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Marienkrankenhaus: Wo man auf Menschen zugeht

Im Marienkrankenhaus sind knapp 700 Menschen in der Pflege tätig - Pflegefachfrau Ausbildung.

Was sagen die Blutwerte? Barbara Krüger führt die entsprechenden (Schnell-) Tests durch. FOTO CHRISTIAN LUKAS

Der Beruf der Krankenschwester ist anstrengend, weiß Laura-Antonia Macchia. Sie arbeitet in der Notaufnahme des Marienkrankenhaus an der Goethestraße, wo es eigentlich ständig hoch hergeht. Ihre Tätigkeit, die sie auch noch im Schichtdienst ausübt, ist verantwortungsvoll und nicht selten extrem fordernd. Dennoch würde sie den Beruf immer wieder ergreifen.

Wer den Fachkräftemangel entgegenwirken will, muss sich so einiges einfallen lassen. Auch an den Krankenhäusern herrscht Mangel auf nahezu allen Ebenen. Bedenkt man, dass allein am Marienkrankenhaus mit seinen beiden Standorten von den 1100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterin rund 700 in der Pflege arbeiten, dann wird der Personalbedarf ersichtlich. Das Marienkrankenhaus ist daher nicht nur Ausbilder, sondern mit sechs weiteren katholischen Krankenhausträgern und Sozialdiensten auch Betreiber des Canisius Campus in Dortmund, einer Akademie, die Pflegefachkräfte ausbildet. Praxis und Theorie gehen dort Hand in Hand.

Gesundheitspflegefachmann- beziehungsweise Gesundheitspflegefachfrau, das ist seit 2020 die korrekten Berufsbezeichnungen für Krankenschwester beziehungsweise Krankenpfleger.

Die Ausbildung

Laura-Antonia Macchia misst den Blutdruck einer jungen Frau. FOTO CHRISTIAN LUKAS
Laura-Antonia Macchia misst den Blutdruck einer jungen Frau. FOTO CHRISTIAN LUKAS

In der Ausbildung lernen verschiedene Pflegeberufe erst einmal zwei Jahre zusammen, bevor eine Spezialisierung stattfindet.

„Eine Besonderheit an der Ausbildung am Canisius Campus ist“, erklärt Marienkrankenhaus-Pressesprecher Detlev Schnitker, „dass der Ausbildungsbeginn nicht mehr auf ein Datum fixiert ist.“ Also kein allgemeiner Start zum Beispiel am 1. September eines Jahres. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Wie ist das möglich? Es ist das Kurssystem, das dies möglich macht und die starre Fixierung auf einen festen Termin aufbricht. Wem das nutzt? Etwa einem Studienabbrecher, der während eines Semesters zur Erkenntnis gelangt, dass wohl eine Neuorientierung anstehen sollte. Jemand wie er musste früher in der Regel Monate bis zum Beginn einer Ausbildung überbrücken. Heute ist ein schneller Einstieg möglich.

Laura-Antonia Macchia hat ihre Ausbildung 2019 begonnen und in drei Jahren abgeschlossen. Allerdings war die 28-jährige Schwerterin keine Quereinsteigerin. Nach ihrem Fachabi Gesundheitswesen hat sie bereits eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten absolviert; gegenwärtig befindet sie sich außerdem in einer berufsbegleitenden Weiterbildung Notfallfachpflege, um auch arbeiten im Rettungsdienst zu können.

Eine Ausbildung zum Gesundheitspflegefachmannbeziehungsweise zur Pflegefachfrau ist sehr anspruchsvoll, pauken ist angesagt. Doch für Laura-Antonia Macchia ist die wichtigste Voraussetzung zur Aufnahme einer Ausbildung - Empathiefähigkeit. „Ich muss auf Menschen zugehen und ihnen zuhören können.“

Jeder Mensch tickt anders, jeder Mensch hat seine Bedürfnisse.

Und in einer Notaufnahme kommen alle zusammen, die akut Hilfe brauchen, während die, die hier arbeiten, die Erstkontakte der Patienten mit dem Krankenhaus darstellen. Von der zwölfjährigen Skateboardfahrerin, die sich einen Arm gebrochen hat, bis zum Senior mit Verdacht auf Herzinfarkt reicht die Bandbreite derer, die auf Hilfe warten.

„Ich kann es mir im Grunde nicht erlauben, einen schlechten Tag zu haben. Und wenn ich einen schlechten Tag habe, muss der Grund dafür vor der Tür bleiben!“

Ein fordernder Beruf

Ja, der Beruf ist fordernd. Da ist der Schichtdienst, ein Krankenhaus kann schließlich nicht um 17 Uhr die Türen schließen.

Jeden Tag müssen Medikamente und Spritzen verabreicht werden, im Schockraum ist höchste Konzentration angesagt, Brüche werden gegipst, EKGs angefertigt und so weiter. Außerdem ist der Personalschlüssel übersichtlich aufgestellt.

Morgens besteht die Besetzung der Zentralen Notaufnahme laut ihres Teamleiters Marko Wilke aus vier Pflegekräften, einer Servicekraft, einem Chirurgen, einem Internisten sowie einigen Azubis, dazu kommt bei Bedarf ein Anästhesist im Schockraum.

Eine große Verantwortung liegt in der Ersteinschätzung.

„Wer braucht sofort Hilfe, wer kann warten?“ Ein Bänderriss zum Beispiel kann sich gedulden. Aber was, wenn da zwei Menschen sitzen und von einem Drücken in der Brust berichten? Es braucht viel Erfahrung, viel Wissen, um Entscheidungen treffen zu können.

Laura-Antonia Macchia hat ihre Berufswahl nie bereut, denn am Ende einer Schicht weiß sie eigentlich immer, was sie geleistet hat. „Das ist ein gutes Gefühl.“

> Info: Einen ausführlichen Anforderungsund Ausbildungskatalog zur Ausbildung der Gesundheitspflegefachmann gibt es online beim Bundesgesundheitsministerium unter https://t1p.de/ausbildung Pflege2020

Von Christian Lukas