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Der Lebenstraum von Gerhard Visser: Älter werden, Sachen packen, die Welt sehen

Der Schwerter verwirklicht seinen Lebenstraum den Ruhestand fürs Reisen zu nutzen: Zu Fuß, mit dem Fahrrad, der Bahn oder dem Auto - mit seiner Frau erkundet er seit Jahren die Welt

Das Ehepaar Visser in Kapstadt FOTO GERHARD VISSER

Rasenpflege und Mittagsmalkurse waren nicht das, was sich Gerhard Visser zum Ruhestand vorgestellt hat. Für den Schwerter war klar: Er möchte reisen. Dafür sparten er und seine Frau über zehn Jahre. 2009 startete dann die Weltreise, da war Visser 63. 2012 kehrte das Ehepaar zurück und Gerhard Visser bewahrte die Erlebnisse in seinem ersten Buch, das 2013 veröffentlicht wurde: „Die nächste nach der Arbeit Etappe um die ganze Welt“.

Damit sollte es aber nicht enden. Für das Ehepaar ging es nach dem heimatlichen Check-in wieder auf große Tour. Viele Länder und Menschen haben die beiden schließlich noch nicht kennengelernt. Aber um Zahlen geht es Gerhard Visser bei seinen Reisen auch nicht: „Die Zahl der Länder haben wir uns bewusst nicht gemerkt, weil wir eigentlich nur reisen wollen. Wir wollen keine Rekorde brechen, wir wollen nicht so und so viele Länder machen. Darum geht es uns nicht.“

Dem Glück auf der Spur

Geht es in ein Land, lassen Gerhard Visser und seine Frau Heidi die klassischen Sehenswürdigkeiten links liegen. Es geht vor allem darum, was „nebenan“ los ist, abseits der Touristenmagnete. Obwohl diese natürlich bei Gelegenheit auch mitgenommen werden, sagt Visser.

„Sehenswürdigkeiten sind zwar schön, aber wir setzen uns eher mal irgendwo hin, gucken uns in Ruhe um und quatschen mit Leuten. Zum Teil werden wir dann auch eingeladen. Das lässt uns mehr eintauchen in das Leben der Menschen vor Ort“, berichtet Visser von seiner Art, die Welt zu entdecken.

Obwohl zwischendurch auch viel Elend herrscht, das weiß das Ehepaar Visser, sehen sie auch das Schöne in den Teilen der Welt, die sie besuchen. Und das Glück finden sie dabei nicht im materiellen Überfluss, eher im Gegenteil: „Das sind wunderschöne Glücksmomente, die wir immer wieder erfahren. Uns stehen die Menschen eigentlich immer offen gegenüber. In Vietnam sind uns die kleinen Kinder hinterhergelaufen, weil sie uns faszinierend fanden, und sie wollten mit uns ihr Wasser teilen. Und als wir durch Kambodscha fuhren, hielten die Kinder ihre Hände zum Abklatschen hin. Das waren berührende Momente, wo wir echtes Glück spürten. Und jetzt ganz einfach gesprochen: Viele glückliche Momente, aneinandergereiht, machen für uns Glücksgefühle aus.“

Probleme mit dem Fahrrad? Da helfen die Einheimischen gerne weiter. 
Probleme mit dem Fahrrad? Da helfen die Einheimischen gerne weiter. 

Der Schlüssel zur Kommunikation

Viele Länder, viele Sprachen. Wie kommt das Ehepaar Visser damit zurecht? Englisch geht durchaus, erklärt Visser, und ansonsten: „Meine Frau hat mit so einem Sprachcomputer gearbeitet, einem Translator, und die Freude war immer groß bei den Einheimischen, wenn wir mit ihnen so kommunizieren wollten. Ob das auch alles so übersetzt stimmte, was wir da gefragt hatten, das wissen wir nicht, aber die hatten wahnsinnig Spaß“, erklärt der erfahrene Reise-Experte mit einem Schmunzeln.

Planen? Kann man, muss man aber nicht

Von außen betrachtet sind solche Reisen mit großen Planungen im Voraus verbunden. Doch Planungssicherheit ist etwas, was das Ehepaar längst hinter sich gelassen hat. Mittlerweile haben die Ruheständler da ihre eigene Philosophie entwickelt: „Zwischendrin muss es noch Spielräume geben. Weil die Welt so spannend und so interessant ist. Da sind Dinge, die in keinem Reiseführer stehen. Das ist einfach das Schöne: diese Mischung aus einer Struktur und aus einem Rahmen. Und diese Freiheit das macht für uns Reisen aus.“

Für Gerhard und Heidi - Visser gibt es kein „Ziel“. Reisen - darum geht es. Unterwegs sein. Ankommen kann zwar ganz schön sein, doch für das Ehepaar ist diese besondere Zeit zwischen A und B zum Fokus ihres Lebens geworden.

Reisen im Alter - eine Herausforderung?

Das Ehepaar hat die jeweiligen Länder in den unterschiedlichsten Fortbewegungsarten kennengelernt. Manchmal nur zu Fuß, oft mit dem Fahrrad, manchmal mit der Bahn oder dem Auto. Während letztere recht altersfreundlich sein können, klingt es doch anstrengend, bei 40 Grad in Asien mit dem Rad unterwegs zu sein: „Man muss sich fragen, wie gesund man dann eben ist. Für uns ist klar: Wir werden immer versuchen, zumindest im Rahmen der Möglichkeiten zu reisen. Und es lohnt sich am Ende immer. So viele Jahre hat man nach der Rente nicht mehr. Und die sollte man nutzen“, sagt Visser dazu.

Wo es früher Strohmatten taten, gönnt sich das Ehepaar nun gute Betten. Knieprobleme bedeuten, dass man nicht mehr mit einem 15-Kilo-Rucksack kilometerweit wandern kann. Doch für das Ehepaar ist das in Ordnung. Sie können stolz behaupten: „Wir haben so viel Tolles erlebt, so viel gesehen. Und damit wir das nicht vergessen, schreibe ich meine Bücher. Sie sind keine Reiseführer, sondern unsere Erinnerung, wie schön die Welt ist.“ Gleichzeitig möchten die beiden ihre Leserinnen und Leser ermutigen und motivieren, doch einfach selbst den Koffer zu packen und ähnliche Glücksmomente beim Reisen durch unsere schöne Welt zu erleben.

In dem neuesten Buch „Reisen um die Welt in 50 Geschichten“ kann man die Abenteuer des reisefreudigen Paares nachempfinden und sich inspirieren lassen.
www.visser.reisen