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Fußball-Landesliga 3: Berro, der Boss

Ibrahim Berro, Kapitän des TuS Hannibal, wagt mit dem Landesliga-Aufsteiger ein neues, spannendes Abenteuer / Dabei kommt es auch auf die Anführerqualitäten Berros an

Ibrahim Berro ist der Anführer beim Landesliga-Aufsteiger TuS Hannibal. MONTAGE DE AZEVEDO

Diese Song-Line prägt sich ein. „Es ist für immer Kollegah der Boss“. Die Textzeile stammt von Kollegah, einem der erfolgreichsten Rapper des Landes. Gerappt im Song „Für immer“. Auf dem Album „Bossaura“, im Jahr 2011. Auf der Platte inszeniert sich Kollegah als absoluten Chef, als Anführer, als Alphatier mit der berüchtigten „Bossaura“.

Das Album legte den Grundstein für den kommerziellen Erfolg Kollegahs, stieg auf Rang fünf der deutschen Charts ein. Es folgten diverse Platin- und Goldauszeichnungen. Kollegah ist im wahrsten Sinne zum Boss des Rap-Games aufgestiegen, stellte zig Verkaufsrekorde auf. Der Mann ist erfolgreich - wie zuletzt auch Ibrahim Berro mit dem TuS Hannibal. Der Kapitän schaffte mit dem TuS den Aufstieg in die Landesliga. Der Klub feiert Premiere. So hoch haben weder der TuS noch Berro je gespielt.

Das TuS-Erfolgsrezept ist vielseitig, einer der Faktoren ist aber der Käpt´n. Ein Faktor ist Ibrahim Berro der Boss des TuS Hannibal, der nicht nur auf den zweiten Blick mit dem Deutschrapper und seiner Denke vieles gemeinsam hat. Berro den kennen sie im Dortmunder Amateurfußball, manche fürchten ihn und seine Spielweise gar. Der 30-jährige Innenverteidiger ist mit seiner Bossaura eine Erscheinung auf dem Platz. Breit gebaut - wie Kollegah. Ein Lautsprecher - wie Kollegah. Jemand, der nach vorne geht, sich nicht versteckt wie Kollegah. „Ja, ich bin schon ein Alphatier auf dem Platz. Wenn ich schreie, dann hören die Jungs mir zu. Sie wissen, dass ich das nicht böse meine. Ich will sie pushen, wachrütteln“, sagt Berro. Seit 13 Jahren hält er dem TuS die Treue. In der Mannschaft, die sein Bruder Hamsa Berro trainiert, genießt er seit Jahren ein gutes Standing, führt das Team mit der Binde auf den Platz.

Es verwundert nicht, dass Berro die des Musik Deutschrappers gerne hört, viele Tracks kennt. „Ich finde an Kollegah alles gut. Er ist optisch top, seine Texte sind lyrisch überragend und die Kirsche auf der Torte ist seine Stimme“, schwärmt Berro vom Deutschrapper, den er sich im Fitnessstudio bei Krafteinheiten aufs Ohr haut. „Ich habe jetzt aber ein Jahr lang nichts mehr im Fitnessstudio gemacht. Wir haben um den Aufstieg gespielt, ich habe viel mit der Mannschaft trainiert. Es wird wieder Zeit“, sagt er. Der Mann hat etwas vor. Auch im neuen Jahr. Aber der Reihe nach.

Woher hat Berro dieses Talent, Anführer zu sein? „Das liegt bei mir im Blut. Das war schon als Kind so. Ich bin von meinen Freunden immer gefragt worden, was wir machen. Ich habe dann entschieden“, sagt er und erzählt, dass ihn sogar seine Eltern oft um Rat fragen: „Ja, sie vertrauen mir sehr und fragen nach. Auch mit meinem Bruder Hamsa und meinen Freunden spreche ich viel. Sie vertrauen mir alle. Was ich im Leben mache, mache ich mit einem reinen Gewissen“, sagt er.

Mit reinem Gewissen liefert er sich auf dem Platz auch mal Trashtalk mit seinen Gegenspielern. Ibrahim Berro weiß, dass das zum Fußball dazugehört - solange es im Rahmen bleibt. Kollegah rappt: „Es ist immer noch der Typ mit den historischen Punchlines (Höhepunkt einer Rap-Textzeile im Battle-Rap, meist mit einer Pointe, Anm. d. Red.) die unvergänglich sind, wie 'nechronische Krankheit.“

„Klar werde ich auch mal lauter gegenüber Gegenspielern. Man will sie mit Sprüchen einschüchtern oder verunsichern. Fairness ist aber immer sehr wichtig für mich“, betont Berro.

„Richtig guter Verkäufer“

Neben den lyrischen Punchlines sind Doubletimes Kollegahs Spezialität. Dabei rappt der Musiker in doppelter Geschwindigkeit. Berro imponiert das. Und was ist seine Spezialität? „Ich bin ein richtig guter Verkäufer“, sagt er und lacht. „Bei mir kommt kein Kunde ohne Kauf raus. Das ist meine Stärke“, so der Verkäufer für Berufsbekleidung bei der Firma von Najim Bousbiba. Und eben auch das Fußballspielen und Anführen zählt zu seinen Stärken. Im neuen Jahr geht´s in die Landesliga - und gleich am zweiten Spieltag im Derby gegen den SV Brackel. Jenen SVB, den der TuS schon beim Vorbereitungsturnier Kronen-Green-IT-Cup im Finale bezwang und sich nach Elfmeterschießen (5:4) zum Turniersieger krönte. Dennoch stapelt Berro angesprochen auf die Saisonziele - ungewohnt tief. „Erstmal wollen wir die Kirche im Dorf lassen. Wir sind Aufsteiger. Wir wollen die Klasse halten “, sagt er.

Für immer Berro, der Boss. Für immer auch Hannibal? Unwahrscheinlich ist das nicht. Denn Berro selbst sagt: „Hannibal ist meine Familie.“ Patrick Schröer