Werne – hier leb ich gern Anzeige

Heilendes Wasser aus dem Werner Boden

Für wenige Jahrzehnte gab es in Werne einen Kurbetrieb. Das Badevergnügen im salzhaltigen Wasser blieb der Stadt aber bis in die heutige Zeit erhalten

Auch dieser Tage kann man in Werne noch den Badespaß im salzhaltigen Wasser genießen, allerdings wird die Sole mittlerweile aus Niedersachsen geliefert. FOTO (A) NICOLE FRIEDRICH

Statt der Kohle fand man Sole – so ließen sich die Erfahrungen der Arbeiter zusammenfassen, die in den frühen 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts für die Gesellschaft „Freiherr vom Stein“ rund um Werne nach Steinkohle suchten. Mit Sondierungsbohrungen wollten man dem Grubengold erst südlich der Lippe, später dann auch nördlich davon auf die Spuren kommen. Nachdem man im südlichen Suchfeld bereits auf erste, kalte Solequellen gestoßen war, sprudelte in unmittelbarer Stadtnähe erneut Wasser aus dem Boden. Diesmal war es jedoch warm und zugleich von einem hohen Salzgehalt. Bis zu 30 Grad soll die Temperatur der Sole betragen haben, die dort aus dem Boden kam.Schnell wurde das warme Wasser in einer ersten, noch recht einfach gehaltenen Badeeinrichtung genutzt, zudem attestierte man der Werner Sole eine heilende Wirkung bei Beschwerden wie Rheuma oder auch Hauterkrankungen.Daraufhin geht es ebenso rasant weiter: Im Juli 1874 eröffnet ein erstes Thermalbad, in den Anfangstagen ist dies jedoch eher noch zweckmäßig als prunkvoll gestaltet. Das änderte sich 1878, als es großen Zuspruch zur Gründung der Aktiengesellschaft „Thermalbad Werne“ und zum Ausbau des Angebotes gab. Ein professioneller Kurbetrieb nebst Kurhaus und Parkanlagen entsteht, 1887 öffnet zudem die „Heilanstalt für skrofulöse Kinder in Werne an der Lippe“. Hier finden vor allem Kinder aus dem Ruhrgebiet Linderung von ihren Beschwerden, die Einrichtung wird später als Vinzenzstift bekannt.Nach der Hochphase des Kur- und Badebetriebs sorgt eine andere aufkommende Neuerung jedoch für ein jähes Ende der Solequellen: der Bergbau. 1905 versiegt die Werner Solequelle endgültig, nachdem unter Tage die Kohleförderung vorangeht. Statt an die Oberfläche zu sprudeln, läuft die Sole unterirdisch ab.Für mehrere Jahrzehnte bleibt das Baden im heilenden Wasser eine Wunschvorstellung. Der Thermalbad-Betrieb wird eingestellt, zum Baden bleibt nur die Lippe mit ihren Seitenarmen. Das ändert sich mit der Entstehung des Freibades im Jahr 1926, was den Badegästen zwar keine Sole, aber zumindest wieder eine Badeanstalt bietet. Und diese Anstalt wird 1935 dann auch wieder mit der Sole versorgt. Da die Quellen nun unterirdisch abfließen, wird das Wasser ohnehin aufgefangen und an die Oberfläche gepumpt. Dank Filteranlagen und einer eigens eingerichteten Leitung erreicht es ab diesem Zeitpunkt auch das Werner Freibad.Im Laufe der folgenden Jahre und Jahrzehnte verändert und vergrößert das Bad immer wieder sein Aussehen und Angebot – ein Faktor bleibt bis 2000 jedoch gleich: die heimische Sole. Doch dann beendet die Ruhrkohle AG die Belieferung des Solebades, auf die Sole verzichten müssen die Besucher allerdings nicht. Per Tankwagen wird seitdem Sole aus Niedersachsen angeliefert und für den heimischen Badebetrieb aufbereitet.Das gilt auch dieser Tage noch im neuen Solebad. Im April 2019 eröffnete das Bad in seiner jetzigen Form. Und auch, wenn der Kurbetrieb schon seit vielen Jahrzehnten ausschließlich noch in den Erinnerungen weiterlebt, das Baden im warmen und salzhaltigen Wasser zieht auch dieser Tage immer noch zahlreiche Gäste nach Werne.Badevergnügen und WissenswertesInformationen rund um den Betrieb im Solebad gibt es online unter www.solebad-werne.de.Wer tiefer in die Historie der Solegewinnung einsteigen möchte, wird beim Verkehrsverein Werne fündig. Zu dessen Angebot an Themenführungen zählt auch die Tour „Von der Sole zur Kohle“. Mehr dazu gibt es im Internet unter www.verkehrsverein-werne.de