Wir drücken die Daumen Anzeige

09 Gründe, warum der BVB Meister wird

Lasst die Muskeln spielen, Borussen! Nico Schlotterbeck und Co. gehen mit breiter Brust ins Endspiel. FOTO DPA
Lasst die Muskeln spielen, Borussen! Nico Schlotterbeck und Co. gehen mit breiter Brust ins Endspiel. FOTO DPA

1. Weil nicht nur Schlotti die Muskeln spielen lässt: Von Amts wegen ist Nico Schlotterbeck als Innenverteidiger in erster Linie für die Verhinderung von Gegentoren zuständig. Erst in zweiter Instanz lautet sein Auftrag, auch selbst Tore zu schießen. In dieser Saison ist „Schlotti" das gut gelungen. Fünfmal hat er es bisher schon klingeln lassen - und nach Toren oder gelungenen Aktionen gerne seinen Bizeps gezeigt. Was für den 22-Jährigen gilt, gilt auch für den gesamten BVB. Die schwarzgelbe Brust ist gestählt und breit wie lange nicht. Borussia Dortmund hat in den jüngsten 18 Spielen elf Punkte mehr geholt als die Bayern und den Neun-Punkte-Rückstand aus der Winterpause in einen Zwei-Zähler-Vorsprung gewandelt. Wem das gelingt, der ist allemal in der Lage, auch am Samstag ein weiteres Mal die Muskeln spielen zu lassen. Wir sind uns deshalb sicher: Schwarzgelb wird ein Zeichen der Stärke setzen!

2. Weil sich bei der Meisterfeier das Pils vom Weizen trennt: Mal ehrlich, ganz (Fußball-)Deutschland hofft auf den BVB. Na gut, vielleicht nicht ganz Deutschland. Im Süden drücken sie dann wohl doch eher mehrheitlich den Bayern die Daumen. Aber der Rest würde sich freuen, wenn die Schale nicht zum elften Mal in Serie an den Rekordmeister vergeben wird. Und wo wir schon bei Ehrlichkeit sind: Eine Meisterfeier in Dortmund ist definitiv geiler als zehn Meisterfeiern in München zusammen. Die Brauereien arbeiten schon auf Hochtouren. Hier trennt sich das Pils, Pardon die Spreu, vom Weizen. Was am Borsigplatz und in der gesamten City am Wochenende abgehen wird, ist mit dem gewohnheitsmäßigen Standard-Beifall auf dem Marienplatz nicht vergleichbar. Müden Applaus wird es von den BVB-Fans nicht geben. Die Stadt erwartet einen euphorischen Ausnahmezustand. Bambule, Randale, Dortmund holt die Schale!

3. Weil Rhein und Revier zusammenhalten und die Schützenhilfe stimmt: Am vergangenen Wochenende mussten die BVB-Fans stark sein. Sollte es was mit dem Titel werden, mussten sie wohl oder übel RB Leipzig die Daumen drücken – im Duell der Dosen gegen die Lederhosen. Was sollen wir sagen? 3:1 – es hat funktioniert. Ausgerechnet die Roten Bullen haben den Titelträumen der Borussia Flüüüüügel verliehen. Zumal ja auch Marco Rose an der Seitenlinie stand. Schützenhilfe ausgerechnet vom Ex-Trainer des BVB – das hat schon was. Moment mal, das kennen wir doch aber von irgendwoher: Noch zwei weitere ehemalige Dortmunder Trainer haben in dieser Saison dafür gesorgt, dass die Bayern Federn lassen mussten. Auch Enrico Maaßen verpasste den Münchnern mit dem FC Augsburg eine 0:1-Niederlage. Und gegen Daniel Farke und seine Borussia aus Mönchengladbach sahen die Bayern gleich zweimal (1:1/2:3) alt aus. Und weil das mit der Schützenhilfe so gut geklappt hat, setzen wir auch am Samstag auf sie. Sicher ist sicher. Wir wüssten da auch wen, der dafür in Frage kommt: Wie wäre es zum Beispiel mit FC-Treffern durch die Ex-Dortmunder Luca Kilian oder Steffen Tigges im Duell gegen die Bayern? Norbert Dickel könnte dann ähnlich wie 2011 durch die Stadion-Lautsprecher verkünden: „1:0 für Köln.“

4. Weil der BVB die Raketenwissenschaft neu definiert hat: Das mit dem Toreschießen sollte für Stürmer eigentlich keine Raketenwissenschaft, sondern eine Selbstverständlichkeit sein. Trotzdem wollte die BVB-Offensive in der ersten Saisonhälfte nicht wirklich zünden. Sebastien Haller kämpfte erfolgreich gegen den Krebs. Donyell Malen und Karim Adeyemi kämpften mit sich und mit Anpassungsproblemen. Doch im Winter hat Borussia Dortmund den Begriff Raketenwissenschaft für sich neu definiert. Edin Terzic hat es geschafft, die Stärken seines Sturm-Trios voll zur Geltung zu bringen. Nach seinem kometenhaften Comeback ist Sebastien Haller der Fixstern im Zentrum. Sein Doppelpack in Augsburg brachte den BVB jüngst auf die Siegerstraße. Hallerluja! Und auf den Flügeln setzen Donyell Malen und Karim Adeyemi immer wieder zu überfallartigen Angriffen an. Wir sind uns sicher: Diese drei werden auch gegen Mainz zünden und damit den Stern des Südens verglühen lassen.

