Manchmal ist es ein großer Krach, manchmal sind es viele kleine Sticheleien – und die Freundschaft ist vorbei. Nach vielen Jahren der Funkstille stellt sich aber oft die Frage, ob man sich nicht doch im Alter wieder mit seinem alten Freund oder seiner alten Freundin versöhnen sollte.
„Der Wunsch ist nachvollziehbar“, sagt Wolfgang Krüger, Psychotherapeut und Buchautor („Freundschaft: beginnen, verbessern, gestalten“). Denn vor allem Männer hätten im Alter Schwierigkeiten, neue Freundschaften zu schließen. „Nur rund ein Drittel hat einen halbwegs guten Freundeskreis. Politiker und Machtmenschen gehören meist nicht dazu“, erzählt der Berliner Psychotherapeut. Für sie sei dann die soziale Einsamkeit nur schwer zu ertragen.
Weil man nicht mehr so viele neue Leute kennenlernt, erinnert man sich dann gern wieder an alte Weggefährten zurück und sucht den Kontakt. Um sich wieder anzunähern, sind aus Sicht Krügers drei Dinge entscheidend: 1. Gemeinsame Werte, 2. Ähnliche Lebenserfahrungen, 3. Gemeinsame Feinde.
„Man muss gemeinsam über ähnliche Dinge schimpfen können und auch über die großen Themen sprechen können, wo man sich einig ist“, sagt Wolfgang Krüger.
Wer dabei auf wen zugeht, sei gar nicht so wichtig. „Ich habe mal den Test gemacht und bin in meinem alten Adressbuch ehemalige Freunde durchgegangen und habe sie alle angerufen. Alle, wirklich alle, haben sofort zugestimmt, dass es schön wäre, wieder Kontakt zu haben“, berichtet der Psychotherapeut.
Zudem hätten alle frühere Freundschaften bedauert, dass die Beziehung auseinandergegangen oder eingeschlafen war. Krüger zog das Fazit: „Die Bereitschaft, eine alte Freundschaft wieder aufzunehmen, ist groß, weil sich die Zahl der Freunde durch Krankheiten oder Tod automatisch immer mehr verringert.“ Um eine halbwegs soziale Stabilität zu erhalten, sei man auf Freundschaften angewiesen.
Der Wunsch, alte Kriegsbeile zu begraben, hänge aus Sicht des Experten auch mit dem Alter selbst zusammen: „Da ist man allgemein versöhnlicher, humorvoller und kann mit den Schwächen besser umgehen.“ Und wer von beiden sollte den ersten Schritt machen? „Egal, einfach anrufen oder eine E-Mail schreiben“, so Krügers Rat. dpa