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Einblicke in die Dortmunder Start-up-Szene

"Drei Fragen an" - drei ausgewählte Start-ups mehr über ihre Visionen und Herausforderungen

FOTO: ADOBE STOCK

Die Stadt Dortmund ist nicht nur für ihre Fußballleidenschaft bekannt, sondern sie gilt auch als ein florierender Standort für eine beeindruckende Vielfalt an Start-ups, die sich in verschiedenen Branchen engagieren.

Das Spektrum an Herausforderungen, mit denen sich junge Unternehmen konfrontiert sehen, spiegelt die Breite und Tiefe der Innovationen wider, die in Dortmund entstehen.

In den folgenden Kurz-Porträts „Drei Fragen an“ erzählen drei ausgewählte Dortmunder Start-ups mehr über ihre Visionen und Herausforderungen, die einen Einblick in die innovative Kraft unseres aufstrebenden Wirtschaftsstandorts bieten. Hendrik Bücker


Trends und Innovationen als Schlüssel zum Erfolg

Drei Fragen an Nils Freyberg

Nils Freyberg entwickelte und vertreibt eine Dachbox aus Naturfasern. FOTO: CROPFIBER
Nils Freyberg entwickelte und vertreibt eine Dachbox aus Naturfasern. FOTO: CROPFIBER

Was war der größte Meilenstein oder Erfolg für Cropfiber bisher? Was hat Sie besonders stolz gemacht?

Unser größter Meilenstein war neben einem Dokumentationsbeitrag bei den Tagesthemen die Teilnahme bei „Höhle der Löwen“, wobei wir sogar ein Deal-Angebot bekommen haben. Man muss großen Mut beweisen und sein Start-up vor einem Millionenpublikum und den fünf kritischen, erfahrenen Investoren gut verkaufen. Das macht stolz, wenn es wie bei uns im großen Erfolg fruchtet. Zudem gibt es nahezu täglich im Start-up-Leben Höhen und Tiefen und man freut sich manchmal auch über kleine Erfolge.

Welche waren die größten Überraschungen oder unerwarteten Wendungen, die Sie während des Aufbaus Ihres Start-ups erlebt haben?

Eine Wendung, die sich zwischen unserer Start-up-Gründung 2020 und dem heutigen Tag ergeben hat, ist die allgemeine wirtschaftliche Lage. Diese hat sich durch Lieferengpässe, Energiekrise und politische Handlungen enorm verschlechtert. Als Start-up ist man immer wie ein Speedboot unterwegs und kann schnell handeln im Gegensatz zu großen Schiffen (Konzernen). Somit konnten wir bis dato immer sehr gut reagieren.

Wie wichtig ist es für Sie, Technologietrends und Innovationen in Ihrer Branche im Auge zu behalten? Wie bleiben Sie auf dem neuesten Stand und wie beeinflussen diese Entwicklungen Ihre Geschäftsstrategie?

Technologietrends und Innovationen sind der Schlüssel zum Erfolg für Unternehmen, die es "auch morgen noch gibt“. Unsere Performance-Dachbox aus Faserverbund ist nicht nur ein B2C-Produkt, sondern auch ein Technologie- und Werkstoffträger. Zusammen mit Partnern entwickeln wir anhand der Dachbox Innovationen und neue Werkstoffe, die durch die Dachbox in schnellem Tempo auch zukünftig in verschiedenen Branchen zum Einsatz kommen. Somit sind wir derzeit an zahlreichen spannenden Projekten beteiligt, welche durch die Dachbox zustande kamen und sind stolz darauf, Technologietrends auf die Straße, oder wie in einem anderen Projekt, in die Welt der Rentner bringen zu können. Dies ist elementarer Bestandteil der Geschäftsstrategie. Schnell und unkompliziert Lösungen zu entwickeln und -gemeinsam mit dem Kunden- in den Markt zu bringen.

Cropfiber

2020 von Nils Freyberg in Dortmund gegründet, hat sich die Cropfiber GmbH Poleposition Components mittlerweile zu einem Experten für Naturfasern entwickelt. Die ambitionierte Vision dahinter ist aber seitdem gleichgeblieben: mehr Nachhaltigkeit in der Leichtbaubranche mithilfe von natürlichen Faserverbundwerkstoffen. Für Aufsehen sorgt dabei der Technologie- und Werkstoffträger: eine Dachbox aus Naturfasern. Diese wird unter der Marke Asphaltkind auf den Markt gebracht. cropfiber.de

Vertrauen schenken und Prozesse etablieren

Drei Fragen an Philipp Hüning, Michael Koscharnyi, Patrik Elfert und Jan Möller

Das Gründerteam der Logistikbude. FOTO: JEAN KUHLMANN
Das Gründerteam der Logistikbude. FOTO: JEAN KUHLMANN

Wie hat sich Ihre Rolle als Gründer im Laufe der Zeit entwickelt? Welche Veränderungen haben Sie in Ihren Aufgaben und Verantwortlichkeiten festgestellt?

Anfangs waren wir nur zu viert, mittlerweile beschäftigen wir zwölf Personen. Dadurch trägt jeder von uns natürlich eine ganz andere Verantwortung, derer wir uns bewusst sind. Damit einhergehend können wir auch nicht mehr alles selbst machen und müssen unseren Mitarbeitenden Vertrauen schenken und im Unternehmen Prozesse etablieren. Das war anfangs schon eine ziemliche Umstellung.

Inwiefern hat sich Ihre Sichtweise auf Erfolg und Misserfolg verändert, seit Sie Logistikbude gegründet haben?