5. Weil Marco Reus nicht Prince Charles ist: Ganze 74 Jahre musste der britische Thronfolger auf seine Krönung zum King warten. Solange kann, will und wird Marco Reus nicht ausharren, bis er sich endlich mit dem höchsten nationalen Titel schmücken darf. Was hat er sich in seiner Karriere nicht schon alles anhören müssen? Wenn es drauf ankommt, sei er nicht da. Er sei einfach kein Gewinner-Typ. Zugegeben: Trotz außergewöhnlicher Fähigkeiten ist die Titel-Bilanz von Marco Reus überschaubar. Zweimal DFB-Pokal, dreimal Supercup. Der BVB-Kapitän ist wohl einer der wenigen Superstars, der daran gemessen wird, wie viele Titel er nicht gewonnen hat – und nicht umgekehrt. Reus gilt deshalb als Unvollendeter. Kaum ein Spieler aber hat Borussia Dortmund im vergangenen Jahrzehnt so sehr geprägt wie der 33-Jährige. Seit seinem Doppelpack gegen Köln Mitte März ist Reus mit 161 Treffern zweitbester Torschütze der Borussia. Er hat Vereinslegende Michael Zorc hinter sich gelassen. Reus ist längst selbst zur schwarzgelben Legende geworden. Jetzt kann er König von Dortmund werden.

6. Weil der BVB koan Finale dahoam verliert: Die Bayern kennen sich seit 2012 damit aus, ein Endspiel im eigenen Stadion zu vergeigen (Chelsea lässt grüßen…). Das wird Dortmund am Samstag nicht passieren. Der BVB ist in dieser Saison das heimstärkste Bundesliga-Team. 14 Siege, ein Remis und eine Niederlage – kein anderer Klub hat daheim eine solche Festung errichtet. In den 16 Begegnungen schoss die Borussia zudem 53 Tore (macht durchschnittlich 3,3 Treffer pro Heimspiel). Gute Aussichten also für Samstag, denn der BVB tritt ja zu Hause an. Und egal, ob es nun im Signal Iduna Park oder im Westfalenstadion sein wird – auf den Titel dahoam können sich alle BVB-Fans verständigen.

7. Weil wir Niklas Süle am Bierkönig erleben wollen: München gilt als vielleicht schönste Stadt Deutschlands. Oktoberfest, Hofbräuhaus, Englischer Garten – es gibt einige Sehenswürdigkeiten in der bayrischen Landeshauptstadt. Eines aber hat München nicht: den BVB. Dortmund – das steht für Kohle, Stahl und Bier. Nicht umsonst wird die Stadt als „Palma de Malocha“ bezeichnet. Und damit sind wir auch schon beim Stichwort. Niklas Süle hat schon richtig Bock auf eine wilde Sause. Nach der Rückkehr aus Augsburg war der BVB-Verteidiger bei der Ankunft am Flughafen bereits in Partylaune. Wenige Tage zuvor trompetete Süle: „Von mir aus kann es auch an den Bierkönig gehen. Wie ich gehört habe, wird das ja hier sehr stark gefeiert. Falls ich das erleben darf, bin ich dann natürlich auch einer, der vorneweg gehen möchte.“ So eine vorbildliche Einstellung muss einfach mit dem Titel belohnt werden. Also auf geht’s, ihr BVB-Ballermänner!

8. Weil Markus Söder einsehen muss, dass er mal wieder Unrecht hat: Sagen wir es, wie es ist: Manchmal ist die Überheblichkeit der Bayern nicht zu ertragen. Laptop und Lederhose, schön und gut. Im Bemühen um einen ähnlich griffigen Slogan hat sich Markus Söder mal was einfallen lassen: „Hightech und Heimat, Leberkäs und Lasern.“ Söder, der alte Wortakrobat – der ist sich echt für nichts zu schade. Als treuer Lokalpatriot hat er unlängst auch dem FC Bayern den Rücken gestärkt. „Die Dortmunder sind eigentlich fast zu doof, um Deutscher Meister zu werden“, posaunte Söder vor einem Monat. Nun ja, lassen wir das einfach mal so stehen und machen uns stattdessen lieber mal einen alten CSU-Spruch von Franz Josef Strauß zu eigen: Haut den Roten auf die Pfoten.

9. Weil Edin Terzic der würdige Erbe von Jürgen Klopp ist: Welcher Bundesligist hat schon einen Trainer, der vor nicht allzu langer Zeit selbst als Fan in der Kurve gestanden hat? Wir wüssten da einen. Genau. Der BVB – er hat Edin Terzic. Im Klub rufen ihn alle beim Vornamen. Er kommt mal mit dem Fahrrad zum Training. Er ist einer wie du und ich. Edin ist volksnah, offen und unfassbar beliebt. Er ist damit ein würdiger Erbe von Jürgen Klopp, dem Allvater, dem übermächtigen BVB-Trainer. Seit „Kloppo“ hatte Borussia Dortmund keinen Trainer mehr, der den Verein, die Stadt, die Menschen so sehr fühlt und atmet. Der Dortmund in seiner Gesamtheit begreift und lebt. Sein Kreditrahmen sei bei den Fans mit Abstand am größten, hat BVB-Boss Watzke über Terzic gesagt. Jetzt ist Zahltag.

Cedric Gebhardt