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Fußball-Bezirksliga 6: Sölde, verdammt ich will Dich

Der Trainer des VfR Sölde, Marco Nagel, will mit seiner Mannschaft endlich den Aufstieg schaffen / Den Plan für eine Aufstiegsparty gibt es bereits

Marco Nagel hat mit dem VfR Sölde nur ein Ziel: endlich aufsteigen. MONTAGE DE AZEVEDO

Egal ob auf Mallorcas berühmt-berüchtigtem Party-Strand Balneario 6, besser bekannt als Ballermann, einer Après-Ski-Hütte oder einfach beim Mannschafts-Abend im Dortmunder FZW: Wenn „Verdammt, ich lieb Dich“ von Matthias Reim aus den Boxen schallt, liegen sich auch die Partymuffel unter den Amateurfußballern schonmal in den Armen.

Der Song ist das kommerziell erfolgreichste Lied des am 26. November 1957 geborenen Schlagersängers: Über 625.000 Mal wurde der im April 1990 veröffentlichte Titel bislang verkauft. „Verdammt, ich lieb Dich“ ist dabei ein Lied über einen Mann, der mit seinen Gefühlen für seine Ex-Partnerin kämpft. „Verdammt, ich lieb Dich. Ich lieb Dich nicht. Verdammt, ich brauch Dich, Ich brauch Dich nicht. Verdammt, ich will Dich. Ich will Dich nicht. Ich will Dich nicht verlier'n“, singt Reim im Refrain.

Für den Trainer des Bezirksligisten VfR Sölde, Marco Nagel, gilt dieser Kerngedanke zwar nicht, wenn er auf seine Ex-Klubs wie Westfalia Wickede oder Dortmunder Löwen blickt. Der Tenor: Dankbar für die gemeinsame Zeit ja, Wehmut über das beendete Verhältnis nein. Die innere Zerrissenheit, die Matthias Reim besingt, sei vielleicht etwas zu hoch gegriffen. Dennoch sind es genau die Zeilen im Refrain, die Nagel und seine Beziehung zum VfR beschreiben: Zweifel an der Beziehung gibt es immer mal wieder, ohne Sölde geht es aber eben doch nicht. „Natürlich sind da Dinge, die unsere Arbeit in Sölde erschweren“, sagt der 47Jährige. Mit "unsere“ meint Marco Nagel sein Trainergespann um Frank Witte und Devrim Kalayci.

Obwohl die Drei mit dem ehemaligen Oberligisten aus dem Dortmunder Osten in den letzten Spielzeiten regelmäßig zu den Aufstiegsaspiranten in der Liga zählten, würden sie im Verein nicht alles auf den Erfolg der Ersten setzen: Bei den Trainingseinheiten müsse in der ersten halben Stunde oftmals auf das Kleinfeld ausgewichen werden. Weil sich die Trainingszeiten mit denen der Jugend überschneiden. „Das ist nicht prickelnd“, sagt Nagel, der dem Verein gleichzeitig aber keinen Vorwurf macht: „Genau das macht Sölde aus, dass wir gemeinsam eine Lösung finden.“

Für Zweifel sorgte auch das bittere Saisonfinale 2021/22: Bis kurz vor Schluss standen  die Sölder an der Tabellenspitze. Durch das 2:2-Unentschieden zu Hause gegen den SSV Mühlhausen am 29. Spieltag konnte der Königsborner SV dann aber vorbeiziehen und den Landesliga-Aufstieg eine Woche darauf perfekt machen. Bittere Tränen der Enttäuschung noch auf dem Feld bei Marco Nagel waren die Folge. Ein erneuter Anlauf mit dem VfR oder nicht? „Verdammt, ich will Dich. Ich will Dich nicht“ zumindest im übertragenen Sinne ging es dem Trainer durch den Kopf. Am Ende setzte sich „Ich will Dich nicht verlier'n“ aber durch. „Ich bin hier noch nicht fertig“, sagte er sich damals.

Trotz interessanter Anfragen, unter anderem aus der Westfalenliga, blieb er den Söldern treu - und schaffte es mit seinem Team trotz der großen Enttäuschung einen Absturz in der Liga zu vermeiden: Platz vier stand in der darauf folgenden Saison 22/23 zu Buche. In der anstehenden Spielzeit soll nun der große Triumph endlich Realität werden. „Wir wollen verdammt nochmal aufsteigen. Dafür gibt jeder hier alles“, betont er.

Party auf Ibiza?

In seinem Song singt Matthias Reim an einer Stelle: „Sieben Bier, zu viel geraucht. Das ist es, was ein Mann so braucht. Doch niemand, niemand sagt: „Hör auf.“ Letzteres bekommen seine Spieler in Bezug auf Kaltgetränke vor allem dann nicht zu hören, wenn der Aufstiegs-Coup diese Saison endlich gelingt. Dass sie in Sölde feiern können, bewies die Mannschaft zuletzt übrigens am Ende der Vorbereitung: „Die Jungs sind im FZW komplett eskaliert. Da haben wir sie auch in Ruhe gelassen und waren im Trainer-Team unterwegs“, so der Coach. Für den Fall des Aufstiegs kündigt Marco Nagel allerdings schon an: „Wenn wir das schaffen, fliegen wir alle gemeinsam nach Ibiza.“

Auf Ibiza feierte Schlagersänger Matthias Reim 2004 die Hochzeit mit Ex-Frau Sarah. Ob dort 20 Jahre später ein gewisser Marco Nagel den Aufstieg mit seiner Mannschaft feiern darf, bleibt abzuwarten. Ebenso, ob der Trainer auch 2024/25 in Sölde an der Seitenlinie steht. „Sölde, verdammt, ich will Dich. Ich will Dich nicht. Ich will Dich nicht verlier'n“ - könnte auch dann wieder die passende Gefühlsbeschreibung sein. Janis Czymoch