Der mehr als 70 Meter hohe Kirchturm ist als Wahrzeichen auch weit über die Stadtgrenzen hinaus gut sichtbar und so ist der Anblick der Pfarrkirche St. Christophorus in Werne nicht mehr wegzudenken. In seinem Schatten, eingerahmt vom idyllischen Kirchplatz, finden nicht umsonst zahlreiche Veranstaltungen statt und noch mehr Menschen die Gelegenheit, um sich zu entspannen.Doch auch darüber hinaus bietet das Gotteshaus viele interessante Entdeckungen. Denn die zugehörige Kirchengemeinde St. Christophorus ist eine der ältesten Gemeinden im südlichen Münsterland, bis zur Herrschaftszeit Kaisers Karl dem Großen sollen ihre Wurzeln reichen. So ist überliefert, dass zu Beginn des 9. Jahrhunderts bereits eine Holzkapelle auf einer Anhöhe über der Hohne errichtet wurde. Das sakrale Bauwerk wurde zur Keimzelle der heutigen Stadt.Doch bis sich in deren Mitte die mächtige gotische Kirche erheben sollte, vergingen noch einige Jahrhunderte. Und in dieser Zeit entstand am Ort des heutigen Gotteshauses bereits eine Kirche. In den 1990er-Jahren entdeckte man bei Arbeiten Mauerreste des Vorgängerbaus, der architektonisch im romanischen Stil gehalten war. Wann diese Mauern errichtet wurden, lässt sich nicht genau datieren, archäologische Einschätzungen legen aber eine Errichtung vor dem Jahr 1000 nahe.
Neubauten im Mittelalter
Im 15. und 16. Jahrhundert veränderte dieses Gotteshaus aber sein Antlitz. Das geschah jedoch nicht aus dem Wunsch nach einer Veränderung heraus, sondern aus der Not. So wurde auch Werne in der als „Soester Fehde“ bekannt gewordenen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Erzbischof Dietrich von Köln und der Stadt Soest in Mitleidenschaft gezogen. Am 9. Oktober 1446 stürzte, vermutlich als Folge der Kämpfe, der Kirchturm ein.
Die Werner Stadtoberen entschlossen sich daraufhin dazu, den Westteil des Gotteshauses neu zu errichten. Um 1467 waren diese Arbeiten abgeschlossen, letztendlich waren sie jedoch nur der erste Abschnitt eines kompletten Neubaus. Denn nur wenige Jahrzehnte später sollte auch der Ostteil erneuert werden. So ist eine Urkunde aus dem Jahr 1507 erhalten, die beweist, dass sich die Stadtoberen für den Bau des neuen Ostteils Gelder leihen mussten. Trotz dieses Umstandes wurden die Arbeiten angegangen, im Inneren der Pfarrkirche lassen sich die beiden Bauabschnitte auch dieser Tage noch an verschiedenen Merkmalen erkennen.
Zu ihrem Abschluss kamen die mittelalterlichen Baumaßnahmen 1555 mit dem Errichten eines kleinen Turms. Der war somit Vorgänger für den heutigen markanten Turm, der allerdings erst um 1900 entstand. Ganz dem Zeitgeist entsprechend wurde der Turm im Stil der Neogotik errichtet, die ihre Hochphase im 19. Jahrhundert hatte und sich an den Merkmalen der Gotik orientierte – passend zum gotischen Baustil des Werner Gotteshauses.
Einige historische Besonderheiten
Neben den architektonischen Details ist es vor allem die Ausstattung, die den näheren Blick auf die Pfarrkirche lohnenswert macht. Die Strahlenkranz-Madonna bietet dem Betrachter nicht nur den Blick auf zahlreiche Details, sondern auch auf ein Kunstwerk, das Jahrhunderte überdauert hat. Vermutlich gegen Ende des 15. Jahrhunderts, also zwischen den beiden Bauabschnitten der Pfarrkirche, wurde die Doppelfigur gefertigt. Und sie ist längst nicht die einzige Figur aus dieser Zeit, mit dem Vesperbild und der Anna-Selbdritt gibt es weitere historische Werke zu bewundern.
Ebenfalls in die Zeiten der Neubauten fällt die Entstehung des spätgotischen Taufsteins. Heute ist er ein Blickfang im Inneren des Gotteshauses, lange Zeit fristete er ein eher unbeachtetes Dasein. Das lag mit Sicherheit auch an seinem Zustand. Um in früheren Tagen ein Einfrieren des Taufwassers in der ungeheizten Kirche zu verhindern, wurde Salz hinzugegeben. Dieses Salz griff wiederum den weichen Sandstein an und schädigte auf diese Weise den Taufstein. Im Zuge der Renovierungen Mitte der 1990er-Jahre wurde dann auch der Taufstein restauriert.
Eine Besonderheit aus der Werner Kirchengeschichte ist an anderer Stelle in der Werner Innenstadt zu sehen: die Kasel, ein Messgewand aus dem 14. Jahrhundert. Im Grab eines Priesters überdauerte dieses die Jahrhunderte, ehe es bei den archäologischen Untersuchungen im Rahmen der Kirchenrenovierung entdeckt wurde. Dieser Tage kann man das historische Gewand in einem eigens dafür eingerichteten Raum des Karl-Pollender-Stadtmuseums bewundern.