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Irrtümer über die Bestattung

IM SÜDEN. Es zeigt sich, dass Menschen bei der Beauftragung einer Bestattung ein wesentlich geringeres Preisgefühl haben als bei Produkten und Waren des täglichen Bedarfes. Es gibt viel Unwissen darüber.

Weil viele Menschen sich nicht häufig mit dem Thema Bestattung beschäftigen, herrscht ein breites Unwissen zu diesem Thema. FOTO GASS

Stephan Neuser ist Generalsekretär des Bundesverbands Deutscher Bestatter. Immer wieder muss er sich mit beliebten Irrtümern rund um das Thema Bestattung auseinandersetzen. Dabei zeigt sich, dass Menschen bei der Beauftragung einer Bestattung ein wesentlich geringeres Preisgefühl haben als bei Produkten und Waren des täglichen Bedarfs. Das wundert nicht weiter, werden Menschen in der Regel doch nur alle 17 Jahre mit einem Todesfall im nahem Familien- oder Freundeskreis konfrontiert.

Darauf kann man achten:

Um nicht von den wenigen schwarzen Schafen der Branche übervorteilt zu werden, rät Stephan Neuser dazu, auf den Gesamteindruck beim Beratungsgespräch und den Kontakt mit dem Bestatter zu achten: 

› Erster Irrtum: „Eine Erdbestattung ist teurer als eine Feuerbestattung“. Welche der beiden Bestattungsformen man wählt, sollte man aufgrund der persönlichen Überzeugung entscheiden und nicht nur nach dem Preis. Zwar sei die Feuerbestattung besonders bei den nachgelagerten Kosten wie beispielsweise der Grabpflege oft etwas günstiger, doch die Erdbestattung müsse nicht zwangsläufig teurer sein, denn Kosten wie etwa für die hygienische Versorgung des Verstorbenen und weitere Dienstleistungen des Bestatters seien in beiden Fällen gleich. 

› Zweiter Irrtum: „Im Internet kann man Preise gut vergleichen“. Preisvergleiche sind wichtig, sagt Stephan Neuser, doch man muss sich darüber im Klaren sein, dass es immer auch starke regionale Unterschiede gibt – besonders was die Friedhöfe, Friedhofsgebühren, die Grabpflege und andere Leistungen im Zusammenhang mit der Bestattung angeht. Diese regionalen Gegebenheiten kennen Bestatter vor Ort einfach besser.

Pauschalangebote „all inclusive“ sind mit Vorsicht zu genießen und es besteht die Gefahr von Abholungen Verstorbener in Sammeltransporten, der Überführung in weit entfernte Krematorien und anderen unseriösen Praktiken wie etwa dem Verzicht, einen Verstorbenen würdig einzubetten, zu waschen und hygienisch zu versorgen. 

› Dritter Irrtum: „Ich lasse mich anonym bestatten und möchte meinen Kindern nicht zur Last fallen“. Es berührt zu hören, dass ältere Menschen aus einer falsch verstandenen Rücksicht auf ihre erwachsenen Kinder meinen, mit einer anonymen Bestattung diesen einen Gefallen zu tun, nur, weil sie vielleicht weiter entfernt wohnen. Das Gegenteil ist der Fall: Menschen brauchen gerade wenn sie weit entfernt wohnen, Orte, die an die Kindheit, die Verwandten und die Vorfahren erinnern. Viele wissen nicht, dass es inzwischen auf vielen Friedhöfen pflegefreie Gemeinschaftsgrabanlagen gibt, die eine individuelle Grabpflege entbehrlich machen. Ferner gibt es Kolumbarien und Grabeskirchen, die einen würdigen Ort des Gedenkens ermöglichen, ohne die Toten im anonymen Nichts der grünen Wiese verschwinden zu lassen. Auch die viel zitierte Bestattung von Urnen in Wäldern sollte gründlich überlegt werden, denn das Grab ist im Wald nur schwer zu erreichen. 

Eine Baumbestattung ist auf vielen Friedhöfen möglich, dabei oft günstiger als bei Anbietern der Waldbestattung. Neuser weist auch auf die Erreichbarkeit des Grabes und Barrierefreiheit für die Hinterbliebenen hin, die auf dem nahen Friedhof besser gewährleistet ist.


Immer mehr Babys werden tot geboren

24 Prozent mehr Sternenkinder

Im Süden. Im August hätte sie ihren 16. Geburtstag feiern können. Doch all das durfte sie nicht erleben, denn sie wurde tot geboren. „Drei Wochen vor dem Entbindungstermin merkte ich, dass es keine Herzschläge mehr gibt“, sagt Elisabeth Blecks aus Rudolstadt. Wegem eines Gendefekts starb ihr „Sternenkind“ im Mutterleib: „Sie hatte Trisomie 18.“

Elisabeth Blecks teilt ihr Schicksal mit vielen Frauen: Tot- oder Fehlgeburten sind nicht selten. In den vergangenen Jahren stiegen die Zahlen der sogenannten Sternenkinder sogar deutlich an. Laut Statistischem Bundesamt gingen sie zwischen 2007 und 2021 um 24 Prozent in die Höhe.

Insgesamt wurden 2021 bundesweit 3420 Kinder tot geboren. Auf 1000 lebendgeborene Kinder kommen 4,3 Totgeburten. Als „Totgeburt“ gilt, wenn das Kind bei der Entbindung mindestens 500 Gramm gewogen hat oder die 24. Schwangerschaftswoche erreicht wurde. epd