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Haare als Gewässerfilter und ein Blick auf die Nachhaltigkeit

Das Bewusstsein für ein nachhaltiges und umweltschonendes Arbeiten ist längst ein fester Bestandteil des Friseurhandwerks – mit verschiedenen Facetten.

Der Haarschnitt bringt nicht nur die Frisur zurück in Form, die abgeschnittenen Haare helfen mitunter auch bei der Reinigung von Gewässern. FOTO: VIACHESLAV YAKOBCHUK - STOCK.ADOBE.COM

Der Besuch beim Friseur gehört für viele Menschen einfach dazu: Ob es um das reine Schneiden der Haare geht oder aufwendige Frisuren das Ergebnis des Besuches sind, in regelmäßigen Abständen suchen wir einen der zahlreichen Salons in unserer Nachbarschaft auf. Und ebenso regelmäßig sind abgeschnittene Haare das Resultat dieser Besuche – eigentlich ein Abfallprodukt. Denn nur ein Buchteil dieser Haare eignen sich für die Weiterverwertung in der Perückenfertigung, die überwiegende Masse wird weggeworfen.Doch genau das ändert sich derzeit – auch im Kreis Unna. Als Mitwirkende der Initiative „Hair help the oceans“ beteiligen sich deutschlandweit mehr als 800 Betriebe bei der Weiternutzung der Haarreste für den Umweltschutz. Das Konzept dahinter ist schnell erklärt: Die Haare werden dazu genutzt, Gewässer von Öl, Sonnemilchresten oder auch Benzin zu reinigen. Genutzt wird hierbei die natürliche Eigenschaft der Haare, Fette aufzusaugen, die sie auch nach dem Schneiden beibehalten.Wurden die Haarreste zu Beginn des Projektes noch in alte Nylonstrümpfe gesteckt, hat man mittlerweile eine andere Herangehensweise gefunden. „Mittlerweile werden sie zu Matten gefilzt. Das hat zwei Vorteile: Zum einen verzichtet man auf die Nylonstrümpfe, was es noch nachhaltiger macht, und zum anderen ist die Filterwirkung noch größer“, berichtet Björn Barthold, Obermeister der Friseur-Innung Unna. Innerhalb der Innung wurde das Projekt publik gemacht, auch im Kreis haben sich schon einige Betriebe gefunden, die ihre Haarreste sammeln und zur Verfügung stellen. „Wir haben erst überlegt, eine zentrale Sammelstelle einzurichten, aber das ist gar nicht mehr notwendig. Mittlerweile arbeitet das Projekt mit einem Paketdienst zusammen, der die Kisten mit den Haaren abholt, sobald sie ein gewisses Gewicht erreicht haben. Die Betriebe bezahlen pro Monat dann 21 Euro für die Abholung und Weiterverarbeitung“, beschreibt Björn Barthold die Abläufe rund um die Sammlung.Verpackungen und Verbrauch im Fokus„Hair help the oceans“ ist jedoch nur ein Aspekt, mit dem das Thema Nachhaltigkeit seinen Weg in das Friseurhandwerk gefunden hat – denn neu ist das Thema dort keinesfalls. Björn Barthold selbst setzt in seinen Salons schon seit Jahren darauf. „So wenig Chemie wie möglich, so viel Bio wie möglich“ lautet das Credo der täglichen Arbeit. „Ganz ohne Chemie geht es nicht. Das betrifft zum Beispiel Bereiche wie Dauerwellen oder auch Wasserstoffperoxide beim Färben der Haare. Aber man versucht, die Chemie so gut es geht zu reduzieren“, gibt der Obermeister einen Einblick, was dieses Credo im Berufsalltag bedeutet.Doch auch darüber hinaus – und unabhängig von der jeweiligen Ausrichtung des Salons – gibt es zahlreiche Ansatzpunkte, die auf den ersten Blick vielleicht klein erscheinen, aber in Summe viel bewirken. „Wir achten zum Beispiel darauf, dass die Verpackungen aus recyceltem Material gefertigt sind. Dazu gehört dann zum Beispiel auch, dass Deckel aus Plastik hergestellt sind, das vor Afrika aus dem Meer gereinigt wurde. Aber auch Aspekte wie Mülltrennung und Verbrauch sind wichtig“, erläutert Björn Barthold. Andere Salons setzen bei ihrer Arbeit darüber hinaus auf möglichst große Gebinde, etwa für Shampoo, dass an die Kundinnen und Kunden verkauft wird. Hier wird die benötigte Menge in mitgebrachte Gefäße gefüllt, die Menge der benötigten und weggeworfenen Verpackungen wird auf diese Weise reduziert.Insbesondere der Bedarf an Energie rückt dieser Tage vor dem Hintergrund der Folgen des Ukraine-Kriegs aber in den Fokus. Denn das Friseurhandwerk hat einen gewissen Energieverbrauch. Die Salons müssen geheizt werden, Warmwasser wird für die Arbeit ebenso benötigt wie Strom für Geräte wie den Föhn. „Das werden wir natürlich auch gegen Ende des Jahres benötigen, daher blickt man natürlich darauf, wie sich der Krieg weiter entwickelt und wie die Auswirkungen hier sind. Wir selbst haben zwar beispielsweise Armaturen, die den Wasserverbrauch reduzieren, aber ganz verzichten kann man halt auch nicht.“