter Chirurgen Karl-Heinz Merling. Wie gesagt, Colani liebte das Ruhrgebiet.

Am Donnerstag, 14. September 2023, ist das Gemälde übrigens fertig geworden.

> Die offizielle „Übergabe“ des Bildes findet am Samstag, 7.10., um 12 Uhr statt.

Von Christian Lukas