Gedichte und Lieder vortragen – was für den einen eine große Freude ist, ist für den anderen eine Qual. Die Worte wollen manchmal einfach nicht im Kopf bleiben, so sehr man sich auch bemüht. Mit den richtigen Methoden und etwas Geduld gelingt es jedoch bestimmt!
1. Frühzeitig beginnen
Der erste Schritt ist, sich ein passendes Werk auszusuchen, mit dem man etwas anfangen kann-textlich oder auf emotionaler Ebene. Und dann heißt es: frühzeitig beginnen. Je mehr Zeit man zum Üben hat, desto entspannter wird der Lernprozess. Ideal ist es, ein bis zwei Wochen vor dem Vortragen mit dem Lernen zu beginnen.
2. Text visualisieren
Bevor man beginnt, den ausgewählten Text Wort für Wort zu lernen, sollte man sich den Inhalt genau ansehen. Es empfiehlt sich, das Gedicht bzw. Lied mehrfach durchzulesen und sich bewusst zu machen, worum es geht. Was möchte der Text ausdrücken? Welche Bilder und Emotionen erzeugt er?
Es hilft, den Inhalt zu visualisieren: sich beim Lesen die Szenen oder Bilder vorzustellen, die der Text beschreibt.
Bei „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ kann man sich zum Beispiel fallende Schnee vorstellen. Diese bildliche Verknüpfung hilft, sich den Text besser zu merken.
3. Abschnittsweise Lernen
Anstatt den gesamten Text auf einmal zu lernen, teilt man ihn in kleine Abschnitte auf. Man fängt mit einer Strophe oder ein paar Zeilen an und wiederholt diese so lange, bis sie sitzen. Dann erst nimmt man den nächsten Teil dazu. Mit der Zeit verbinden sich die Abschnitte ganz automatisch.
4. Mehrkanalig lernen
Vielen hilft es, verschiedene Lernmethoden einzusetzen, um sich einen Text besser einzuprägen:
› Laut vorlesen: Das laute Sprechen hilft, sich den Text einzuprägen, da das Gedächtnis über das Hören und Sprechen angesprochen wird.
› Aufschreiben: Vielen hilft es, sich das Gedicht oder Lied abzuschreiben. So festigen sie den Text im Gedächtnis.
› Aufnehmen: Es empfiehlt sich, den Text in eine Sprachaufnahme-App einzusprechen oder einzusingen. Anschließend kann man sich die Aufnahme mehrmals anhören, beispielsweise beim Autofahren oder vor dem Einschlafen. Das hilft vor allem bei Liedern, um die Melodie zu verinnerlichen.
5. Bewegung nutzen
Bewegung kann beim Lernen Wunder wirken. Einfach mal beim Aufsagen oder Singen des Textes hin und her gehen oder leichte Bewegungen machen. Die Kombination aus körperlicher Aktivität und Lernen stärkt das Gedächtnis.
6. Rhythmus erkennen
Gerade bei Weihnachtsliedern ist die Melodie eine große Hilfe beim Auswendiglernen. Der Rhythmus und die Wiederholungen unterstützen das Gehirn dabei, sich den Text einzuprägen. Falls es sich um ein Gedicht handelt, hilft es, den Rhythmus des Versmaßes zu erkennen – auch Gedichte folgen oft einer klaren Struktur.
7. Wiederholen
Wiederholung ist der Schlüssel zum Erfolg. Wenn man sich jeden Tag ein paar Minuten Zeit nimmt, um sein Gedicht bzw. Lied durchzugehen, gelangt man bald zum Erfolg. Regelmäßiges Üben sorgt dafür, dass der Text im Langzeitgedächtnis verankert wird.
8. Vor Publikum üben
Wenn man sich sicher genug fühlt, kann man das Geübte vor Familie oder Freunden vortragen.
Das Vortragen hilft nicht nur beim Verfestigen des Textes, sondern reduziert auch die Nervosität, wenn dann der „große Auftritt“ vor der Tür steht. Man weiß dann: „Ich habe es schon einmal vor Publikum geschafft, ohne in Ohnmacht zu fallen!“
9. Fehler akzeptieren
Es ist ganz normal, dass man beim Auswendiglernen mal ins Stocken gerät oder sich Fehler einschleichen. Davon sollte man sich absolut nicht entmutigen lassen – einfach die betreffenden Stellen ein paar Mal mehr üben.
Am Ende zählt nicht, dass alles perfekt ist, sondern dass mit Herz und Freude vorgetragen wird. Bringt man einen Satz schief und krumm heraus, ist das fünf Minuten später schon wieder vergessen. Die Erinnerung an ein schönes Beisammensein aber bleibt. Sandra Heick