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Hansetuch-Ausstellung in Lünen: Die moderne Hanse in Bildern

Lüner Hansetuch ist einmaliges Zeugnis neuer Hanse: 40 Städte und Gemeinden haben an zeitgenössischer Sammlung mitgewirkt / Gemälde können kostenfrei im Hansesaal in Lünen besichtigt werden

Ein Teil des Lüner Hansetuchs aus der Vogelperspektive. Das Bild wurde 2016 anlässlich der Eröffnung der Hansetuch-Ausstellung aufgenommen. FOTO (A) BERND HEGERT

Kleiner Exkurs in Althochdeutsche: „hansa“ bedeutet „Gefolge“, „Schar“. „Schar“. Die Hanse war im Mittelalter ein Interessensverband seefahrender Kaufleute. Bis in das 17. Jahrhundert hinein wuchs die Hanse und wurde ein mächtiger Handelsverband, der auch wirtschaftlich Gewicht hatte. Nun waren nicht nur die Kaufleute selbst, sondern auch die Städte Teile der Hanse, in den Hochzeiten ab Mitte des 14. Jahrhunderts waren mehr als 200 Städte Teil dieses Netzwerks. Der Einfluss reichte außerdem weit über die Handel treibenden Mitglieder hinaus; große Handelskontore in Nowgorod, Brügge, London und Bergen und kleinere Niederlassungen an vielen Handelsplätzen sorgten für Handel und Schutz.

Die Hanse war mehr als 400 Jahre lang ein wichtiger Faktor in Handel, Wirtschaft und Politik. Der 30-jährige Krieg war auch für die Hanse eine Zäsur. Sie verlor an Bedeutung, der geordnete Warenverkehr war undenkbar. 1669 lud Lübeck zum letzten Hansetag der historischen Hanse ein.

Erst 1980 wurde die historische Hanse wiederbelebt. In Zwolle wurde der internationale Städtebund DIE HANSE gegründet, als Förderung der wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen und staatlichen Einigung Europas. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit und gegenseitiger Austausch stehen nun auf der Agenda. Mitmachen kann jede Gemeinde, die eng oder weitläufiger zur historischen Hanse gehört. Der Städtebund der Neuzeit hat inzwischen fast 200 Mitglieder in 16 Ländern und ist eine der größten freiwilligen Städtegemeinschaften weltweit.

Chagall stand Pate

Das Lüner Motiv „Bündel“ FOTO STADT LÜNEN
Das Lüner Motiv „Bündel“ FOTO STADT LÜNEN

Auch Lünen ist stolz auf die Hansestadt-Vergangenheit.

Anlässlich des 9. Internationalen Hansetags der Neuzeit in Hamburg legten Lüner Repräsentanten den Grundstein zu seiner einmaligen internationalen Gemäldegalerie zeitgenössischer Kunst.

Inspiriert von Chagalls Wandteppichen in der Knesset in Jerusalem wurden zunächst 20 Kommunen des Städtebunds gebeten, in jeweils 1x1,50 Meter großen Gemälden ihre Idee der Hanse zu veranschaulichen.

Das Echo war fantastisch: Zur 650-Jahr-Feier 1991 konnte die Hansestadt Lünen bereits 23 Bilder aus neun Nationen präsentieren. 25 Jahre später, zum 675. Stadtjubiläum 2016, war die Sammlung auf 40 Originalgemälde angewachsen. 40 Städte der historischen Hanse haben sich beteiligt, das ideelle Band zieht sich um den Globus und verbindet die Mitgliedsgemeinden im Gedanken um die europäische Einigkeit. Von der Südwestküste Norwegens etwa ist Bergen vertreten, aus Frankreich La Rochelle. London zeigt seine zeitgenössische Sicht auf die Hanse ebenso wie Riga und Nowgorod, um nur einige Beiträge zu benennen.

Der ursprünglich beabsichtigte Wandbehang aus gewebtem Tuch sollte auf Reisen gehen und als Leihgabe den Mitgliedsstädten der Hanse zur Verfügung gestellt werden. Der Reiseplan war auch für die großformatigen Bilder noch aktuell. Spezielle Transportboxen standen schon bereit.

Nun aber sind die 40 Werke der internationalen Künstlerinnen und Künstler fest im Hansesaal gehängt. Auf Reisen geht ein 4x16 Meter großes Banner, auf dem in alphabetischer Reihenfolge alle Gemälde abgebildet sind. Dieses Banner kann von den Hansestädten kostenfrei ausgeliehen werden.

Das Lüner Motiv

1991 schrieb die Stadt Lünen einen Wettbewerb für den eigenen Beitrag zum Lüner Hansetuch aus.

Die Lüner Künstlerin Elly Valk-Verheijen aus Bergen in den Niederlanden beteiligte sich an der Ausschreibung zwar ursprünglich lediglich, weil Detlef Weinbrenner, Lüner Arzt, Künstler und Politiker, sie dazu drängte. Dass Valk-Verheijen gewann, ist vor dem Hintergrund ihrer internationalen Biografie besonders spannend, da sie sozusagen den Hansegedanken in persona lebt. Geboren in Bergen in den Niederlanden, lebt und arbeitet sie seit 1977 in Lünen.

Der Gedanke der Hanse als Verband oder Zusammenschluss ist ein Hauptmotiv des Gemäldes. Die „Bündel“, so der Titel des Werks, stellen die Gemeinschaft der Hanse als gebündelte Interessensvertretung dar. Außerdem verweist das Stroh auf die Landwirtschaft als Basis für den Handel.

Weitere Informationen rund um die Sammlung gibt es im ausführlichen Katalog. Die Gemälde können kostenfrei im Hansesaal in Lünen besichtigt werden.  Petra Zimmermann