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Alles strahlt gelb

IM SÜDEN. Die Franzosen lieben den Farbrausch in dieser Jahreszeit - wenn die Mimosen blühen. Aber auch in unseren Gärten wird diese Pflanze beliebter.

Ende des 19. Jahrhunderts tauchten Mimosen erstmals in Südfrankreich auf und machten sie dort breit. Aber auch bei uns fühlen sie sich richtig wohl. FOTOS DPA/GASS

Sie überziehen Hänge. Sie schmücken Straßen, Plätze, Gärten, Kreisverkehre. Sie wuchern wie Unkraut. Wie schönes Unkraut allerdings, so sattgelb strahlen die Mimosen auf der Route, der sie den Namen geben. Sie zieht sich im Süden Frankreichs über 130 Kilometer von Bormes-les-Mimosas bis Grasse.

Aber die Mimose wird auch in unseren Gärten immer beliebter. Denn so empfindlich, wie ihr Name es vermuten lässt, ist die Pflanze gar nicht. Im Spätwinter, von Mitte Januar bis Anfang März, erfreut sie Gartenfreunde mit ihrer gelben Pracht.

Farbexplosionen

„Ich habe eine Leidenschaft für die Pflanze“, sagt Mimosensammler Julien Cavatore. Er betreibt bei Bormes-les-Mimosas ein Gewächshaus und hat einen Garten angelegt, den Besucher gratis betreten können. Spätestens bei ihm lernt man, dass Mimose nicht gleich Mimose ist. 250 Arten hat Cavatore zusammengetragen. Er rühmt sich der größten Kollektion in Frankreich. Und es gebe noch viel mehr zu sammeln, sagt er. Insgesamt 1200 Arten seien es. Die meisten wüchsen in Australien, wo die Gewächse ursprünglich herkommen.

Um 1880 tauchten sie erstmals in Südfrankreich auf und begannen, im mediterranen Klima zu wurzeln. Daraus erwuchs bald ein ertragreiches Business für Pflanzer. Mimosen wurden von den Bahnhöfen in Cannes und Mandelieu-la-Napoule quer durchs Land und durch Europa verschickt.

Bormes-les-Mimosas liegt ungefähr auf halbem Weg zwischen Marseille und Nizza. Um falschen Erwartungen vorzubeugen: Die Mimosenroute ist keine entlegene Themenstrecke, sondern verläuft über normale Straßen. Über die Küstenorte Sainte-Maxime und Saint-Raphaël führt führt die Fahrt zur Bucht von Agay, der Heimat von Schokoladenmacher Didier Carrié. Er hat die „Mimose von Agay" erfunden: eine Praline aus weißer Schokolade mit Zitrone und natürlichem Mimosenaroma.

Noch ein Kreativkopf ist Laurent Raynaud, der den Mimosenlikör „Mimocello" auf den Markt gespült hat. Den Likör stellt Raynaud in behördlich abgesegneter Eigenregie aus französischem Wodka und Mimosen her.

Die Mimosenroute endet im Parfümstädtchen Grasse, wo das internationale Parfümmuseum zu einer Reise durch die Welt der Düfte einlädt. Jessica Buchanan zählt dazu. Die Kanadierin hat am Parfüminstitut in Grasse studiert und ist hiergeblieben. In ihrem Shop setzt sie auf eigene Kreationen. Dabei darf die Mimose nicht fehlen.

„Sie ist soft und ähnelt keiner anderen Blume", schwärmt die Duftexpertin. Mit ihrer feinen Nase filtert sie überraschende Aromen heraus: ,,Honig, Blütenpollen - und einen Touch von Gurke." dpa/JG