Der Dortmunder Amateurfußball bietet seinen Beobachtern und Unterstützern in der Saison 2023/2024 etwas, was es noch nie gab. Come Together heißt es in der Oberliga. Erstmals gehen dort gleich vier Mannschaften aus dem Stadtgebiet an den Start. Die Dortmunder sind die Stars in der Oberliga. Sie geben den Takt vor. Wollen die Trainer der vier Klubs eine Straße queren, wird es eng auf dem Zebrastreifen. Anders als die Beatles auf ihrem legendären Album-Cover müssen Rafik Halim, Marco Stiepermann, Sebastian Tyrala und Christian Knappmann aber nicht über die Abbey Road huschen. Am Hombruchsfeld, an der Schwerter Straße, am Westerholz und an der Provinzialstraße stehen ihre Studios, in denen der Rhythmus der Dortmunder Amateurfußballsaison 2023/2024 entsteht. Anders als die Beatles, die für das Cover ihres legendären Albums eigentlich extra in den Himalaya fliegen wollten, haben sie den Gipfel bereits erreicht: Westfalens höchste Amateurspielklasse.
› Rafik Halim (George Harrison): Es ist keineswegs despektierlich gemeint, den geläufigen Spitznamen Harrisons auf den Trainer des FC Brünninghausen zu übertragen. Wie „Der stille Beatle“ ist Halim gemeinsam mit seinem noch spielenden Trainerkollegen Florian Gondrum wohl der am wenigsten in der Öffentlichkeit stehende der vier Oberliga-Coaches. Und das liegt keinesfalls daran, dass Halim nicht für sportliche Schlagzeilen sorgen würde. Der Oberliga-Aufstieg des FC Brünninghausen nach einer unfassbar guten Westfalenliga-Saison gilt als große Leistung. Der FCB-Kader war zwar gut, aber nicht konkret für einen erwarteten Aufstieg zusammengestellt. Am Hombruchsfeld gilt: You Never Give Me Your Money. Für heutige Zeiten schaffte Brünninghausen mit moderaten finanziellen Mitteln den Aufstieg. An der Leadgitarre dabei: Halim und Gondrum als besonnene, ruhige und stets sachliche Trainer. Auf der Bühne des Dortmunder Amateurfußballs stehen sie nicht ganz vorne, die Mikrofone beobachten sie meist aus einiger Entfernung. Sie rücken oft nur im Schatten der präsenteren Kollegen an diese heran.
› Marco Stiepermann (Paul McCartney): Heute ist Paul McCartney rückblickend wohl der bekannteste Name der Beatles – was auch am frühen Tod von John Lennon liegt. Noch immer, über 50 Jahre nach der Auflösung der Beatles, ist McCartney als Musiker aktiv. Wie der heute 81-Jährige unter seinen Band-Kollegen ist Marco Stiepermann der populärste unter den vier Dortmunder Coaches. Er hat die erfolgreichste Karriere als Spieler hinter sich. Mit Borussia Dortmund wurde er Deutscher Meister, mit Norwich City stieg er in die milliardenschwere Premier League auf. Und auch Stiepermann kann es nicht lassen. Der 32-Jährige, für den der ASC 09 die erste Trainerstation ist, mischt auch weiterhin auf dem Feld mit – weit vorne, als Fixpunkt. So wie es McCartney immer war. Die Aplerbecker, sie haben sich mal wieder verjüngt, sind mit enorm viel Talent ausgestattet. Es braucht den richtigen Taktgeber, dann scheint mehr möglich als der siebte Platz zuletzt. Es kommt auf und neben dem Platz auf Rhythmusgitarrist Stiepermann an. Dann entkommen die Aplerbecker vielleicht ihrem Golden Slumbers und schlummern schon bald unter den Oberliga-Spitzenmannschaften.
› Sebastian Tyrala (Ringo Starr): Der Schlagzeuger. Wenn er spricht, wird es oft laut – im übertragenen Sinne. Denn natürlich ist der Ex-Profi an der Seitenlinie von Türkspor Dortmund kein Schreihals. Aber: Tyrala, stets für eine öffentliche Äußerung zu haben, sagt fast immer seine Meinung, ohne respektlos gegenüber anderen zu werden. Und: Er zieht nur Dinge durch, hinter denen er steht. Klar wurde das, als er 2021 erst Türkspor verließ, um beim TuS Bövinghausen anzuheuern. Ende des vergangenen Jahres dann das gleiche Lied, dieses Mal von Bövinghausen zurück zu Türkspor. Auch Ringo Starr trennte sich einst kurzzeitig von seinen drei genialen Kollegen, ehe er wieder zu ihnen fand. Starr begnügte sich gerne mit seiner Rolle im Hintergrund. Auch Tyrala betont gerne die Leistungen seiner nicht weniger überragenden Kollegen: Es sind die der Elf von Türkspor Dortmund, die gut und gerne um den Regionalliga-Aufstieg spielen könnten. Vielleicht besänge Tyrala das ja mit einer Gesangseinlage aus dem einzigen Abbey Road-Song Octopus´s Gaden, dessen Leadsänger Starr war: „We would be so happy, You and me.“
› Christian Knappmann (John Lennon): Der auffallendste des Dortmunder Trainer Quarttets – wie John Lennon auf dem Abbey Road-Cover. Statt Löwenmähne und weißem Anzug charakterisieren „Knappi“ seine mächtige Erscheinung mit der unverkennbaren Glatze und dem lauten und oft eingesetzten Organ. Der langjährige Trainer von Westfalia Herne ist streitbar und doch charismatisch, aber in jedem Fall omnipräsent. Anders als diese Redaktion bei den Heimspielen an der Provinzialstraße, denn der TuS Bövinghausen hat uns nach kritischer Berichterstattung ein Hausverbot erteilt (s. Seite 6). Klar ist: John Lennon singt „I Want You“ und meint damit seine Frau Yoko Ono. Ein ähnlicher Gedanke könnte auch Knappmann durch den Kopf gehen. Er dürfte damit aber die Regionalliga meinen.
› Die Titelliste: Die A-Seite dieser Platte hat es in sich. Direkt an den ersten drei Spieltagen stehen Dortmunder Derbys an, sie werden das Gesprächsthema der Szene sein. Und wir alle sollten diese Saison genießen. Denn wie Abbey Road das letzte Studioalbum der Beatles war, könnten sich auch die vier Dortmunder Oberligisten schon bald auseinanderleben. Zwei von ihnen wollen aufsteigen, für einen dritten wäre der Klassenerhalt ein Nummer-eins-Hit. Vielleicht stehen nächstes Jahr an dieser Stelle nur noch drei Green Day-Mitglieder oder ein Duo a la The White Stripes. Timo Janisch