Als Start-up ist man in einem Tunnel und versucht, so schnell wie möglich zu wachsen. Da ist es in unseren Augen total wichtig, auch gelegentlich einmal von außen drauf zu schauen, mit dem Erreichten zufrieden zu sein und das auch als Erfolg zu verbuchen. Und vieles davon würde auch im Falle eines Scheiterns - was wir natürlich nicht hoffen - erhalten bleiben: All die wertvollen Erfahrungen, die tollen Kontakte und die Dinge, die wir bei unseren Kunden bewegt haben. Grundsätzlich muss man aber ehrlich sagen, dass Erfolg und Misserfolg bei der turbulenten Reise eines jungen Unternehmens häufig sehr kurz aufeinanderfolgen. Den Umgang damit mussten wir anfangs erst einmal lernen.

Wie sieht Ihre Unternehmenskultur aus und welche Werte sind Ihnen besonders wichtig? Wie versuchen Sie, diese Werte in Ihrem Team zu fördern?

Uns ist der offene Umgang miteinander und die Kommunikation auf Augenhöhe sehr wichtig. Um dies zu schaffen, setzen wir stark auf die OKR-Methode. Dabei sieht jeder Mitarbeitende die Ziele (Objectives) und Messgrößen (Key Results) von jedem anderen, also auch von uns Gründern. Zudem bieten wir auch Formate abseits der Arbeit an, wie unseren Budenabend. Dabei bringen die Mitarbeitenden Spiele mit und die Pizza geht auf das Unternehmen.

Logistikbude

Die 2021 von Philipp Hüning, Michael Koscharnyi, Patrik Elfert und Jan Möller in Dortmund gegründete Logistikbude bietet eine webbasierte Software für das Ladungsträgermanagement. Sie ist unabhängig von Ladungsträgertypen und schafft Sichtbarkeit über Bestände, Bedarfe, Mengenströme und Schwungorte. Sie ermöglicht es, bestehende Ladungsträger effizienter zu nutzen und den Personalaufwand für das Management zu reduzieren. www.logistikbude.com

Arbeitszeit einsparen und Kapazitäten freisetzen

Drei Fragen an Lukas Naumann, Michael Geigerhilk und Fabian Göddert

Helfen Grundstückspotenziale in Echtzeit zu finden und zu prüfen: die Gründer von Acuire. FOTO: ACUIRE
Helfen Grundstückspotenziale in Echtzeit zu finden und zu prüfen: die Gründer von Acuire. FOTO: ACUIRE

Hatten Sie vor der Gründung Ihres Unternehmens eine klare Vorstellung davon, dass Ihre Idee einen Bedarf auf dem Markt erfüllt? Wie haben Sie das herausgefunden?

Unser Co-Founder Fabian Göddert war früher selbst in der Grundstücksakquisition für einen Immobilienentwickler tätig und kennt die Anforderungen und Schwierigkeiten dieser Aufgabe aus erster Hand.

Kontinuierliche Kundengespräche bestätigen, dass Immobilienentwickler rund 45 Prozent ihrer Arbeitszeit mit der Suche und Prüfung von Grundstücken verbringen, obwohl andere Tätigkeiten wertschöpfender sind. Die Nutzung der Acuire-Plattform kann dabei einen Großteil dieser Arbeitszeit einsparen und Kapazitäten für zusätzliche Projekte freisetzen.

Welche technologischen Innovationen oder Trends haben einen großen Einfluss auf Acuire und wie nutzen Sie diese?

Unsere Technologie basiert weitgehend auf der Doktorarbeit unseres Co-Founders Lukas Naumann. Diese setzt auf künstliche Intelligenz sowie die zunehmende Verfügbarkeit öffentlicher Daten, im Ruhrgebiet unter anderem die Kataster und Bauleitplanung durch das EGovG NRW. Grundstücksprüfungen, die zuvor Stunden an manueller Erfassung und Auswertung von Daten erfordert hätten, lassen sich damit in Sekunden erledigen. Dabei achten wir besonders auf Nachvollziehbarkeit: Wir zerlegen baurechtliche Prüfprozesse in einzelne Schritte und reichern diese mit individuellen KI-Modellen und Daten zu bereits über zehn Millionen Grundstücken an.

Gibt es eine spezifische Situation oder ein bestimmtes Ereignis, das Ihre Herangehensweise (bspw. in der Anfangsphase oder in der Produktentwicklung) grundlegend verändert oder Ihre Perspektive erweitert hat?

Wir haben auf der EXPO REAL im Oktober in über 70 Gesprächen erkannt, wie individuell die Prüfprozesse in jedem Unternehmen sind. Daher versuchen wir nicht, die Prozesse unserer Kunden in ein standardisiertes System zu pressen, sondern bieten unseren Kunden stattdessen seit Kurzem an, eigene Daten und maßgefertigte Analysen in unserem System zu integrieren.

Acuire

2023 von Lukas Naumann, Michael Geigerhilk und Fabian Göddert gegründet, hilft die Web-App von Acuire Immobilienentwicklern durch künstliche Intelligenz dabei, Grundstückspotenziale in Echtzeit, nachvollziehbar und interaktiv zu finden und zu prüfen. Man kann flächendeckend Grundstücke nach dem individuellen Ankaufsprofil filtern oder gezielt nach Adressen suchen und erhält alle entscheidungsrelevanten Informationen zu Bestand, Baurecht und weiteren Themen innerhalb von Sekunden. www.acui.re