Irgendwann muss es mal ein neues Auto sein: Mal haben sich die Lebensumstände so geändert, dass beispielsweise der Familienvan das sportliche Modell ersetzt, mal hat der Zahn der Zeit zu stark am bisherigen Auto geknabbert.In den Fokus rücken dabei dieser Tage oftmals Gebrauchtwagen. Denn die vergangenen Jahre haben in der Branche ihre Spuren hinterlassen, betroffen ist davon zunächst der Neuwagenmarkt. „Die Lieferzeiten sind länger geworden, vor allem bei gefragten Modellen“, berichtet Julius Franken, Obermeister der Kraftfahrzeug-Innung Hamm-Unna. Durch Corona gerieten gewohnte Lieferketten ins Stocken, Bauteile wie Halbleiter sind auf dem Markt weiterhin ein knappes Gut. Aber auch steigende Rohstoffpreise wirkten und wirken sich noch immer aus, Preissteigerungen bei den Modellen sind die Folge.Hohe Nachfrage bei LieferfahrzeugenUnter diesen Voraussetzungen rückt der Gebrauchtwagenmarkt stärker in den Fokus der Suchenden – sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich. „Pkw findet man noch gut am Markt und auch in gutem Zustand. Hier hat man die sogenannten ‚Rentnerautos‘, die wenig gefahren, aber gut gepflegt wurden. Die sind als Gebrauchte eine gute Alternative. Schwieriger wird es jedoch, wenn es zum Beispiel um Lieferfahrzeuge geht“, gibt Julius Franken ein Einblick in den Markt der Gebrauchtfahrzeuge.Denn die Nachfrage nach Bullis ist groß: Während Corona hat der Versand- und Onlinehandel einen Boom erlebt, entsprechend hoch ist der Bedarf an Lieferfahrzeugen – auch, weil Unternehmen zuletzt neu auf den Markt kamen. „Die Fahrzeuge haben natürlich einen viel höheren Verschleiß als ein Pkw. Normalerweise würden sie nach einer gewissen Zeit ausgetauscht, aber das ist aktuell nicht so möglich wie gewohnt. Also werden sie länger instand gehalten“, erläutert der Obermeister.Mehr „E“ auf dem GebrauchtfahrzeugmarktUnd noch mehr ändert sich aktuell auf dem Gebrauchtfahrzeugmarkt, denn neben den Verbrennern finden sich dort immer mehr (teil- )elektrische Antriebe. „Es sind vor allen Dingen die Hybridfahrzeuge, die jetzt als Gebrauchte auf dem Markt kommen. Da gab es früher Bedenken, ob die Batterien so lange halten werden, aber mittlerweile stellt sich heraus, dass es da keine Probleme gibt.“In den Werkstätten hat der Wandel hin zur E-Mobilität aber Auswirkungen, ein weiteres Mal ist das Kfz-Handwerk in einem Wandel. „Vor Jahren war Erdgas ein großes Thema. Da haben sich die Werkstätten drauf eingestellt, viel in die Ausstattung und auch Schulung der Mitarbeiter zu investieren. Jetzt kommt Elektro und man muss es wieder machen“, berichtet Julius Franken. Die Unterschiede bei den Fahrzeugen sind dabei noch größer geworden. „Im Vergleich vom klassischen Verbrenner und Erdgas waren viele Arbeiten immer noch identisch, Elektrosysteme unterscheiden sich deutlich stärker. Daher sind der Aufwand und die Investitionen natürlich viel größer.“In dieser Hinsicht stehen insbesondere freie Werkstätten dann vor einer großen Herausforderung, diese Investitionen zu stemmen.
Meisterhaft lokal - Die Vielseitigkeit des Handwerks
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