Dortmunder Süden - die besten Seiten des Südens Anzeige

Das Geschäft mit dem Tod

IM SÜDEN. Urne statt Vollholzsarg, Urnenwand statt Grabstein: Die Bestattungsbranche wandelt sich. Aber nicht alle Akteure profitieren von diesem Wandel.

Die Bestattungskultur ist im Wandel. Der Trend zur Umen-Beisetzung setzt sich fort. Aber auch Steinmetze spüren - neben den Sargherstellern - die Veränderungen. FOTO GASS

Das klassische Bild des schwarz gekleideten männlichen Sargträgers gehört der Vergangenheit an. Die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft ist beliebt – nicht nur bei Männern. 2022 waren 56 Prozent der künftigen Bestattungsfachkräfte Frauen, wie der Bundesverband Deutscher Bestatter (BDB) berichtet.

„Im jüngsten Jahrgang haben 370 neue Azubis die dreijährige Ausbildung im Bestatterhandwerk begonnen, doch es hat tatsächlich noch deutlich mehr Bewerbungen als Stellen gegeben“, sagt Verbandssprecherin Elke Herrnberger. Grund dafür sei unter anderem, dass der Ausbildungsberuf erst wenige Jahre alt sei und es noch mehr Betriebe mit Ausbildungsberechtigung geben könnte.

Vielfältige Arbeit

Vor allem wegen der Vielfältigkeit der Tätigkeit ziehe es junge Menschen in die Branche – auch Schulpraktika seien beliebt, berichtet Herrnberger. Neben dem Rechtlichen spielen sowohl Psychologie, Beratung als auch Gestaltung eine Rolle in dem Beruf. Zudem sei der Markt der rund 5500 meist kleinen oder mittelständischen Bestattungsinstitute krisensicher und stabil. Auf sie verteilten sich rund zwei Milliarden Euro Umsatz jährlich.

Die Branche ist im Wandel: In Deutschland wurden nach Angaben des BDB im Jahr 2022 rund 75 Prozent der mehr als eine Million Verstorbenen eingeäschert. Lediglich bei rund 25 Prozent gab es eine Erdbestattung, die noch vor einigen Jahrzehnten sehr geläufig war. „Viele Menschen leben nicht mehr am selben Wohnort wie ihre Eltern und Großeltern und wählen daher ein pflegefreies Grab, wie das in einer Gemeinschaftsgrabanlage, ein Parkgrab, ein Platz in einem Kolumbarium oder eine Baum- oder Seebestattung“, sagt Herrnberger. Zudem sei eine Feuerbestattung in einigen Fällen kostengünstiger: Einfache Urnen gibt es ab 100 Euro. Einfache Särge lassen sich kaum unter 500 Euro finden. Verbrennungssärge, die für Einäscherungen benötigt werden, können günstiger sein.

Die Preise für Särge und Sargzubehör seien zwischen 2021 und 2022 wegen der Holzknappheit je nach Anbieter zwischen 50 und 75 Prozent gestiegen, so der Bundesverband Bestattungsbedarf. Weitere Preistreiber seien Energiekosten, Lohnkosten und die Inflation.

Urnenbeisetzungen sind zudem zeitlich flexibler als Erdbestattungen. Je nach Bundesland kann die Urnenbeisetzung bis zu sechs Monate nach einer Einäscherung stattfinden. Eine Erdbestattung muss spätestens vier bis zehn Tage nach Eintritt des Todes vollzogen sein.

Sarghersteller bekommen die Veränderungen zu spüren. Deutschlandweit gibt es nur noch etwa 15 industrielle Produzenten, teilt der Bundesverband Bestattungsbedarf mit. Auch Steinmetze stellt der Wandel vor Herausforderungen. „Mengenmäßig haben wir insbesondere bei vorgefertigten Grabmalen einen deutlichen Einbruch zu verzeichnen“, sagt die Geschäftsführerin des Bundesverbands Deutscher Steinmetze, Sybille Trawinski. dpa


Bei Bestattungen Wartefrist abschaffen

48-stündige Frist soll gekippt werden.

Im Süden. Berlin will die 48-stündige Wartezeit bis zu einer möglichen Beisetzung abschaffen. Der Senat hat am Dienstag eine entsprechende Gesetzesvorlage für eine Reform des Bestattungsgesetzes beschlossen. Vielleicht ist das ein Vorbild für andere Bundesländer?

Die 48-stündige Wartefrist sei historisch gewachsen, jedoch sachlich nicht begründbar. Sie stehe im Widerspruch zu religiösen Bestattungsriten, welche eine möglichst zeitnahe Bestattung erfordern, hieß es zur Begründung. Mit der Abschaffung der Wartefrist solle die Religionsfreiheit gestärkt werden.

Zu einer islamischen Bestattung gehört unter anderem, dass zwischen Tod und Begräbnis nicht mehr als ein Tag vergeht. Traditionell werden Muslime in Tücher gehüllt beigesetzt. Für die in deutschen Bestattungsgesetzen vorgeschriebene Sargpflicht gibt es Ausnahmen auf Friedhöfen, die spezielle Grabfelder für die muslimische Bestattung angelegt haben. epd